Kultur

"Kulturzeit" vom 07.06.2024: Streit um Erinnerungskultur

Die Themen der Sendung: Streit um Erinnerungskultur, Buch "Männer, die die Welt verbrennen", Druckerei in Charkiw zerstört, Kultur in Polen, Doku "Fußballhymnen", "Centre Albert Anker", und Kinderbuchtipps.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 07.06.2025

Die Themen der Sendung:

Streit um Erinnerungskultur

Bisher konzentriert sich das staatliche Gedenken auf die doppelte Diktatur-Vergangenheit, die NS-Verbrechen und auch das SED-Unrecht. Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat ein neues Gedenkstättenkonzept des Bundes vorgelegt, in dem auch an die wechselvolle Demokratie-Geschichte Deutschlands erinnert werden soll. Sie will den Erzählungen der Einwanderungsgesellschaft Raum geben und Opfer rechten Terrors würdigen. Auch Deutschlands koloniale Vergangenheit war lange ein blinder Fleck, wie beispielsweise die Aufarbeitung des Völkermords an den Herero und Nama im heutigen Namibia zeigt. Kaum war der Entwurf veröffentlicht, hagelte es Kritik. Die Dachverbände deutscher Gedenkstätten befürchten ein Vermischen und Vermengen – sehen die Einzigartigkeit des Holocausts in Gefahr. Die Frage ist, ob ein gemeinsames Erinnerungskonzept möglich ist, ohne die Singularität der Shoah zu gefährden? Bei einem Treffen von Kulturstaatsministerin Roth und Vertretern der Gedenkstätten in Deutschland wurde ein gemeinsames Vorgehen beim geplanten Rahmenkonzept zur Erinnerungsarbeit vereinbart. Im Bayerischen Rundfunk sagte Roth am 7. Juni: "Die schrillen Töne sind erstmal überwunden." Die Vertreter der Gedenkstätten wollten sich beim neuen Konzept für Erinnerungskultur in Deutschland konstruktiv einbringen.

Christian Stöcker: "Männer, die die Welt verbrennen"

Kein Kontinent heizt sich schneller auf als Europa, sagt der EU-Klimabericht. Wir können etwas tun. Es gibt allerdings mächtige Männer, die unbedingt wollen, dass wir daran zweifeln, so Christian Stöcker in seinem Buch "Männer, die die Welt verbrennen".

Friedenspreisträger Serhij Zhadan ist der ukrainischen Armee beigetreten

Serhij Zhadan gilt als Aushängeschild des politisch-kulturellen Widerstands in der Ukraine. Er ist Musiker, Schriftsteller, Träger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und Patriot. Mit seiner Band "Zhadan i sobaki" - "Zhadan und die Hunde" - singt er gegen die russischen Aggressoren an. Schon lange hilft er freiwillig der Armee, sammelt Spenden, Autos und Drohnen. Er gibt Konzerte in Krankenhäusern, Luftschutzkellern, Soldatenunterständen, oder für Schutzsuchende in der Metro. Jetzt ist er der ukrainischen Armee beigetreten. Wie der Friedenspreisträger öffentlicht machte, absolviert er gerade seine Grundausbildung, was er mit einem Fotopost bei Instagram bestätigt hat.

Druckerei in Charkiw zerstört

Die Angriffe auf Charkiw gehen weiter: Russische Raketen zerstörten zuletzt eine Großdruckerei. Mehrere Menschen kamen ums Leben, oder wurden verletzt, und mehr als 55.000 Bücher wurden vernichtet, fast die Hälfte Schul- und Lehrbücher, alle in ukrainischer Sprache. Dem Krieg fällt auch die Kultur zum Opfer.

Kultur in Polen nach der PIS-Regierung

In Polen liegt seit dem Regierungswechsel Aufbruchsstimmung in der Luft. Eine Art kultureller Wiederbelebung ist im Gange, noch zaghaft, aber mit hoffnungsvollen Visionen. Die progressive Kulturszene hat einen jahrelangen Kampf mit der nationalistisch ausgerichteten Kulturpolitik der ehemaligen PIS-Regierung hinter sich. Das erzählt die Kunsthistorikerin und Kuratorin Marta Czyz. Unter den Nationalkonservativen wurde das Kulturbudget zwar verdoppelt, doch hauptsächlich Kunst und Kultur nach den ideologischen Vorstellungen der Partei gefördert. Von einer zweiten demokratischen Wende nach 1989 ist nun die Rede, seit die neue Regierung, die liberale Bürgerkoalition von Donald Tusk, im Amt ist. Der Machtwechsel in Polen ist auch in der internationalen Kunstszene Thema, beispielsweise bei der diesjährigen Biennale in Venedig. Der Maler Ignacy Czwartos mit seinen partriotischen Bildern, den noch die Vorgängerregierung bestellt hatte, wurde kurzerhand ausgeladen und Marta Czyz mit der Kuratierung des Polnischen Pavillons beauftragt. Sie hat das ukrainische Künstlerkollektiv "Open Group" und ihr Antikriegsmanifest nach Venedig geholt. Deren Videoarbeit dokumentiert Geflüchtete aus der Ost-Ukraine, die stimmlich Sirenen- und Maschinengewehrgeräusche imitieren.

Auch Krystyna Janda kann wieder ohne politischen Gegenwind arbeiten. Die Grande Dame der polnischen Film- und Bühnenwelt leitet eines der ersten Privattheater Polens, das Polonia-Theater. Während der Regierungszeit der nationalkonservativen PIS wurde sie immer wieder öffentlich diskreditiert. Nach acht Jahren Pause war Krystyna Janda kürzlich erstmals wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen.

Die öffentlich-rechtlichen Medien, also die Fernsehsendeanstalt TVP, das Staatsradio, sowie die Nachrichtenagentur PAP, zählen neben den Kulturinstitutionen zur zweiten Großbaustelle für die neue Regierung. Nachdem die Staatsmedien seit 2015 zum Sprachrohr der PIS-Regierung instrumentalisiert wurden, hat der neue Kulturminister nach Amtsantritt im letzten Dezember relativ rasch die PIS-nahen Vorstände abgesetzt. Polen, ein Freiluftlabor, so haben Analytiker das Land nach dem Machtwechsel bezeichnet. Der Ausgang des Experiments ist noch offen.

Doku "Fußballhymnen. Schalalala?"

Vereinshymnen, Schlachtrufe, Schmähgesänge. Stadien sind einer der wenigen Orte, an denen noch gemeinsam gesungen wird. Wie entstehen Fangesänge eigentlich? Und wer kam nur auf die Idee, Fußballprofis singen zu lassen?

"Centre Albert Anker" eröffnet

Mitten im Dorfzentrum der Gemeinde Ins im Berner Seeland steht ein stattliches Bauernhaus. Hier kam Albert Anker am 1. April 1831 auf die Welt, hier starb er 1910. Und hier, in seinem Atelier im Dachstock, schuf er einen Großteil seiner berühmten Werke: seine Kinderporträts und die Darstellungen des bäuerlichen Lebens. Das Geburtshaus des Malers soll nun ein Kunstzentrum mit nationaler Ausstrahlung werden und auch neue Seiten des Schweizer Künstlers zeigen. Am 7. Juni eröffnet es für Besucher.

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