Kultur

"Kulturzeit" vom 26.02.2024: Rissenbeek zu Vorwürfen gegen Berlinale

Die Themen der Sendung: Berlinale-Gewinner, Berlinale-Eklat - Gespräch mit Volker Beck und Mariette Rissenbeek, Komödie "Luziwuzi", und die Doku "And the King Said, What a Fantastic Machine".

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 30.04.2024

Die Themen der Sendung:

Berlinale-Zoom 6: Bären-Gewinner und Ausblick

Politisch und glamourös war die 74. Berlinale auf jeden Fall. Aber trotz der diesmal wirklich zahlreichen Stars war die Stimmung gedämpft. Keine Festbeleuchtung am Berlinale-Palast, Sparzwänge. Ein Festival im Erschöpfungsmodus. Das Berlinale-Fieber war diesmal einfach nicht spürbar in der Stadt. Filmfestivals haben die Möglichkeit die Welt mit verschiedenen Standpunkten vertraut zu machen. Die Welt rückt dadurch enger zusammen, weil die Menschen mehr über andere Menschen und ihre Kulturen erfahren. Das ist der Berlinale wirklich gelungen. Wir erleben die bedrohte tibetische Kultur in Nepal, die Nöte der Mutter eines tunesischen IS-Kämpfers, die unheilvollen Folgen des Bauens mit Beton, das Schicksal afrikanischer Migranten in China. Dann kam die Preisverleihung und mit ihr die strittigen Entscheidungen der Jury. Allen voran der Goldene Bär für die französisch-senegalesische Regisseurin Mati Diop. Der Film packt das wichtige Thema der Raubkunst an. Aber dafür den Goldenen Bären mäandert der Film "Dahomey" zu lange, bis er seinen Kern findet. Auch der Große Preis der Jury an Hong Sang-soo löst Verwunderung aus. Der Koreaner ist ein Liebling des Festivalchefs, war unter Carlo Chatrian jedes Jahr dabei und bekam fast immer einen Preis. Hong Sang-soo ist der Meister der zelebrierten Belanglosigkeiten. Seine Figuren wiederholen und variieren banale Sätze so lange, bis sich eine Art Komik einstellt. Der Regiepreis schließlich ging an Nelson de los Santos Arias in die Dominikanische Republik für den experimentellsten Film im Wettbewerb: "Pepe". Es geht um das sprechende Nilpferd Pepe, das von Afrika nach Kolumbien verschleppt wird, eine wilde und unkonventionelle Art Kolonialismus zu verhandeln.

Eklat auf der Berlinale - Interview mit Volker Beck und Gespräch mit Mariette Rissenbeek

Den Berlinale Dokumentarfilmpreis hat "No Other Land" gewonnen, ein Film, der die schwierige Situation palästinensischer Menschen im Westjordanland zeigt, wo israelische Soldatinnen und Soldaten im Auftrag der israelischen Regierung ihre Häuser abreißen und sie vertreiben. Gedreht hat diesen Film ein palästinensisch-israelisches Kollektiv, das bei der Preisverleihungsgala deutliche Kritik an der Siedlungspolitik Israels übte. Und es gab weitere israelkritische Statements, bezogen auf das Vorgehen in Gaza. Die Berlinale sieht sich nun dem Vorwurf der propalästinensischen Einseitigkeit, und sogar der antisemitischen Äußerungen ausgesetzt. Die Debatte um den Umgang der Kulturszene mit dem Nahostkonflikt ist neu entfacht. Aus Politik und Verbänden gab es starke Kritik.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) schrieb auf der Plattform X, vormals Twitter, es sei nicht akzeptabel, wenn von den Filmschaffenden an einem solchen Abend "nicht der bestialische Terrorangriff der Hamas angesprochen wird". Roth betonte, sie wolle mit Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Vorkommnisse aufarbeiten und die nötigen Schlüsse daraus ziehen. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßte Roths Ankündigung. "Die einseitigen, israelfeindlichen Äußerungen von Filmschaffenden zeigen, wie weit Antisemitismus nicht nur im Kunst- und Kulturbereich, sondern eben auch in der Filmbranche verbreitet ist", sagte er der "Rheinischen Post".

"Kulturzeit" greift die Vorwürfe auf und diskutiert sie. Wir sprechen mit Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und mit der scheidenden Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek.

In einer früheren Fassung wurde gesagt, dass der Internationale Gerichtshof gerade Südafrikas Klage gegen Israel wegen Völkermordes abschlägig entschieden habe. Richtig ist, dass der IGH keinen Grund gesehen hat, Israel aufzufordern, die Kampfhandlungen einzustellen. Aber alles dafür zu tun, um eine Verletzung der Völkermordskonvention zu vermeiden. Der Beitrag wurde korrigiert und am 29.02.24 in der überarbeiteten Fassung erneut publiziert.

Mehr zur Berlinale

Tom Neuwirth aka Conchita Wurst in "Luziwuzi. Ich bin die Kaiserin"

Die Presse jubelt, das Publikum ist verzückt: Regisseurin Ruth Brauer-Kvam hat mit ihrer klugen Rabenhof-Inszenierung "Luziwuzi – Ich bin die Kaiserin" über das schwarze Schaf im Hause Habsburg den Vogel abgeschossen: ein großartiges Quartett guter Schauspieler, allen voran Tom Neuwirth aka Conchita Wurst, dessen Schauspieldebüt zu Recht bejubelt wurde, für eine brillante Live-Musik-Performance sorgt Kyrre Kvam. Wer aber war dieser Luziwuzi? Erzherzog Ludwig Viktor, der jüngste Bruder von Kaiser Franz Joseph, war ein Außenseiter am kaiserlichen Hof, ein Nonkonformist, ein Nesthäkchen, dem der sonst so strenge Hof eine gewisse Narrenfreiheit einräumte. Ein junger Mann, ein Partytyp, der gerne Frauenkleider trug, dem keine "Hygiene-Dame" zugeführt wurde, so wie es bei den anderen jungen Erzherzogen durchaus üblich war. Bei "Luziwuzi" war es anders: Seine Homosexualität war ein offenes Geheimnis, und doch durfte unter dem Vorwand der "Sittlichkeit" nicht offen darüber gesprochen und dank strenger Pressezensur schon gar nicht darüber geschrieben werden. Als Freigeist mit "speziellen Neigungen" und bösartiges Lästermaul bei manchen verschrien, tat er sich auf der anderen Seite auch als Kunstliebhaber und Liebkind der höfischen Gesellschaft hervor. Er lieferte eigenwillige Eskapaden und einen handfesten Skandal, der mit der Verbannung vom Wiener Hof endete.

"And the King Said, What a Fantastic Machine": Filmdoku über die Geschichte der bewegten Bilder

"Was für eine fantastische Maschine!", soll der britische König Edward VII. ausgerufen haben, als er den inszenierten Film über seine eigene Krönung sah. In ihrem Dokumentarfilm "And the King Said: What a Fantastic Machine!" erzählen die schwedischen Filmemacher Axel Danielson und Maximilien van Aertryck die Geschichte der bewegten Bilder – von der Camera Obscura bis zur digitalen Bilderschwemme auf den Smartphones von heute. Dabei verknüpfen sie historische Aufnahmen, Pressebilder, Amateurvideos und Livestream-Material zu einer Collage, die den Wahnwitz der ungefilterten Bilderflut spürbar macht. Am 22. Februar kommt der Film in die deutschen Kinos.

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