Kultur

"Kulturzeit extra": Mad Max & Co in Cannes

Das Filmfestival von Cannes ist Startrampe für die Kino-Highlights des kommenden ‎Jahres. Diesmal dabei: Die Premiere von "Furiosa: A Mad Max Saga". Die Goldene Palme ging an den Favoritenfilm "Anora" von Sean Baker.‎

Produktionsland und -jahr:
2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 26.08.2024
Ton
UT

Im Film "Anora" des US-amerikanischen Independent-Regisseurs Sean Baker verliebt sich eine junge Strip-Tänzerin in einen reichen russischen Oligarchen-Sohn, wird aber von dessen Eltern zur Trennung gezwungen. Unterlegt mit komödiantischen Elementen galt das Drama als großer Festivalfavorit. Baker widmete den Film am Abend der Preisverleihung "allen Sexarbeiterinnen". Er hoffe, seine Filme trügen dazu bei, das Stigma von Sexarbeit abzubauen. Auf der Bühne sagte der 53-Jährige über seine Auszeichnung: "Das ist buchstäblich mein einziges Ziel als Filmemacher in den letzten 30 Jahren gewesen. Ich bin mir also nicht sicher, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen werde."

Mit dem Grand Prix zeichnete die Jury das indische Frauen-Drama "All We Imagine As Light" von der Regisseurin Payal Kapadia aus. Der Jury-Preis ging an das spanischsprachige Musical "Emilia Perez" von Jacques Audiard, in dem ein mexikanischer Drogenboss sich nach einer Geschlechtsumwandlung für die Opfer des Drogenkriegs einsetzt. Der Film erhielt auch eine Palme für sein Darstellerinnen-Ensemble, angeführt von der spanischen Transgender-Schauspielerin Karla Sofía Gascón. Als bester männlicher Darsteller wurde der amerikanische Schauspieler Jesse Plemons geehrt, der in Yorgos Lanthimos Film Episoden-Film "Kinds of Kindness" drei verschiedene Charaktere verkörpert. Der Portugiese Miguel Gomes erhielt die Silberne Palme als bester Regisseur für seinen experimentellen "Grand Tour", in dem ein britisches Paar sich 1919 in den asiatischen Kolonalgebieten verliert. Die Auszeichnung fürs beste Drehbuch ging an den feministischen Body-Horror-Thriller "The Substance" von Coralie Forgeat.

Spezialpreis der Jury an Mohammad Rasoulof

Eine der überraschendsten Wendungen des 77. Filmfestivals von Cannes ereignete sich außerhalb der Leinwand. Zu Beginn hatte die Nachricht, dass der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof in seinem Heimatland zu einer mehrjährigen Haftstrafe und Peitschenhieben verurteilt worden war, den Wettbewerb um die Goldene Palme überschattet. Es war davon auszugehen, dass Rasoulofs neuer Film "The Seed of the Sacred Fig" in Abwesenheit seines Schöpfers Premiere feiern müsse. Dann wurde bekannt, dass Rasoulof kurz vor der drohenden Verhaftung die Flucht aus dem Iran gelungen war. Nun kam der Regisseur zur Präsentation seines Films doch noch in Persona. Der 51-jährige Rasoulof gewann mit seinem Film "There is No Evil" 2020, auf der letzten Vor-Corona-Berlinale, den Goldenen Bären, aber eigentlich ist er eine Cannes-Entdeckung, wo zuvor drei seiner Filme in der Sektion "Un certain regard" mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet worden waren. Mit "The Seed of the Sacred Fig" ging er zum ersten Mal ins Rennen um die Goldene Palme und gewann den Spezialpreis der Jury.

"Furiosa: A Mad Max Saga" feiert Premiere

Hollywood-Legende George Lucas wurde mit der Goldenen Ehrenpalme für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der schillerndste Name war jedoch der derzeit sehr angesagte griechische Regisseur Giorgos Lanthimos, der nach "Poor Things" im Jahr 2023 in Venedig sein neues Werk "Kinds of Kindness" wieder mit Emma Stone und Willem Dafoe in Cannes präsentierte. US-Schauspieler Jesse Plemons wurde für seine Leistung in dem Film als bester männlicher Darsteller geehrt. Auch 2024 wartete das Filmfestival mit Blockbustern auf. George Millers fünfter Teil der Kultserie "Mad Max" feierte am 15. Mai seine Premiere außer Konkurrenz, neun Jahre nach "Mad Max: Fury Road". "Furiosa: A Mad Max Saga" ist ein Prequel dazu, das die Vorgeschichte der von Charlize Theron gespielten Figur genauer beleuchtet. Obwohl es heute möglich wäre, Charlize Theron 20 oder 30 Jahre jünger aussehen zu lassen, hat sich Miller für eine Neubesetzung mit Anya Taylor-Joy entschieden. In den weiteren Hauptrollen sind Chris Hemsworth und Nathan Jones zu sehen. 

Richard Gere und Uma Thurman in Paul Schraders "Oh, Canada"

Paul Schrader, Rebell des New Hollywood, hat seinen Film "Oh, Canada" mit Uma Thurman und einem preisverdächtig intensiven Richard Gere vorgestellt. 44 Jahre nach dem legendären "American Giggolo", dem Film, der Richard Gere über Nacht zum Sexsymbol einer ganzen Generation gemacht hat, haben Schrader und Gere wieder zusammen gearbeitet. Mit 77 Jahren hat Schrader nichts verlernt. Sein Film ist eine Reise in die Vergangenheit, wehmütig und schonungslos. Der gefeierte Filmregisseur Leo, gespielt von Richard Gere, wird sterben und legt eine Lebensbeichte ab. Als Künstler wird er gefeiert, als Mensch hat er versagt. Verloren irrlichtet er durch seine Erinnerungen, auf der Suche nach Vergebung.

Cate Blanchet als deutsche Kanzlerin in "Rumours"

Die absurde kanadische Satire "Rumours" vereint ein geniales Regietrio und sieben internationale Schauspieler, darunter Cate Blanchett, als die mächtigsten Politiker des Planeten. Die Satire spielt während eines G7-Gipfels in Deutschland. Die Staatschefs verirren sich in einem Wald und geraten zunehmend in Gefahr. Der Deutsche Wald eine Wildnis ohne Handyempfang, Politiker irren herum. Die Kanzlerin (Cate Blanchett) und der kanadische Premier sollen eigentlich ein staatstragendes Papier erarbeiten, aber sie stehen im Wald. "Rumours" ist ein großer Spaß. Die ZDF-arte Koproduktion ist eine verführerische Satire, die Politiker als inkompetente Trottel vorführt und sie dadurch irgendwie menschlicher macht. Wer diese Grotesque nicht allzu ernst nimmt, liegt auf jeden Fall richtig. Es tut so gut in unseren politisch aufgeladenen Zeiten einen Film zu sehen, der uns erlaubt, einen Schritt zurückzutreten und einfach mal laut zu lachen - über dusselige Politiker und über uns selbst.

Kein deutscher Film im Wettbewerb

Jury-Präsidentin bei den 77. Filmfestspielen war Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Greta Gerwig, die mit dem Film "Barbie" 2023 alle Rekorde gebrochen hat. Gerwig ist nach der Schauspielerin Olivia de Havilland in den 1960er Jahren erst die zweite US-Amerikanerin, die diese Rolle übernimmt. Zu guter Letzt fiel auf, dass nach dem doppelten Wim Wenders im Vorjahr diesmal wieder kein einziger deutscher Film im Wettbewerb oder anderen Sektionen zu sehen war. Und auch aus dem sonst gefühlt immer vertretenen Österreich kam diesmal kein Film.

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