Kultur

"Kulturzeit" vom 27.02.2024: Der Auschwitz-Film "The Zone of Interest"

Die Themen der Sendung: Auschwitz-Film "The Zone of Interest" mit Sandra Hüller, Nachruf auf René Pollesch - Gespräch mit Simon Strauß, Aktivist Oleg Orlow verurteilt, Interview mit Viktor Jerofejew .

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 28.04.2024

Die Themen der Sendung:

Der Film "The Zone of Interest"

Dass das Böse banal ist, wissen wir seit Hannah Arendt. Was aber bedeutet es und wie fühlt es sich an, das zu Ende zu denken und zu zeigen? Der britische Regisseur Jonathan Glazer geht mit seinem Auschwitz-Film "The Zone of Interest" da hin, wo es weh tut. Im Zentrum seines Films steht ein Täter und seine Frau: Rudolf Höß, Kommandant des Konzentrationslagers und Hedwig, seine noch fanatischere Nazifrau. Die beiden bewohnten eine geräumige Villa, die direkt an das Lager grenzte. Während Rudolf seinem mörderischen Alltag nachgeht, macht Hedwig aus ihrem Zuhause ein kleines Paradies. Sie züchtet Rosen, beaufsichtigt die Kinder, die im Pool plantschen und ist völlig unbeeindruckt von dem Grauen, das sich nur wenige Meter entfernt abspielt. Das Lager selbst ist auch im Film nicht zu sehen, nur zu erahnen, ein genialer Soundtrack simuliert ein Tohuwabohu aus Schreien, Stimmen, dröhnender Musik – akustischer Grusel in Perfektion. Ab und zu sieht man schwarzen Rauch hinter der KZ-Mauer aufsteigen. Das Kino entsteht im Kopf.

Glazer ist ein Perfektionist, zehn Jahre hat er an dem Projekt gearbeitet und natürlich musste mit deutschen Schauspielern und auf Deutsch gedreht werden. Christian Friedel spielt ganz hervorragend Rudolf Höß – die größte Sensation aber ist die atemberaubende Sandra Hüller als Hedwig. Historiker wissen, dass sie viel fanatischer, kälter, grausamer war als ihr Mann und Hüller ist grandios als eiskaltes Monster, das aber in sich eine schlüssige Figur ist. Eine Frau, die einfach nur ein "schönes", glückliches Zuhause möchte, ein Idyll für sich und ihre Kinder mitten im Horror. Diesen Widerspruch nicht nur auszuhalten, sondern auch darzustellen, schafft Sandra Hüller eindrucksvoll. Schon jetzt wird sie für einen europäischen Filmpreis und natürlich für einen Oscar gehandelt. Der Film kommt am 29. Februar in die deutschen, österreichischen und Schweizer Kinos.

Zum Tod von René Pollesch - Gespräch mit Simon Strauß

Der Dramatiker und Regisseur René Pollesch ist tot. Das teilte die Berliner Volksbühne mit. Der Intendant des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz sei am 26. Februar im Alter von 61 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben, hieß es. Man sei entsetzt und "in tiefer Trauer". Der 1962 im hessischen Friedberg geborene Sohn eines Maschinenschlossers hatte die Leitung der Volksbühne 2021 übernommen. Zuvor war er seit 2001 als Autor und Regisseur an der Volksbühne unter der Intendanz von Frank Castorf tätig. Von 2001 bis 2007 leitete er die Volksbühnen-Spielstätte im Prater. Der Dramatiker und Autor hat etwa 200 Stücke geschrieben und uraufgeführt. Für seine Arbeit wurde Pollesch mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2001 und 2006 den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis, 2009 außerdem den undotierten Publikumspreis. 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift "Theater heute" für die Prater-Trilogie zum besten deutschen Dramatiker gewählt. 2019 wurde ihm in Wien der mit 10.000 Euro dotierte Arthur-Schnitzler-Preis verliehen. Wir sprechen mit dem Theaterkritiker Simon Strauß.

Russischer Aktivist Oleg Orlow verurteilt

Der Menschenrechtler Oleg Orlow wurde von einem Moskauer Gericht zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft wegen seiner öffentlichen Kritik am Ukraine-Krieg verurteilt. Seine Organisation gilt als große oppositionelle Stimme in Russland.

Krieg und Exil: ein Treffen mit Viktor Jerofejew in Berlin

Vor zwei Jahren begann der Überfall Russlands auf die Ukraine. Zu seinen Opfern gehören in erster Linie die Ukrainer, deren Land täglich bombardiert und beschossen wird. Der Krieg Russlands ist aber auch ein Krieg nach innen. Er richtet sich gegen alle, die im Verdacht stehen, Wladimir Putins Politik nicht zu unterstützen. Alexej Nawalnys Tod in einem russischen Straflager, die Verhaftungen von Kriegsgegnern und sogar von Menschen, die um ihre Angehörigen trauern – das alles zeigt, mit welcher Entschlossenheit und Kälte das Regime gegen Kritiker seiner Politik vorgeht. Über eine Million Russen haben das Land seit Kriegsbeginn verlassen. Sie haben Familie, Freunde und ihre Habe zurückgelassen und leben in einem Exil, von dem sie nicht wissen, wie lange es dauert und ob es je endet. Einer von ihnen ist der weltbekannte Schriftsteller Viktor Jerofejew. Im April 2022 floh er mit Frau und Kind über die finnische Grenze. Immer wieder sorgte das russische Kennzeichen an seinem Auto unterwegs für Anfeindungen. Heute lebt er in Berlin, einer Wahlheimat, die er nicht gewählt hätte, wenn er es nicht hätte tun müssen. Viktor Jerofejew im Gespräch über Russlands Zukunft, das Leben im Exil und über seinen letzten Roman "Der große Gropnik", einen Schlüsselroman über Wladimir Putins Aufstieg zur Macht.

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