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Plastikatlas 2019 - Unschöne Fakten

Deutschland hat einen hohen Plastikverbrauch, gleichzeitig sind die Recyclingquoten niedrig - das und mehr offenbart der neue Plastikatlas von BUND und Böll-Stiftung.

Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 06.06.2024

BUND und Böll-Stiftung veröffentlichen "Plastikatlas 2019"

Der Atlas sammelt Fakten über die Umweltschädlichkeit von Plastik. Demnach wurden zwischen den Jahren 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Das entspricht mehr als einer Tonne pro Mensch, der heute auf der Erde lebt. Den allergrößten Teil machen Einwegprodukte und Verpackungen aus.

Und der Berg wächst: Allein der Getränkehersteller Coca-Cola verbraucht dem Atlas zufolge jährlich 88 Milliarden Einwegflaschen - aneinandergereiht reiche das 31 Mal zum Mond und zurück. Kunststoffmüll schadet nicht nur Tieren und Pflanzen, sondern auch dem Klima. Der Atlas zitiert eine Hochrechnung des Zentrums für Internationales Umweltrecht, wonach die Produktion von Kunststoffen bis 2050 bei den derzeitigen und prognostizierten Wachstumsraten einen Ausstoß von 52,5 Gigatonnen Kohlendioxid verursachen könnte. Kunststoffe allein könnten somit zwischen zehn und 13 Prozent des gesamten Kohlenstoffbudgets verbrauchen, das die Weltbevölkerung einhalten muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Deutschland schneidet nicht gut ab

Die Deutschen gehören zu den größten Plastikmüll-Verursachern in Europa. Jeder Bundesbürger verursachte demnach im Jahr 2016 durchschnittlich rund 38 Kilogramm Plastikmüll. Das war deutlich mehr als der durchschnittliche EU-Bürger mit 24 Kilogramm zu verantworten hatte. Innerhalb der EU lag nur in Luxemburg mit 50,5 Kilogramm pro Kopf, Irland (46,2) und Estland (42,2) der Kunststoff-Verbrauch noch höher. Auch die Recyclingquoten sind nicht besonders gut.

Die Recyclingquoten sind niedrig

Nicht einmal zehn Prozent des jemals produzierten Kunststoffes sind laut dem Atlas recycelt worden. Das liege unter anderem daran, dass sich die Verarbeitung vieler Kunststoffe zu Rezyklat zum Wiederverwenden nicht lohne. Hersteller nutzten für ihre Produkte lieber neuwertigen Kunststoff als Rezyclat, das häufig nicht so rein sei. Der niedrige Preis für Neukunststoff und das teure Sortieren und Aufarbeiten von gebrauchtem Kunststoff habe in Europa dazu geführt, dass ein Großteil des Plastikmülls nach Übersee verschifft werde.

Der weltweit drittgrößte Exporteur von Plastikmüll ist - nach den USA und Japan - die Bundesrepublik. Nachdem allerdings der bisher größte Abnehmer China vergangenes Jahr einen Exportstop verhängt hatte und auch Nachfolger Malaysia die Müllmengen deutlich reduzieren will, drohen die großen Plastikverbraucher auf ihrem Abfall sitzen zu bleiben.

In Deutschland werden gerade mal knapp 16 Prozent des Plastikmülls für neue Produkte wiederverwendet. Der Rest landet in Verbrennungsöfen oder wird ins Ausland verschifft.

Zwar seien die offiziellen Recyclingquoten in Deutschland relativ hoch, sie lagen 2016 bei 45 Prozent. Diese täuschten jedoch darüber hinweg, dass sie sich lediglich auf die Anlieferung bei einem Recyclingunternehmen, nicht aber auf den wirklich recycelten "Output" bezögen. Werde hingegen die Gesamtmenge der anfallenden gebrauchten Kunststoffprodukte als Grundlage betrachtet, würden in Deutschland nur etwa 15,6 Prozent zu Rezyclat verarbeitet.

Es muss sich was ändern

Auch "Bio-Kunststoffe" sind laut dem Atlas keine Lösung, weil die dafür benötigten Pflanzen unter schlechten Umweltbedingungen angebaut werden. Auch seien viele dieser Kunststoffe nicht wirklich biologisch abbaubar, sondern verrotteten nur in speziellen Anlagen, die nicht wirtschaftlich seien.

Gegen die weltweite Plastikmüllflut fordern die den Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung sowie der BUND ein entschiedenes Umsteuern auf mehreren Ebenen. Neben Gesetzen zum Endverbrauch müssten die Hersteller und die petrochemische Industrie stärker in die Pflicht genommen werden, sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der Böll-Stiftung. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger rief zu einer Plastikwende auf. Dazu gehörten ein Verbot von Schadstoffen in Kunststoffen, ein Verbot von Mikroplastik sowie eine massive Reduzierung von Plastikmüll. Der Atlas betont, dass es sich um ein globales Problem handelt, dass durch staatliche Regulierung weltweit angegangen werden müsse.

epd/afp/sam

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