Kultur
"Kulturzeit" vom 11.12.2025: Übernahmeschlacht in Hollywood
Die Themen der Sendung: Netflix, Paramount und Warner, Filmförderung - Gespräch mit Janine Jackowski, Film "Therapie für Wikinger", María Corina Machado, Daniel Richter-Ausstellung, Ed Sheeran.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 11.03.2026
Die Themen der Sendung:
Übernahmeschlacht in Hollywood
Der Medienkonzern Paramount will den Hollywood-Rivalen Warner Brothers nicht kampflos Netflix überlassen und wendet sich mit einem Angebot direkt an die Aktionäre. Paramount bietet für den heutigen Gesamtkonzern Warner Bros. Discovery 108,4 Milliarden US-Dollar (knapp 94 Mrd. Euro). Unter den Geldgebern ist dabei auch die Investmentfirma Affinity Partners von Jared Kushner, der ein Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump ist. Netflix hatte sich Anfang Dezember auf eine knapp 83 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des Studio- und Streaming-Geschäfts von Warner geeinigt - ohne die aktuell noch dazugehörenden Fernsehsender wie CNN. Diese sollen dabei in ein eigenständiges Unternehmen abgespalten werden.
Kino-Betreiber in den USA befürchten, dass wenn Netflix Teile von Warner Bros. bekommt, künftig weniger teure Blockbuster-Filme und dafür mehr Serien produziert werden. Der Bieterwettkampf hat aber auch eine politische Dimension, weil zu Warner Bros. Discovery auch CNN gehört. Der Nachrichtensender, der oft kritisch über Trump berichtet, ist dem Präsidenten ein Dorn im Auge. Trump missfällt die Vorstellung, dass die aktuelle CNN-Führung gestärkt mit Geld aus dem Studioverkauf weitermachen könnte. Der Präsident wirft dem Sender - wie auch anderen Medien - immer wieder vor, Falschnachrichten über ihn und seine Regierung zu verbreiten. Der Deal um Warner Bros. Discovery dürfte von Trumps Justizministerium geprüft werden, das oft die Wettbewerbsprüfung durchführt. Trump betonte bereits, dass er in eine Entscheidung zur Übernahme involviert sein werde - und sagte, dass der hohe Marktanteil von Netflix im Streaming-Geschäft "ein Problem" darstellen könnte. Netflix und Warner zeigten sich dagegen überzeugt, den Deal über die Zielgerade bringen zu können.
Die Zukunft der Filmförderung - Gespräch mit Janine Jackowski
Es soll der ganz große Wurf werden und dem Film- und Produktionsstandort Deutschland wieder auf die Beine helfen. Denn die Branche kriselt. Trotz großen Erfolgen wie das "Kanu des Manitu" ist die Auftragslage schlecht: Steigende Produktionskosten und attraktive Steuernachlässe in anderen europäischen Ländern schwächen den deutschen Filmstandort erheblich. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat dafür eine Lösung gefunden und präsentiert seinen "Investitionsbooster": Mit Hilfe einer freiwilligen Selbstverpflichtung möchte er die großen Streaminganbieter dazu bringen, mindestens 1,83 Milliarden bis 2030 in den deutschen Produktionsstandort zu investieren. Doch was bedeutet dieser freiwillige Weg in der Praxis? Inwieweit sind die von Wolfram Weimer verhandelten Zusagen der Streaminganbieter zuverlässig und kalkulierbar? Verbände wie die Produzenten Allianz kämpfen seit Jahren für eine gesetzliche Investitionsverpflichtung der großen Streamer. Sie stellen sich gegen Weimers Vorschlag. Wir sprechen mit der Filmproduzentin Janine Jackowski, Mitgründerin von Komplizenfilm.
Friedens-Nobelpreisträgerin María Corina Machado in Oslo
Die große Nachricht ist, dass sie überhaupt da ist: Nach mehr als einem Jahr im venezolanischen Untergrund hat es Friedens-Nobelpreisträgerin María Corina Machado auf abenteuerliche Weise nach Oslo geschafft. Die Oppositionsführerin zeigte sich um 2.24 Uhr in der Nacht auf den 11. Dezember auf einem Balkon des Grand Hotels im Zentrum der norwegischen Hauptstadt. Danach begrüßte die führende Widersacherin des autoritären Staatschefs Nicolás Maduro auf der Straße vor dem Hotel ihre Anhänger. Diese hatten zuvor die venezolanische Nationalhymne angestimmt und "libertad, libertad" (Freiheit, Freiheit) skandiert. Mit ihrer Ankunft in Norwegen knapp einen halben Tag nach der eigentlichen Nobelpreisverleihung erreicht Machados zugleich aufsehenerregende und unter absoluter Geheimhaltung stattfindende Reise vorerst ihren Höhepunkt.
Machado ist die wichtigste Vertreterin der venezolanischen Opposition. Sie war die treibende Kraft hinter dem Wahlkampf des Oppositionskandidaten Edmundo González, der die Präsidentenwahl nach Einschätzung der Regierungsgegner und zahlreicher Drittstaaten gewann. Trotz der Betrugsvorwürfe ließ sich der autoritäre Präsident Maduro zum Sieger erklären. González ging daraufhin nach Spanien ins Exil. Auch zahlreiche andere Oppositionelle sind längst ins Ausland geflohen. Das norwegische Nobelkomitee hatte im Oktober verkündet, dass Machado in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird.
Schräge Komodie mit Mads Mikkelsen: "Therapie für Wikinger"
So hat man Mads Mikkelsen noch nicht gesehen: blond und mit Dauerwelle. Manfred glaubt, er sei John Lennon und kann sich nicht mehr erinnern, wo er die Beute aus einem Raubüberfall versteckt hat, die sein nach 14 Jahren aus dem Gefängnis entlassener Bruder (Nikolaj Lie Kaas) verzweifelt sucht. Das sind die Zutaten für eine köstliche Komödie, die in der Weihnachtszeit genau die richtige Portion Ablenkung verspricht. Regisseur Anders Thomas Jensen produziert Pointen im Minutentakt. Im Interview erzählt er, er müsse sich immer bremsen, wenn er für andere Regisseure Drehbücher schreibe. Hier hat er seiner wilden Fantasie freien Lauf gelassen und eine irre Mischung schräger Gestalten zusammenfantasiert. "Therapie für Wikinger" hat aber auch eine anrührende Botschaft, die wunderbar in die Weihnachtszeit passt: Es ist in Ordnung, wenn du anders bist.
Sonderausstellung Daniel Richter im Schloss Gottorf
Daniel Richters Bilder bewegen sich zwischen Abstraktion und figürlicher Malerei, bestechen durch leuchtende Farben, starke Kontraste. Schon lange lebt und arbeitet der Maler in Berlin, ist international vernetzt und renommiert. Jetzt gibt es erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder eine Werkschau seiner Werke im Norden. Von hier kommt er eigentlich her: aus Eutin. Schloss Gottorf präsentiert mehr als 50 Werke aus der jüngsten Schaffensphase des Malers im Kontrast zu seinem Frühwerk.
Ed Sheeran kehrt zurück: mit "Play"
Ed Sheeran kehrt zurück - mit einer Deluxe-Ausgabe seines aktuellen Albums "Play" und einer Warm-up-Tour, die ihn auch in die Münchner Olympiahalle führte. Für jemanden, der zuletzt dreimal das Olympiastadion ausverkauft hat, wirkt dieser Abend fast wie ein Wohnzimmerkonzert. "Play" eröffnet seine neue Album-Ära: ein Titel, der Freiheit verspricht, aber auch daran erinnert, dass das Leben nicht immer nach den eigenen Regeln läuft. Denn Sheeran weiß, dass man als Künstler nicht nur spielen darf, sondern oft auch Erwartungen erfüllen muss, die andere an einen herantragen: Anderen etwas vorspielen. Auf dem Album untersucht er diesen ständigen Wandel, die Bühne als Ort der Selbstbefragung. Sein Sound öffnet sich dabei weiter denn je: indische Rhythmen, zarte Ragas, euphorisierende Percussion, tiefe Bässe. All das verweist zurück auf seine Anfänge als Pub- und Straßenmusiker, als jede Melodie ein Geschenk und jeder Ort ein möglicher Auftritt war. Heute verdichtet er diese frühen Erfahrungen zu einem globalen Klanggefühl, das Grenzen ignoriert und selbst große Hallen in persönliche Räume verwandelt.