Vier Winsräder auf ruhiger See bei diesiger Sicht

Gesellschaft

Ölbranche investiert in Offshore-Windparks

Produzieren Ölfirmen bald grünen Strom? Neue Offshore-Windparks vor der Küste Schottlands bringen neue Player auf die Bühne: BP, Shell, Total und Co. Ausgerechnet!

Datum:

Von Ronja Baudisch

Im Zuge der Energiewende gelten Offshore-Windparks als Hoffnungsträger. Für riesige neue Windparks vor der schottischen Küste kommen die Investoren jetzt aus unerwarteter Richtung. Eine Blaupause für Deutschland?

Die 17 ScotWind-Projekte, deren Lizenzen nun versteigert wurden, umfassen 25 Gigawatt. Zum Vergleich: Für Großbritannien liegt der Gesamtbedarf gegenwärtig zwischen 20 und 47 Gigawatt. In Deutschland stockt derweil der Ausbau der Windkraft. Mit 460 neuen Anlagen in 2021 verzeichnete Deutschland den niedrigsten Wert seit 20 Jahren. Die Reaktion der Ampel-Koalition: Bis 2030 soll eine Kapazität von 30 Gigawatt durch Offshore-Wind in Nord- und Ostsee bereitgestellt werden. Die Zahl der Windanlagen müsste damit vervierfacht werden.

Ölfirmen als Hauptinvestoren

Von den insgesamt neu ausgewiesenen schottischen Projektflächen wurden die größten Anteile an klassische "Klimasünder" versteigert: Ölfirmen wie BP, Shell und Total. BP bekam mit dem Energieversoger EnBW als deutschem Partner einen Zuschlag für einen Windpark mit einer Kapazität von 2,9 Gigawatt. BP rechnet insgesamt mit einer Investitionssumme von mehr als zehn Milliarden Euro.

Shell und Scottish Power Renewables sichern sich das größte Projekt. Gewaltige fünf Gigawatt soll der Windpark bereitstellen. Das Besondere dabei: Es handelt sich um schwimmende Windkraftanlagen.

Windräder, die nicht fest, mit mächtigen Fundamenten im Boden verankert werden, stecken noch in den Kinderschuhen: Erst 2017 realisierte der norwegische Ölkonzern Equinor den weltweit ersten dieser floating wind parcs – ebenfalls vor Schottlands Küste. Die junge Technologie verspricht die Erschließung von Gebieten, die für im Boden verankerte Windräder aufgrund der Wassertiefe nicht zugänglich sind.

Greenwashing oder ehrliche Absicht?

Dass jetzt ausgerechnet Ölkonzerne in erneuerbare Energien investieren, ist weder neu noch Zufall: "Die Investitionen von BP in die Offshore-Windenergie in Großbritannien sollten Mitte des Jahrzehnts Öl und Gas in den Schatten stellen, selbst ohne die neuen ScotWind-Projekte", sagt Norman Valentine, Forschungsdirektor beim Analyse- und Researchunternehmen Wood Mackenzie. Denn: Die kapitalstarke Branche verfügt über viel Offshore-Knowhow.

Die Unternehmen selbst postulieren dabei Nachhaltigkeit als Motiv. BP geht sogar so weit, Nachhaltigkeit als ihre Unternehmensstrategie zu bezeichnen. Greenwashing oder ehrliche Absicht? Laut Climate Accountability Institute stehen die Unternehmen BP und Shell mit einem Anteil von jeweils knapp 2,5 Prozent auf den Plätzen sechs und sieben in der Rangliste der globalen Klimasünder.

Big Oil muss umdenken

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Unternehmen der Öl- und Gasbranche in die Windkraft einsteigen. Fakt ist aber: Die Firmen brauchen ein neues Geschäftsmodell. Das verlangen auch die Aktionäre - schließlich wollen sie beim Abschied vom fossilen Zeitalter nicht auf ein totes Pferd setzen. Ein Ausgreifen von Big Oil auf grünen Strom scheint da geradezu logisch.

Welche Motivation auch immer die Ölfirmen treibt: Mit milliardenschweren Investitionen bringen die Förderer des Klimawandels jetzt die Energiewende voran.

Gesellschaft -

Energie der Zukunft

Der Ausbau erneuerbarer Energien stockt. Dabei gibt es - in Deutschland und den Nachbarländern - längst bezahlbare und kreative Lösungen für die Herausforderungen der Energiewende.

Meine Merkliste

Alle Inhalte auf Ihrer Merkliste sind noch mindestens 3 Tage verfügbar.

Sie haben derzeit keine Videos in Ihrer Merkliste

Sie können ein Video der Merkliste hinzufügen, indem Sie das "+" am Teaser oder Beitrag anwählen.

Live

Statische Headline

1h 7min

3sat Logo

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutz-Einstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktivert, welcher dies verhindert. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der 3sat Mediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

3sat Logo

Offensichtlich ist in deinem Browser das Plugin "I don't care about Cookies" aktiviert. Eigentlich würden wir dir an dieser Stelle gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Dies wird durch das Plugin verhindert. Falls du die Webseite sehen und nutzen möchtest, prüfe, ob das Plugin in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.