Kultur
"Kulturzeit" vom 22.09.2025: Westbank vs. Gaza - die beiden Palästinas
Die Themen der Sendung: Die beiden Palästinas - Gespräch mit Muriel Asseburg, Münchner Philharmoniker, Triegel-Altar in Naumburg, Miet Warlop in Hamburg, Rapperin Little Simz
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 22.09.2026
Die Themen der Sendung:
Die beiden Palästinas - Gespräch mit Muriel Asseburg
Während Kanada, England, Portugal und Australien aus Entsetzen über die Entwicklungen in Gaza ein unabhängiges Palästina als Staat anerkennen, bleiben palästinensische Stimmen aus dem Westjordanland zu Gaza so gut wir aus. Seit dem Beginn von Israels militärischer Kampagne in Gaza gab es in Ramallah, dem Herzen des Westjordanlands, kaum Protest. Eine Demonstration zu Beginn des Kriegs wurde von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas niedergeknüppelt. Danach blieb es still. Warum?
Nicht nur die Kluft zwischen Israelis und den Palästinensern wird immer tiefer. Auch das Westjordanland und Gaza driften immer weiter auseinander. In den Cafés laufen im Fernsehen stumm die Kriegsnachrichten. Niemand schaut hin. Während in Gaza Hunger und Verwüstung herrschen und eine islamistische Terrororganisation die Bevölkerung knebelt, gibt es in der Grosßtadt Ramallah längst eine laizistische, westlich orientierte, hedonistische Mittelschicht.
Bestes Beispiel: die vor wenigen Monaten bei Ramallah eröffnete Megamall ICON. Die pompöse Einweihungsparty hatte in sozialen Medien für Empörung gesorgt. Wie kann Ramallah ein Shopping Center mit 40 Restaurants feiern, während Gaza hungert? "Ihr lebt ein Leben in totalem Luxus und wir in Gaza kämpfen ums Überleben", empörte sich der soziale Aktivist Mohammed Harari. "Ich meine: Bitte, bitte, Leute im Westjordanland. Stellt zumindest diesen Luxus nicht so schamlos zur Schau."
Für Laureen Imseeh, die Marketing Direktorin ICONs, ist der Widerspruch zwischen dem Einkaufsluxus in Ramallah und dem verwüsteten Gaza ein Spagat. "Die Medien haben die Eröffnung schlicht falsch dargestellt. Wir würden nie feiern, während unser Volk leidet," beteuert sie. "Nach dem Völkermord in Gaza werden wir als allererstes ein zweites Shopping Center in Nablus bauen, und dann Teil des Wiederaufbau in Gazas sein."
Wenig überzeugend, meint der palästinensische Politologe Omar Assaf: "Würden Sie, wenn Ihr Bruder stirbt, am nächsten Tag heiraten? Und in dem Shopping Center verhält man sich so, als würden sie auf den Wunden und der Leiche ihres Bruders tanzen." Für das säkulare, individualistische Ramallah ist das 80 Kilometer entfernte Gaza Lichtjahre weit weg. Wir sprechen mit der Politologin Muriel Asseburg.
UN-Debatte zu Palästina
Unmittelbar vor dem Treffen von Staats- und Regierungschefs bei der Uno in New York haben Großbritannien, Kanada und Australien offiziell die Anerkennung eines Palästinenserstaats verkündet. Bereits mehr als 140 Staaten weltweit haben inzwischen einen Palästinenserstaat anerkannt. Zu der Generaldebatte der UN-Vollversammlung werden in den kommenden Tagen rund 140 Staats- und Regierungschefs in New York erwartet. Frankreich veranstaltet gemeinsam mit Saudi-Arabien am Rande der Generaldebatte ein Gipfeltreffen, bei dem der französische Präsident Emmanuel Macron und weitere Regierungen ebenfalls ihre offizielle Anerkennung eines Palästinenserstaats verkünden wollen. Die USA lehnen diesen Schritt dagegen komplett ab. Deutschland, das bei der UN-Debatte durch Außenminister Johann Wadephul (CDU) vertreten sein wird, plant seinerseits "kurzfristig" keine Anerkennung eines palästinensischen Staats. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu prangerte die Anerkennung eines Palästinenserstaats am 21. September als Bedrohung für die Existenz Israels an. Ein international anerkannter Palästinenserstaat würde "unsere Existenz gefährden" und sei "eine absurde Belohnung für Terrorismus", sagte er vor seinem Kabinett. "Die internationale Gemeinschaft wird in den kommenden Tagen von uns zu diesem Thema hören."
Die israelische Armee hatte in den vergangenen Tagen ihr Vorgehen im Gazastreifen nochmals verschärft. UN-Chef António Guterres zeigte sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP entsetzt über die Situation in dem Palästinensergebiet: Dies sei "die schlimmste Stufe von Tod und Zerstörung", die er in seiner Zeit als Generalsekretär der Vereinten Nationen und wahrscheinlich in seinem Leben gesehen habe.
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