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Forstwirtschaft: Klimafreundlicher als gedacht
27 Prozent der CO2-Emissionen sollen auf die Entwaldung zurückgehen - so hieß es lange. Diese Zahl ist viel zu hoch, sagt jetzt eine neue Studie.
Nach den Berechnungen von zwei US-amerikanischen Umweltwissenschaftlern liegt die tatsächliche Zahl bei nur 7 Prozent - nur ein Fünftel von dem, was die Wissenschaft bisher angenommen hatte. Wie kam es zu dieser riesigen Fehleinschätzung?
Laut den Forschern Robert Mendelsohn und Brent Sohngen haben frühere Berechnungen die Veränderungen in der Forstwirtschaft nicht berücksichtigt. Während Forstwirte in Europa sich schon lange am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren, wurden Wälder außerhalb Europas lange wie eine endliche Ressource betrachtet: Nach dem Holzschlag wurden keine Bäume nachgepflanzt. Davon gingen auch die früheren Berechnungen aus. Die Schätzungen basierten auf der Annahme, dass gerodete Flächen einfach sich selbst überlassen werden.
Ein Fehler, so Mendelsohn und Sohngen. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts setzte sich auch außerhalb Europas immer mehr die Wiederaufforstung gerodeter Flächen durch. Dazu kommt noch der Dünge-Effekt des höheren CO2-Gehalts der Atmosphäre, der sich positiv auf das Wachstum von Bäumen auswirkt. Beides lässt den CO2-Fußabdruck der Forstwirtschaft deutlich geringer ausfallen, als bisher angenommen.
Das Fazit der Forscher: Maßnahmen gegen den Klimawandel sollten sich weniger auf die Forstwirtschaft konzentrieren, sondern auf die Industrie und die fossilen Energien. Dort sei durch Veränderungen am meisten zu erreichen.
Malte Jessl