Kultur
Protest! Songs! - Frieden
Kriegsangst und die Sehnsucht nach Frieden: Beides prägt viele große Protestsongs der letzten 100 Jahre. Und so manch ikonischer Song von einst ist aktueller denn je. Welche Kraft haben die großen Friedenshymnen von Joan Baez, Bob Dylan, John Lennon und Yoko Ono heute noch? Und wieviel "Zeitenwende" findet sich in heutigen Protestsongs wieder?
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 04.10.2030
Ein Film von Janin Renner
“Im Schützengraben sind wir alle Bros" rappen die Berliner Jungs von K.I.Z in ihrem 2024er Song "Frieden" in gewohnt ironischer Manier. "Scheiß drauf, ich gehe nicht an die Front, lass uns lieber ficken bis ein Baby kommt", singen die Hamburger Punkrocker "Swiss und die Andern" in ihrem neuen Track "Ficken bis der Frieden kommt".
Musikalisch klingt das sehr anders als die großen Friedenshymnen "We shall Overcome" (Joan Baez) und "Blowing in the Wind" (Bob Dylan), doch die Botschaften sind gar nicht so weit voneinander entfernt. Sind die Friedenshymnen von einst für Musiker heute noch Inspiration? In einer Zeit, in der Putin-Freunde für Frieden demonstrieren und Grüne mehr Panzer bauen wollen?
Give Peace a Chance
Folge 2 der vierteiligen Reihe "Protest! Songs!" befasst sich mit einem Thema, das wohl so alt wie die Menschheit selbst ist: Frieden. Immer wieder gefordert, immer wieder besungen und nie wirklich erreicht. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es die ersten populären Songs, die den Krieg kritisierten und Frieden forderten. Marlene Dietrichs deutsche Version “Sag mir, wo die Blumen sind" wurde Anfang der 60er beliebter als das amerikanische Original. Unvergessen auch John Lennon & Yoko Onos "Give Peace a Chance", den sie während des Vietnamkrieges im Schlafanzug klimperten, oder "Ein bisschen Frieden" von Nicole, mit dem sie 1982 den Eurovision Song Contest gewann.
99 Luftballions und Der blaue Planet
In den 80er Jahren drohen der kalte Krieg und das nukleare Wettrüsten heiß zu werden, deshalb wird in Deutschland die Sehnsucht nach Frieden so laut, wie nie zuvor: Hundertausende gehen für Abrüstung auf die Straße, und Hits wie Nenas "99 Luftballons" werden zum Soundtrack einer friedensbewegten Generation. Auch in der DDR greifen Musikerinnen und Musiker die Sorge um die Zukunft auf, wie Karat mit "Der blaue Planet". Und heute?
Trotz Ukraine- und Gaza-Krieg – ist die Friedensbewegung zerbröselt, Ostermärsche unsexy - und die Angst groß, bei den Falschen mitzulaufen. Friedensdemos sind zu einem Sammelbecken für Querdenker, Rechtsextreme, nostalgische Alt-Hippies und Putin-Freunde geworden. Ist Pazifismus out oder zum musikalischen Evergreen geworden? Und können die großen Hymnen von einst heute noch etwas bewirken? Oder braucht es neue große Friedenssongs? Darüber machen sich im Film zahlreiche Musiker Gedanken, von Bap-Frontmann Wolfgang Niedecken und Liedermacher Konstantin Wecker über ESC-Gewinnerin Nicole Seibert, City-Sänger Toni Krahl bis hin zur Indie-Pop-Band Provinz und den Crossover Punkrockern "Swiss und die Andern". Popkolumnistin Aida Baghernejad und Protestforscher Philipp Gassert ordnen das Geschehen auf amüsante Art und Weise ein.