Kultur
"Kulturzeit" vom 30.10.2025: "Das Meer" - Israels umkämpfter Oscar-Beitrag
Die Themen der Sendung: Film "Das Meer", Michel Abdollahi im Gespräch über sein Buch "Es ist unser Land", immer mehr Inder an deutschen Unis, Film "Bugonia".
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 30.01.2026
Die Themen der Sendung:
Israels umkämpfter Oscar-Beitrag "Das Meer"
Eigentlich ist es eine Geschichte, die Gemüter erwärmen, aber nicht erhitzen sollte. Der Film "Das Meer" dreht sich um Khaled, einen zwölfjährigen Jungen aus einem palästinensischen Dorf im Westjordanland. Auf einem Schulausflug soll er zum ersten Mal in seinem Leben das Meer sehen. Doch als die Ausflügler einen Militärkontrollpunkt erreichen, behaupten die Soldaten, seine Genehmigung sei ungültig und schicken ihn nach Hause, während seine Klassenkameraden ihre Reise fortsetzen. Tief enttäuscht macht sich Khaled allein auf den Weg zum Meer, obwohl er den Weg nicht kennt und kein Hebräisch spricht. "Das Meer" wurde als Israels Oscar Nominierung eingereicht, und gewann vorher den renommierten Ophir Filmpreis in Tel Aviv. Der 13-jährige Mohammed Gazawi wurde bei der Zeremonie bester Schauspieler des Jahres.
In einer Erklärung auf X sagte Israels Kulturminister Miski Zohar: "Es gibt keinen größeren Schlag ins Gesicht der israelischen Bürger als die peinliche und distanzierte jährliche Verleihung der Ophir Awards". Der Film würde Israels Soldaten diffamieren und das angebliche Leid der Palästinenser romantisieren. "Unter meiner Aufsicht", so Zohar, "werden israelische Bürger nicht aus eigener Tasche für eine Zeremonie bezahlen, die unseren heldenhaften Soldaten ins Gesicht spuckt." Zohar droht der israelischen Filmindustrie, die zum großen Teil staatlich subventioniert ist, den Geld-Hahn zuzudrehen. Doch Filmemacher und Produzenten lassen sich nicht einschüchtern. Assaf Amir, Vorsitzender der Israelischen Akademie für Film und Fernsehen, antwortete: "Da der nicht enden wollende Krieg in Gaza einen schrecklichen Tribut an Tod und Zerstörung fordert, bieten wir ein wenig Hoffnung, in dem wir durch unsere Arbeit und durch Filme wie 'Das Meer' den 'Anderen' zeigen." Der Diskurs kommt zu einer Zeit, in der auch die israelische Filmindustrie im internationalen Kreuzfeuer ist. Mehr als 5000 Schauspieler und Filmemacher Hollywoods, darunter Joaquin Phoenix, Javier Bardem und Mark Ruffalo, unterzeichneten am 9. September einen offenen Brief, in dem sie zum Boykott der israelischen Filmindustrie aufriefen. Mit dem Boykott der Filmemacher von "Das Meer", meinen Israels Regisseure und Produzenten, schaden sie genau den Falschen.
Mehr zu Israel und den Palästinensern
Buch "Es ist unser Land" - Gespräch mit Michel Abdollahi
Die "große Politik spiegelt sich an ganz unterschiedlichen Stellen im Alltag, platzt manchmal mitten rein, auch nur mit einem Satz. Als der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz bei einer Pressekonferenz in Brandenburg Mitte Oktober davon sprach, dass wir "natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem" hätten, geäußert im Zusammenhang mit Migration, da schlugen die Wogen hoch. Und die Debatte hält an: Auf der einen Seite stehen die Vorwürfe von Rassismus, auf der anderen Applaus für Merz. Wir sprechen mit dem Journalisten Michel Abdollahi.
Immer mehr Inder an deutschen Hochschulen
Mit dem neuen Semester starten auch viele internationale Studierende ein aufregendes Kapitel ihres Lebens in Deutschland. Unter ihnen sind besonders viele junge Inder, die mittlerweile die größte Gruppe ausländischer Studierender an deutschen Universitäten stellen. Die internationalen Studierenden, vor allem aus den MINT-Fächern, bergen ein enormes Potenzial für den deutschen Arbeitsmarkt. Doch trotz des Fachkräftemangels bleibt nur etwa ein Drittel von ihnen länger als zehn Jahre in Deutschland. Die Gründe für ihre Abwanderung sind vielfältig – von Sprachbarrieren über kulturelle Herausforderungen bis hin zu Erfahrungen mit Diskriminierung. Die Association of Indian Students in Aachen (AISA e.V.) setzt sich aktiv dafür ein, dass indische Studierende in Deutschland gut ankommen, und unterstützt sie zum Beispiel bei der Wohnungssuche. Aber auch verschiedene Veranstaltungen wie Kulturfeste oder Kinoabende sollen dazu beitragen, dass die Studierenden ein echtes Zuhause in Aachen finden. Wir fragen indische Studierende, warum sie sich für Deutschland entschieden haben, wie ihre Ankunft verlief, ob sie sich willkommen fühlen und welche Hoffnungen sie für ihre Zukunft hegen.
Die SF-Komödie "Bugonia" mit Emma Stone
In den Filmen von Giorgos Lanthimos scheint es inzwischen vor allem darum zu gehen, Emma Stone zu traktieren. Für die Werke des griechischen Regisseurs wirft sich die Oscarpreisträgerin regelmäßig unter großem Körpereinsatz in grenzüberschreitende Rollen. 2024 wurde sie dafür mit "Poor Things" mit ihrem zweiten Oscar belohnt. In "Bugonia" setzen die beiden ihre besondere Zusammenarbeit fort. Auch diesmal ist Stones Einsatz preisverdächtig – sie spielt in der düsteren Sci-Fi-Komödie eine Pharma-Unternehmenschefin, die von zwei Verschwörungsideologen entführt wird. Die zwei Fanatiker sind überzeugt, die Geschäftsführerin namens Michelle sei eine außerirdische Bedrohung. Sie sperren sie in einen Keller, rasieren ihr eine Glatze, fesseln sie und versuchen sie zu erpressen, Kontakt zu ihren Alien-Bossen herzustellen. Am Anfang noch ungläubig-irritiert, spielt sie das Spiel irgendwann mit in der Hoffnung, so schneller wieder freizukommen. Nicht nur Stone, die sich für den Film eine Glatze rasiert hat, überzeugt. Jesse Plemons verkörpert einen der Entführer auf grandios-schauerliche Weise. Er spielt einen gesellschaftlich abgehängten Imker auf Abwegen, der die Unternehmenschefin mit zunehmender Gewalt brechen will. Seine Methoden beinhalten unter anderem brutale Stromstöße. "Bugonia" ist ein gelungener Mix aus schwarzem Humor, intensiv-beklemmender Atmosphäre und überraschenden Wendungen. Eine Art Keller-Kammerspiel, in dem brutale Unterwerfung auf satirische Gesellschaftskritik trifft – besetzt mit zwei der aktuell angesagtesten Schauspieler Hollywoods. Die skurrile Komödie ist jetzt in allen 3sat-Ländern im Kino zu sehen.