Kultur
"Kulturzeit" vom 17.11.2025: Der große Erzähler Salman Rushdie ist zurück
Die Themen der Sendung: Salman Rushdie, Boualem Sansal - Gespräch mit Claus Leggewie, Schweizer Buchpreis, Faust-Preise, Bayerischer Kunstpreis an Gerhard Polt, Nachruf auf Alice und Ellen Kessler.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 17.11.2026
Die Themen der Sendung:
Salman Rushdie ist zurück
Jahrelang musste sich Salman Rushdie verstecken, nachdem eine Fatwa gegen ihn verhängt wurde. Dann, vor drei Jahren, passierte das lange Befürchtete, ein Messerangriff bei einer öffentlichen Veranstaltung. Salman Rushdie überlebte nur knapp. Sein neues Buch "Die elfte Stunde" ist der Nachfolger des autobiografischen Werks "Knife" (2024), in dem er über den Messerangriff schrieb. Erst nachdem er sich das von der Seele geschrieben hatte, sagt er, war er wieder bereit für Belletristik. Der große Erzähler ist zurück!
Boualem Sansal in Deutschland - Gespräch mit Claus Leggewie
Der algerisch-französische Schriftsteller Boualem Sansal wird nach seiner Begnadigung und Freilassung aus algerischer Haft in Deutschland medizinisch behandelt. Nach Angaben seiner Familie ist der 81-jährige Sansal an Prostatakrebs erkrankt. Algeriens Präsident Abdelmajid Tebboune hatte Sansal zuvor auf Bitten Deutschlands begnadigt. Tebboune entspreche damit der Bitte von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, teilte das Präsidialamt in Algier mit. Sansal ist algerischer und französischer Staatsbürger sowie Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Er war im November 2024 bei seiner Rückreise aus Frankreich am Flughafen in Algier festgenommen worden. Anlass der Festnahme war ein Interview, in dem es unter anderem um die Grenze zwischen Marokko und Algerien ging. Sansal saß gut ein Jahr in algerischer Haft.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dankte Steinmeier für dessen Vermittlung. Er habe mit Steinmeier telefoniert, um ihm seine "tiefe Dankbarkeit für die Vermittlung Deutschlands" zu bekunden, sagte Macron. Macron hatte vergeblich Sansals Freilassung gefordert und Algerien vorgeworfen, den Schriftsteller "aus reiner Willkür" festzuhalten. Die algerische Justiz verurteilte den Literaten dessen ungeachtet im März zu fünf Jahren Haft. Dem an Krebs erkrankten Schriftsteller wurde eine "Gefährdung der nationalen Einheit" zur Last gelegt. Das Verhältnis zwischen Frankreich und der ehemaligen Kolonie Algerien ist derzeit durch mehrere, sich überlagernde Konflikte belastet. Zu den Dauerstreitpunkten zählt das häufige Scheitern von Abschiebungen nach Algerien, weil die algerischen Behörden ihren Staatsbürgern nicht die nötigen Papiere ausstellen. Für sein literarisches Werk wurde Sansal in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. 2011 erhielt er in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Wir sprechen mit Claus Leggewie, der Algerienkenner und ein Vertrauter von Boualem Sansal ist.
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Schweizer Buchpreis an Dorothee Elmiger
Dorothee Elmiger hat für ihren Roman "Die Holländerinnen" nach dem Deutschen auch den Schweizer Buchpreis erhalten. Der Roman sei sinnlich, so die Jury. Er versetze die Leserin und den Leser in einen Rausch. Der Grundton: düster. Der Roman führt tief in menschliche Abgründe. Realer Ausgangspunkt: Der Fall zweier Niederländerinnen, die 2014 spurlos im Urwald von Panama verschwanden.
Die Konkurrenz beim Schweizer Buchpreis war groß: Da waren Meral Kureyshis Mehrgenerationenroman "Im Meer waren wir nie", das vielbesprochene Familienepos "Lazar" des jungen Nelio Biedermann, Melara Mvogdobos Roman über "Großmütter" auf zwei Kontinenten und Jonas Lüschers Nachdenken über das Verhältnis von Mensch-Maschine, "Verzauberte Vorbestimmung". Der Schweizer Buchpreis wurde 2025 zum 18. Mal übergeben und die Gewinnerin erhält ein Preisgeld von 30.000 Franken. Es ist eine Auszeichnung, die das literarische und essayistische Schaffen von Autor*innen der Deutschschweiz würdigt.
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Bayerischer Kunst-Ehrenpreis des Ministerpräsidenten an Gerhard Polt
Der Kabarettist GerhardPolt (83) erhält den bayerischen Kunst-Ehrenpreis des Ministerpräsidenten. Polt sei ein Gigant des Kabaretts, er habe das kulturelle Selbstverständnis des Freistaats tief geprägt, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Er zeigt, dass Satire keine Lautstärke braucht, sondern Verstand, Haltung und die Liebe zur Sprache." Der Bayerische Kunstpreis wird 2025 erstmals verliehen "Die Beobachtungsgabe Gerhard Polts reiche von Stammtischweisheiten bis zur Weltpolitik, sagte Söder. Seine Figuren seien tiefgründige Karikaturen, die immer den Menschen dahinter im Blick behielten. Polt sei ein Meister der feinsinnigen Satire, der die kleinen Absonderlichkeiten des Alltags mit scharfem Blick und unverwechselbarem Sprachwitz beleuchte. Seine Werke wie "Man spricht deutsh", "Kehraus" oder "Nikolausi" seien bayerische Kulturgeschichte. Mit dem Bayerischen Kunstpreis will die Staatsregierung Personen würdigen, die sich in herausragender Weise um die Kunst in Bayern verdient gemacht haben. Der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert und wird in den Kategorien Ausstellung, Stimme, Kreatives Schaffen, Innovation, Programm, Kulturbotschafter, Performance und Besonderer Ort vom bayerischen Kunstminister auf Empfehlung einer Fachjury vergeben. Der undotierte Ehrenpreis des Ministerpräsidenten geht an Persönlichkeiten, die durch ihr außergewöhnliches Schaffen die Kunst im Freistaat in besonderem Maße geprägt haben. Die Preisverleihung findet am 18. November in München statt.
Zum Tod von Alice und Ellen Kessler
Die als Kessler-Zwillinge international bekannten Sängerinnen und Tänzerinnen Ellen und Alice Kessler sind tot. Das Schwesternpaar starb im Alter von 89 Jahren in Grünwald bei München. Dort soll es in der Folge auch einen Polizeieinsatz gegeben haben. Die Münchner Polizei bestätigte einen Einsatz in Grünwald, ohne Hintergründe zu nennen. Alice und Ellen Kessler zählten zu den erfolgreichsten deutschen Entertainerinnen. Die eineiigen Zwillinge standen mehr als 60 Jahre lang auf der Bühne, unter anderem mit Frank Sinatra, Fred Astaire und Harry Belafonte. Besonders in den USA, in Frankreich und in Italien wurden die Schwestern gefeiert. Noch mit 80 Jahren standen sie für das Udo-Jürgens-Musical "Ich war noch niemals in New York" auf der Bühne. Schon als kleine Mädchen lernten sie das Tanzen, wurden vom Vater gedrillt. Bald gehörten sie zum Kinderballett der Leipziger Oper und schafften die Aufnahme für die Operntanzschule. 1952, im Alter von 16 Jahren, flohen sie in den Westen und kamen nach Düsseldorf. Um selbstständig und finanziell unabhängig zu sein, tanzten sie in einem Revuetheater. Dort wurde 1955 der Direktor des Lido in Paris auf die blonden jungen Frauen aufmerksam. Er engagierte sie für das berühmte Varieté auf den Champs-Élysées - die internationale Karriere nahm ihren Lauf. Zuletzt hatten sich die beiden Schwestern aus dem Showgeschäft zurückgezogen und lebten in Grünwald im Süden Münchens.