Kultur
"Kulturzeit" vom 24.09.2025: Syrische Drusen - eine bedrohte Minderheit
Die Themen der Sendung: Syrische Drusen - Gespräch mit Daniel Gerlach, Nachruf auf Claudia Cardinale, philippinische Jugendliteratur, Film "An einem Tag im September", Eva Ries.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar in
- D / CH / A
- Verfügbar bis:
- bis 24.12.2025
Die Themen der Sendung:
Syrische Drusen - eine bedrohte Minderheit - Gespräch mit Daniel Gerlach
In der südsyrischen Stadt Suweida starben bei Auseinandersetzungen mit dort ansässigen Beduinenstämmen zwischen dem 16. und 20. Juli 2025 Hunderte, möglicherweise sogar mehr als tausend Drusen. An den Massakern beteiligten sich auch Regierungstruppen aus Damaskus. Organisationen wie "Syrian Observatory For Human Rights" sprechen von Massenerschießungen, Verstümmelungen und anderen Folterverbrechen. Interimspräsident al-Scharaa versprach die Aufklärung der Verbrechen, doch bisher blieb es bei Lippenbekenntnissen. Denn al-Scharaa will seine Armee nicht beschädigen, er hat ein Interesse daran, die Kontrolle über das drusische Gebiet zu intensivieren, wo noch immer drusische Milizen ihre Waffen nicht niedergelegt haben und sich weigern, sich in die syrische Armee einzugliedern. Seine Idee eines Syriens nach altem zentralistischem Vorbild mit einem allmächtigen Damaskus steht nach wie vor auf seiner politischen Agenda und wird von den Minderheiten, die ein föderales System anstreben, nicht mitgetragen.
Wer aber sind die Drusen, wie sieht ihre Geschichte aus, ihre Religion und wie verorten sie sich politisch? Und wie gestaltet sich ihr Verhältnis zu Israel? Wir sprechen mit dem Nahost-Experten Daniel Gerlach.
Zum Tod von Claudia Cardinale
Die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale ist im Alter von 87 Jahren in der Nähe von Paris gestorben, wo sie zuletzt lebte. In ihrer langen Karriere hatte sie in mehr als 100 Filmen mitgespielt. Zu ihren wichtigsten Auszeichnungen gehören der Goldene Löwe bei den Filmfestspielen in Venedig und der Goldene Bär der Berlinale. International bekannt wurde sie in den 1960er Jahren mit Filmen wie "8 1/2", "Der Leopard" und Sergio Leones Italo-Westernklassiker "Spiel mir das Lied vom Tod". Sie schaffte den Weg nach Hollywood und spielte mit den wichtigsten Schauspielern ihrer Zeit: Marcello Mastroianni, Alain Delon, John Wayne und Jean-Paul Belmondo zählten zu ihren Filmpartnern. Italiens Kulturminister würdigte Cardinale als "eine der größten italienischen Schauspielerinnen aller Zeiten". In den letzten Jahren ihres Lebens wurde es bis auf einige wenige Produktionen ruhig um sie.
Cardinale wurde 15. April 1938 in Tunis als Tochter sizilianischer Auswanderer geboren und wuchs dort dreisprachig - mit Französisch, Arabisch und dem Sizilianischen - in bescheidenen Verhältnissen auf. Sie lebte mehrere Jahre mit dem italienischen Filmproduzenten Franco Cristaldi zusammen. Ihr großer Förderer und ihre große Liebe aber war der Regisseur und Filmproduzent Pasquale Squitieri, mit dem sie eine Tochter hatte. Aus einer Vergewaltigung als junge Frau entstammt ihren Memoiren zufolge ihr Sohn Patrick Cristaldi, den sie früher als ihren kleinen Bruder ausgab. Nach ihrer Karriere als Schauspielerin engagierte sich Cardinale als Aktivistin für Frauenrechte. Als Unesco-Botschafterin und Unterstützerin der Bewegungen #MeToo und Time's Up setzte sie sich für Freiheit, Unabhängigkeit und weibliche Selbstbestimmung ein.
Philippinische Jugendliteratur: Candy Gourlay
Bevor die Frankfurter Buchmesse mit dem Gastland Philippinen startet, hat das 25. Internationale Literaturfestival in Berlin das junge Programm mit der preisgekrönten philippinischen Kinder- und Jugendbuchautorin Candy Gourlay eröffnet. Gourlay wurde 1962 auf den Philippinen in einer Diktatur geboren und lebt heute in Großbritannien. Sie erzählt philippinische Geschichten mit starken philippinischen Charakteren. Ihr neues Buch "Wild Song" basiert auf wahren historischen Ereignissen und handelt von der 16-jährigen Bontok Frau Luki. Eine mutige und selbstbewusste Filipina, die sich weder den Gepflogenheiten ihrer Community, noch denen der US-amerikanischen Kolonialherrschaft beugt. Genauso wenig wie Gourlay sich als Autorin einer ehemaligen Kolonie den noch immer im Buchmarkt mitschwingen kolonialen Strukturen beugen will. Denn wer seine Buchrechte an den US-amerikanischen Markt verkauft, gibt standartmäßig die Rechte für den philippinischen Markt mit ab. Von der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die der philippinischen Literatur eine große Bühne bieten will, erhofft sich Gourlay mehr Wertschätzung und auch Sichtbarkeit für kritische Themen.
Frankfurter Buchmesse
Film "An einem Tag im September"
Das erste Treffen von Konrad Adenauer (Burghart Klaußner) und Charles de Gaulle (Jean-Yves Berteloot) vor 67 Jahren: kein Staatsbesuch, sondern ganz privat. Es war die Geburtsstunde der deutsch-französischen Freundschaft. Der Film ist in den deutschen Kinos und inklusive Hintergrunddoku in der ZDF-Mediathek zu sehen.
Eva Ries - die Frau hinter dem Wu-Tang Clan
Sie schaffte es von der deutschen Provinz an die die Spitze der internationalen Hip-Hop-Szene in New York: Nach ihrer Zusammenarbeit mit Nirvana, Sonic Youth und Guns N’ Roses wurde Eva Ries Anfang der 1990er-Jahre die Marketing- und Tourmanagerin des Wu-Tang Clans - der einflussreichsten Rap-Gruppe aller Zeiten. Als eine der wenigen Frauen durchbrach sie die Grenzen einer männerdominierten Musikindustrie und schrieb ihre eigenen Regeln. Die Dokumentation "Evil-E" erzählt in 75 Minuten die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Eva Ries und außerdem vom Aufstieg und Fall der Musikindustrie der 1990er Jahre, von Female Empowerment und vom Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen. Der Film enthält zahlreiche Interviews mit Mitgliedern des Wu-Tang Clans, seltenes Archivmaterial und bietet exklusive Einblicke in die Hip-Hop-Kultur. Zu sehen in der ARD-Mediathek: "Evil-E – Eva Ries und der Wu-Tang Clan".