Kultur
"Kulturzeit" vom 01.07.2022: Russische Journalisten auf YouTube
Die Themen der Sendung: Russlands YouTube-Köpfe, die Rückkehr der Knappheit - Gespräch mit Hans-Peter Klös, Benin-Bronzen, Tsitsi Dangarembga, 50 Jahre RAF, Enid Blyton und Kinderbuchtipps.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2022
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 01.07.2024
Die Themen der Sendung:
Russische Journalisten auf YouTube
Quelle: Imago
Momentan herrscht in Putins Russland totale Zensur. In den besetzten ukrainischen Gebieten stellen die Russen Dutzende große Fernseher auf. Ununterbrochen zeigen sie die Propaganda des Kreml. Hunderte Journalist*innen haben aus Sicherheitsgründen Russland verlassen - völlig zurecht. Mehreren drohen inzwischen Haftstrafen - einfach weil sie offen über den Krieg berichten. Das geht nur noch auf YouTube. Dies ist die letzte unabhängige Plattform in Russland, die noch nicht gesperrt ist. Die russischen Journalist*innen haben ihre Kräfte gebündelt und machen im Ausland gemeinsam eine Sendung auf YouTube. Aufgezeichnet wird sie in einem geheimen Studio in Vilnius. Vilnius ist zum Zufluchtsort für russische Medienschaffende geworden. Wir haben drei von ihnen dort getroffen.
"Die Rückkehr der Knappheit" - Gespräch mit Hans-Peter Klös
Gasnotstand, knappwerdende Rohstoffe, Engpässe bei Lebensmitteln: Die Zeit, in der sich unser Wohlstand so wunderbar vermehrt hat, neigt sich offenbar dem Ende zu. Das belegt mit konkreten Zahlen auch der neue Megatrend-Report der Bertelsmann-Stiftung: "Die Rückkehr der Knappheit" stellt fest, dass viele Waren und Dienstleistungen - trotz zum Teil drastisch gestiegener Preise - nicht mehr in der gewünschten Menge und zeitlichen Verfügbarkeit angeboten werden. Was bedeutet das für die Wirtschaft und auch die Psychologie unserer Gesellschaft? Wie müssen wir damit umgehen. Und was können wir vielleicht auch daraus machen? Darüber sprechen wir mit Hans-Peter Klös, dem Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Bewegung in der Debatte um koloniale Kunst
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sieht eine veränderte Einstellung bei Rückgaben von Kolonialschätzen aus deutschen Museen. "Ich glaube, es gibt ein Umdenken in unserer gesamten Gesellschaft, von der Politik bis zu den Museen, kein Teil der Gesellschaft nimmt sich da aus", sagte Parzinger am 1. Juli im ZDF-"Morgenmagazin". Die 34 Jahre deutscher Kolonialgeschichte seien immer beiseite geschoben und zudem überlagert worden vom Holocaust und anderen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Auch durch die Debatte um das Humboldt Forum in Berlin sei verstärkt klar geworden, "dass man sich diesem Thema unserer Geschichte widmen muss, auch in den Schulen, in allen Bereichen des öffentlichen Lebens", sagte Parzinger. Die Museen müssten jetzt agieren. "Und sie haben jetzt relativ schnell gehandelt."
Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) wollen am 1. Juli mit ihren nigerianischen Amtskollegen eine Absichtserklärung unterzeichnen, die den Weg für die Übertragung des Eigentums an den sogenannten Benin-Bronzen freimacht. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Skulpturen und anderer Gegenstände aus dem Königreich Benin, das als Edo State heute zu Nigeria gehört. Nun müsse jedes der rund 20 Museen in Deutschland, die Objekte besitzen, Vereinbarungen mit ihren Trägern abschließen, sagte Parzinger. Die Stiftung wolle das Eigentum seiner mehr als 500 Objekte übertragen.
Enid Blyton
Sie gehörte schon immer zu den umstrittenen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Dennoch haben viele Enid Blytons Klassiker "Die Fünf Freunde" und "Hanni und Nanni" verschlungen. Nun schlägt eine Neuauflage ihrer Abenteuer-Serie hohe Wellen. Denn die Geschichte in Verbindung mit den Bildern von 1944 enthält Elemente, die als diskriminierend, ja sogar als rassistisch empfunden werden. Neben der Kritik an dem Werk steht vor allem eine Frage im Raum: Soll man, ja darf man, historisch-rassistische Inhalte wiederbeleben?
Interview mit Tsitsi Dangarembga
Die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2021 - Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga - steht in ihrem Heimatland Simbabwe vor Gericht. Sie muss sich wegen angeblicher Aufwiegelung zur Gewalt und eines Verstoßes gegen Corona-Auflagen vor Gericht verantworten. Nun hat das Antikorruptionsgericht die Entscheidung über ihre mögliche Entlastung auf den 4. August vertagt. Dangarembga ist zurzeit in Deutschland auf Lesereise. Wir haben mit ihr gesprochen.
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50 Jahre RAF: Letzte Erinnerungen aus Stammheim wandern auf den Müll
Letzte Station Schrottplatz: Das Stammheimer Zellinventar der Roten-Armee-Fraktion wandert auf den Müll. Auch der der berüchtigte Verhandlungsaal wird bald abgerissen. 50 Jahre nach der Verhaftung der RAF-Führung wird auch hier in Stammheim mit diesem Teil deutscher Geschichte aufgeräumt. Eine Befreiung? Oder die Vernichtung eines historischen Denkmals?