Kultur

"Kulturzeit" vom 24.05.2024: Ewiger Krieg? Netanjahu und die Hamas

Die Themen der Sendung: Israel und Hamas, Regisseur Mohammad Rasoulof in Cannes - Gespräch mit Christian Konrad, 75 Jahre Grundgesetz - Artikel 5, Pergamonmuseum.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 24.08.2024

Die Themen der Sendung:

Der ewige Krieg? Wie Netanjahu und die Hamas voneinander profitieren

Für die Opfer Israels und Gazas ist jeder Kriegstag eine Ewigkeit. In Israel sind es die Geiselfamilien, die an der Apathie der Netanjahu-Regierung verzweifeln. In Gaza sind es die Menschen in den Trümmern, die die Hamas verfluchen – wenn auch nicht offen in der islamischen Theokratie. "Immer wenn wir nahe an einem Deal sind", sagte der kuweitische Vermittler Majed Al-Ansari in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung "Haaretz", "sabotieren ihn beide Seiten". Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der höchste Hamas-Führer in Gaza, Yahya Sinwar, – zwei Kehrseiten derselben Medaille? Für den israelischen Historiker Adam Raz, dessen Buch "Der Weg zum 7. Oktober" gerade in Hebräisch erschienen ist, steht es außer Frage, dass dieser Krieg beiden Seiten dient. Im Detail beschreibt er die symbiotische, langjährige Beziehung zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und der palästinensischen Terrorgruppe. Für Netanjahu sei die Hamas die Ausrede, sich nicht mit einem Friedensprozess auseinandersetzen zu müssen. Für die Hamas sei die Netanjahu-Regierung buchstäblich ein Blankoscheck. Milliarden flossen jährlich mit Israels Wissen in den Gazastreifen und den militärischen Flügel der Islamisten. Nun ist es der Krieg, der beide Seiten politisch am Leben hält. "Die 'Dresdenisierung' des Gazastreifens dient Netanjahu", sagt Raz. Er schafft es, die israelische Öffentlichkeit, die die Verbrechen des 7. Oktober rächen wollte, zu einem Partner seiner Verbrechen zu machen. Der Krieg in Gaza ist eine Fortsetzung seines Justiz-Coups und seines Versuchs, Israel von einer demokratischen und liberalen Gesellschaft in einen Staat, der nicht Teil demokratischer Gesellschaften oder internationales Rechts ist, zu machen." Auf der anderen Seite: Yahya Sinwar, der die Palästinenser mit dem 7. Oktober auf die Landkarte brachte. Noch nie gab es soviel internationale Unterstützung für die palästinensische Sache. Und jede israelische Militäraktion ist ein weitere Trumpfkarte für die Hamas.

Mehr zum Thema

Mohammad Rasoulof in Cannes - Gespräch mit Christian Konrad

Seit zwei Wochen steht das französische Küsten-Städtchen Cannes ganz im Zeichen der internationalen Film-Szene. Bei der 77. Ausgabe der Filmfestspiele an der Croisette sind 22 Filme im Wettbewerb. An wen Jurypräsidentin Greta Gerwig gemeinsam mit ihren Kolleg*innen am Abend des 25. Mai die Goldene Palme überreichen wird, ist noch offen. Doch auch politisch sorgt das Festival für Aufsehen: Der iranische Filmemacher Mohammad Rasoulof hat nach der Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe seine Heimat heimlich verlassen und ist am 24. Mai zur Weltpremiere seines neuen Filmes "The Seed of the Sacred Fig" erschienen, der im Wettbewerb läuft. Die Sicherheitsvorkehrungen in Cannes wurden um ein Vielfaches verstärkt. "The Seed of the Sacred Fig" ist ein bewegendes Familien-Drama, in dem Rasoulof einmal mehr das repressive System im Iran kritisch beleuchtet.

In den letzten Tagen hat sich die Zahl der Favoriten noch einmal drastisch erhöht. Dazu zählen die Arbeiten von Andrea Arnold ("Bird"), Jacques Audiard ("Emila Perez") und Sean Baker ("Anora"). Auch das Drama "Grand Tour" des Portugiesen Miguel Gomes ist preisverdächtig. Die tragikomische Liebesgeschichte ist im Asien des frühen 20. Jahrhunderts angesiedelt. Neben Produktionen aus aller Welt ist auch ein österreichischer Beitrag in Cannes vertreten: der Film "The Village Next to Paradise" läuft in der renommierten Sektion "Un Certain Regard". Wir sprechen mit dem ORF-Filmexperten Christian Konrad über Mohammad Rasoulof und seinen Film in Cannes.

75 Jahre Grundgesetz: Artikel 5 - Meinungsfreiheit

Das deutsche Grundgesetz gilt als Erfolgsmodell. Seit seiner Ausfertigung am 23.Mai 1949 gab es zwar rund 60 Änderungen - doch die verstehen sich auf substanzielle Weise subtil. 75 Jahre Grundgesetz, das bedeutet 75 Jahre Frieden und Demokratie auf Grundlage einer Ordnung, die anscheinend sich den Zeitläuften immer neu zur Diskussion stellt. In einem Jahr der Krisen, dem erstarken rechter Parteien, Kriegen in der Ukraine und in Nahost, dem befürchteten Wandel bei den Bündnispartnern (Trump, rechte Parteien in der EU, Brexit etc.), dem Klimawandel und der Energieunsicherheit stellt sich neben vielen anderem auch die Frage nach Demokratiemüdigkeit. Hat man vergessen, was man am Grundgesetz hat – ein Instrument, das sowohl gesellschaftliche Ausbalancierung festschreibt und immer wieder seine eigene Diskussion ermöglicht. Zum Geburtstag betrachten wir drei Artikel des Grundgesetzes neu.

Das Pergamonmuseum räumt seine Schätze weg

Das Pergamonmuseum in Berlin ist eines der beliebtesten deutschen Museen und lockt jährlich mehr als eine Million Menschen an. Wegen Sanierungsarbeiten bleibt das Haus mehrere Jahre lang völlig geschlossen. Wo sonst die Prozessionsstraße von Babylon auf das Ischtar-Tor aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. führte, lagern nun tonnenschwere Figuren, Teile von antiken Statuen oder Reliefs. In den kommenden Tagen werden 59 der wuchtigen Objekte, die nicht in Fahrstühle passen, durch ein entsprechend präpariertes Fenster in eigens angemietete Lager oder Restaurationswerkstätten verfrachtet. Der Bauabschnitt A mit dem Pergamonaltar soll 2027 wieder zugänglich sein. Der zweite Abschnitt B bleibt bis mindestens 2037 geschlossen. Die Gesamtkosten könnten bei 1,5 Milliarden Euro liegen.

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