Kultur
"Kulturzeit" vom 14.11.2025: Eklat bei Museumseröffnung in Benin City
Die Themen der Sendung: Eklat in Benin City - Gespräch mit Ijoma Mangold, Jonathan Meese und Mutter Brigitte über Chaos und Aufräumen, Nachruf auf Hark Bohm, Buch Wien, Übersetzer, Comicbuchtipps.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 14.12.2025
Die Themen der Sendung:
Proteste bei Museumseröffnung in Benin City - Gespräch mit Ijoma Mangold
Das Museum of West African Art (MoWAA) in Benin City in Nigeria wurde eigens konzipiert, um die von Deutschland 2022 restituierten Benin-Bronzen zu zeigen. Dabei handelt es sich um Raubkunst aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft, die unter anderem zum Preußischen Kulturbesitz gehörte. Am 8. November eröffnete der von Deutschland und Frankreich mit Millionenbeträgen unterstützte Prestige-Bau vorab für geladene Gäste. Dabei kam es zu Tumulten. Als die Direktorin des MoWAA-Instituts, Ore Disu, gerade ihre Eröffnungsrede halten wollte, wurde die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Protestierende waren auf das Gelände eingedrungen. Eine kleine Gruppe aggressiv auftretender Männer demolierte den Außenbereich. Laut Museum handelte es sich bei den Protestierenden um Anhänger des Oba (König) von Benin, Ewuare II..
In Nigeria ist das kulturelle Erbe untrennbar mit der Monarchie verbunden. Der Palast des Oba gilt als spiritueller Hort der Kultur. Der Zentralstaat von Nigeria hatte sich mit dem Oba geeinigt, dass dieser jetzt "symbolischer" Besitzer der restituierten Bronzen sei, sie aber zum Beispiel nicht verkaufen dürfe und und sie der nationalen Museumskommission Nigerias (NCMM) anvertrauen müsse. Seine Anhänger sehen dies wohl anders. Das nigerianische Kulturministerium äußerte sich besorgt: "An die MOWAA-Gemeinschaft und die kulturellen Akteure auf der ganzen Welt: Die Regierung hält unverändert an ihrer Verpflichtung fest, die Orte zu schützen, an denen unser kulturelles Erbe bewahrt und gewürdigt wird. Wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um diese Einrichtungen zu schützen und die Rechtsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten." Die Eröffnung des Museums wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Was ist los in Benin? Wir sprechen mit dem Autor und Literaturkritiker Ijoma Mangold.
Jonathan Meese und Mutter Brigitte über Chaos und Aufräumen
Der Künstler und Provokateur Jonathan Meese lebt in seinem Berliner Atelier seine Sammel-Leidenschaft aus, braucht viele Dinge um sich herum, um kreativ zu werden. Gleichzeitig bringt seine 95-jährige Mutter Brigitte immer wieder Struktur ins Chaos, sortiert, katalogisiert, räumt auf. Wieviel Chaos, wieviel Ordnung braucht es also? Und ist Minimalismus für alle das Richtige? Wann wird Ordnung pedantisch und steril? Und wie kriegt man seine Sammel-Passion in Form?
Buch Wien 2025
Mehr als 500 Aussteller präsentieren Neuheiten und spannende Autorinnen und Autoren noch bis zum 16. November auf der Buch Wien, nach Frankfurt und Leipzig die drittgrößte Buchmesse im deutschsprachigen Raum. Im 17. Jahr ihres Bestehens und nach einem Besucherrekord von 65.000 Gästen im Jahr 2024 stehen ihr erstmals zwei Hallen auf dem Wiener Messegelände zur Verfügung. Vor Ort haben wir unter anderem Robert Menasse und den albanischen Autor Fate Velaj getroffen, der es vom Flüchtling zum Diplomaten gebracht hat.
Mehr zur Buchmesse
Nachruf auf Hark Bohm
Hark Bohm, einer der profiliertesten und engagiertesten deutschen Filmemacher, ist tot. Der Regisseur, Autor, Produzent, Schauspieler und Hochschulprofessor starb im Alter von 86 Jahren in Hamburg im Kreis seiner Familie. Das sagte seine Tochter der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem dank sozialkritischer Coming-Of-Age-Produktionen wie "Nordsee ist Mordsee" (1976), "Moritz, lieber Moritz" (1978) sowie "Yasemin" (1988), wofür er den Bundesfilmpreis in Gold erhalten hat, schrieb Bohm Kinogeschichte. Mit seinem Schüler Fatih Akin - heute selbst ein Erfolgsregisseur - verfasste er das Drehbuch für dessen international erfolgreiches NSU-Drama "Aus dem Nichts" mit Diane Kruger.
Warum Übersetzer für mehr Sichtbarkeit kämpfen
DeepL, Google Translate und ChatGPT machen es möglich, Texte sekundenschnell zu übersetzen. Aber kann Künstliche Intelligenz in naher Zukunft auch literarische Werke in andere Sprachen übertragen? Wird der Beruf von Übersetzern künftig überflüssig? Das Übersetzerhaus Looren in der Schweiz feiert in diesem Jahr sein 20. Jubiläum. Zum Geburtstag setzen sie sich mit der Kampagne "Name the translator" für mehr Sichtbarkeit und Anerkennung von Übersetzer*innen ein. Denn: Ohne Übersetzerinnen und Übersetzer gäbe es keine Weltliteratur – auch wenn die Künstliche Intelligenz schon vieles vermag. Dennoch bleiben die Übersetzer*innen oft unsichtbar. Ihre Namen erscheinen häufig nicht auf dem Buchcover, sie werden selten in Rezensionen erwähnt und ihre Honorare sind bescheiden.