Kultur
Der Auschwitz-Film "The Zone of Interest"
Jonathan Glazer stellt den KZ-Kommandanten Rudolf Höß und seine fanatische Frau ins Zentrum seines Films. Während Rudolf (Christian Friedel) seinem mörderischen Alltag nachgeht, macht Hedwig (Sandra Hüller) nebenan aus ihrem Zuhause ein kleines Paradies.
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 29.05.2024
Dass das Böse banal ist, wissen wir seit Hannah Arendt. Was aber bedeutet es und wie fühlt es sich an, das zu Ende zu denken und zu zeigen? Der britische Regisseur Jonathan Glazer geht mit seinem Auschwitz-Film "The Zone of Interest" da hin, wo es weh tut. Im Zentrum seines Films steht ein Täter und seine Frau: Rudolf Höß, Kommandant des Konzentrationslagers und Hedwig, seine noch fanatischere Nazifrau. Die beiden bewohnten eine geräumige Villa, die direkt an das Lager grenzte. Während Rudolf seinem mörderischen Alltag nachgeht, macht Hedwig aus ihrem Zuhause ein kleines Paradies. Sie züchtet Rosen, beaufsichtigt die Kinder, die im Pool plantschen und ist völlig unbeeindruckt von dem Grauen, das sich nur wenige Meter entfernt abspielt. Das Lager selbst ist auch im Film nicht zu sehen, nur zu erahnen, ein genialer Soundtrack simuliert ein Tohuwabohu aus Schreien, Stimmen, dröhnender Musik – akustischer Grusel in Perfektion. Ab und zu sieht man schwarzen Rauch hinter der KZ-Mauer aufsteigen. Das Kino entsteht im Kopf.
Zehn Jahre hat Glazer an dem Film gearbeitet
Glazer ist ein Perfektionist, zehn Jahre hat er an dem Projekt gearbeitet und natürlich musste mit deutschen Schauspielern und auf Deutsch gedreht werden. Christian Friedel spielt ganz hervorragend Rudolf Höß – die größte Sensation aber ist die atemberaubende Sandra Hüller als Hedwig. Historiker wissen, dass sie viel fanatischer, kälter, grausamer war als ihr Mann und Hüller ist grandios als eiskaltes Monster, das aber in sich eine schlüssige Figur ist. Eine Frau, die einfach nur ein "schönes", glückliches Zuhause möchte, ein Idyll für sich und ihre Kinder mitten im Horror. Diesen Widerspruch nicht nur auszuhalten, sondern auch darzustellen, schafft Sandra Hüller eindrucksvoll. Schon jetzt wird sie für einen europäischen Filmpreis und natürlich für einen Oscar gehandelt. Der Film kommt am 29. Februar in die deutschen, österreichischen und Schweizer Kinos.