Kultur
"Kulturzeit" vom 20.02.2024: Die russische Opposition nach Nawalny
Die Themen der Sendung: Garri Kasparow über die russische Opposition, neues Geschichtsbild in Russland, Berlinale-Zoom 3, Nachruf auf Jan Assmann, Bye-Bye Babyboomer und Weltraumteleskop.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 30.04.2024
Die Themen der Sendung:
Wer folgt auf Nawalny? Garri Kasparow und die russische Opposition
Alexej Nawalny hat jahrelang sein Leben riskiert, wurde zusammengeschlagen, vergiftet und ins Lager verbannt. Trotzdem gab er den Traum, Putins Diktatur zu stürzen, nicht auf. Was wird nach Nawalny aus diesem Traum? Gibt es noch eine russische Opposition und wer könnte ihr neues Gesicht werden?
Das haben wir den Ex-Schachweltmeister Garri Kasparov gefragt. Er floh 2013 aus Furcht vor genau einem solchen Schicksal aus Russland. Zum Tod von Alexej Nawalny schrieb er bei X, Putin habe versucht, Nawalny schnell und geheim mit Gift zu töten und sei damit gescheitert, "und jetzt hat er ihn langsam und öffentlich im Gefängnis ermordet". Kasparow erklärte: "Er wurde getötet, weil er Putin und seine Mafia als die Gauner und Diebe entlarvt hat, die sie sind."
Mehr zu Alexej Nawalny und Russland
Russland: Neues Geschichtsbild
Russlands Umgang mit der eigenen Geschichte wird zur heiklen Angelegenheit. Seit letztem Jahr gibt es auf Putins Wunsch hin neue Schulbücher für Geschichte. Ein Teil davon rechtfertigt den Krieg die Ukraine, der dort nur "Militäroperation" heißt.
Berlinale-Zoom 3: Fußball und Migration
Junge Fußball-Filme aus der Sektion "Generation Kplus": die deutsche Produktion "Sieger sein" um eine Mädchenmannschaft eröffnete den Wettbewerb und "Raiz" erzählt von einen achtjährigen Alpakahirten und Fußballfan in den Anden.
Mehr zur Berlinale
Nachruf auf Jan Assmann
Der Kulturwissenschaftler Jan Assmann ist im Alter von 85 Jahren in Konstanz gestorben. Assmann war Ägyptologe, Kultur- und Religionswissenschaftler. Von 1976 bis 2003, als er emeritiert wurde, war er Professor für Ägyptologie in Heidelberg. Danach war er Honorarprofessor an der Universität Konstanz, wo seine Frau Aleida Assmann Professorin für englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft war. Das Paar wurde 2018 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Hand in Hand entwickelten sie die "Theorie des kulturellen Gedächtnisses". Dabei gehen die Assmanns davon aus, dass es nicht nur das individuelle Gedächtnis von einzelnen Menschen gibt. Es gebe auch das kollektive Gedächtnis von Gesellschaften und Nationen - geprägt durch überlieferte Texte und Erzählungen, geronnene Erfahrungen über Hunderte und Tausende von Jahren.
Eine der zentralen Thesen Jan Assmanns war ziemlich unbequem für die großen Weltreligionen: Zwar könne Religion eine befreiende und durchaus demokratische Kraft haben, schrieb er mit Blick auf die biblische Geschichte des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten. Andererseits hob er das enge Verhältnis von Monotheismus und Gewalt und damit die brutale Kehrseite der jüdischen, christlichen und islamischen Tradition hervor: den absoluten Wahrheitsanspruch. Mit der Unterscheidung in falsche Götter und den einen wahren Gott, ist nach seiner Deutung die Gewalt im Namen der Religion in die Welt gekommen, wie er unter anderem in seinem Buch "Exodus" (2015) schrieb. Eine Sichtweise, die durch den weltweit virulenten islamistischen Terror an Einfluss gewann.
Babyboomer - Generation der Vielen
Babyboomer, eine gescholtene oder "die beste Generation aller Zeiten"? Zu reich, zu satt, zu besserwisserisch und zu wenig Sinn für die Umwelt, sagt die Gen Z. Stimmt das?
Unser neues Auge im All
So nahe sind wir dem Urknall noch nie gekommen, es ist eine Reise in unvorstellbare Vergangenheiten, in unvorstellbaren räumlichen Dimensionen. Es ist eine Reise in den Kreissaal der Galaxien. Ende 2021 startete das James-Webb-Weltraumteleskop ins All. Seither schickt das Milliardenprojekt von Nasa und Esa Bilder von fernen Galaxien zur Erde: aus mehr als 1,5 Millionen Kilometern Entfernung. Mit gestochen scharfer Auflösung enthüllt Webb hunderte zuvor verborgener Sterne, Atmosphären fremder Planeten und Planetensystemen und macht sie erstmals sichtbar – ein Weltraumteleskop auf der Suche nach neuem Leben. Es kann durch Staub und Nebel hindurch blicken. Und: Es zeigt uns die Geschehnisse im Universum in weiter Vergangenheit - weil die Informationen nur in Lichtgeschwindigkeit zu uns kommen.