Kultur

"Kulturzeit" vom 24.11.2025: Ukraine - Zähes Ringen um einen Friedensplan

Die Themen der Sendung: Ukraine-Friedensplan - Gespräch mit Oleksandra Matviichuk, Irina Scherbakowas neues Buch, 50. Todestag von Franco, Wien Modern, Nachruf auf Udo Kier.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 24.11.2026

Die Themen der Sendung:

Ukraine: Zähes Ringen um einen Friedensplan - Gespräch mit Oleksandra Matviichuk

Die Ukraine-Gespräche in Genf haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Fortschritte gebracht. "Bei den Schritten, die wir mit der US-Seite vereinbart haben, ist es uns gelungen, äußerst sensible Punkte einzubringen", sagte Selenskyj bei einer virtuellen Konferenz in Schweden. "Das sind wichtige Schritte, aber für einen echten Frieden braucht es mehr, viel mehr", fügte er hinzu. Die Gesprächsteilnehmer der Ukraine und der USA sprachen am 23. November in einer gemeinsamen Erklärung von "bedeutenden Fortschritten bei der Annäherung der Positionen und der Identifizierung von klaren nächsten Schritten". Zwischen Vertretern der Ukraine, der USA und europäischer Staaten sei ein "aktualisierter und verfeinerter Friedensrahmen" vereinbart worden, an dem "in den kommenden Tagen" weiter gearbeitet werde. Delegationen der USA, der Ukraine und mehrerer europäischer Länder, darunter Deutschland, hatten in Genf Verhandlungen über den von den USA vorgelegten 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs geführt. Der Plan in seiner ursprünglichen Fassung kam Moskau in zentralen Forderungen weit entgegen. Die Ukraine und ihre Verbündeten verlangten daraufhin eine Überarbeitung des US-Plans. Wir sprechen mit der ukrainischen Juristin Oleksandra Matviichuk. Sie ist Vorsitzende des Center for Civil Liberties, das seit Kriegsbeginn Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine dokumentiert. Für diese Arbeit wurde sie 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Irina Scherbakowa: "Der Schlüssel würde noch passen"

Die Historikerin und Publizistin Irina Scherbakowa hat 1987 in Moskau die Menschenrechtsorganisation Memorial mitgegründet. Memorial wurde zu einem historischen Gewissen Russlands, hier bekamen die zahllosen Opfer des sowjetischen Gewaltsystems eine Stimme, hier wurde die Monstrosität des Gulagsystems offenbart und an die zahllosen Menschenrechtsverletzungen erinnert. "Wir haben uns bei Memorial unzählige Jahre damit befasst, die Geschichte der Menschen hinter solchen Gegenständen ans Licht zu holen, sie dem Vergessen zu entreißen. All die Jahre hatten wir in dem festen Glauben gelebt, dass die Menschen erschüttert sein würden, wenn sie endlich die Wahrheit erfahren würden über die Millionen Opfer und ihr entsetzliches, tragisches Schicksal, das diese in Gefängnissen und Lagern erwartete. Wir glaubten, dass sie sich danach nie wieder würden vorstellen können, jemals zu einer Diktatur zurückzukehren oder sich gar danach zu sehnen", schreibt Irina Scherbakowa in ihrem neuen Buch "Der Schlüssel würde noch passen. Moskauer Erinnerungen". Es ist ein Dokument der Hoffnung und des Scheiterns. Scherbakowa beschreibt die Zeit der Perestroika, des Aufbruchs, als es in den späten 1980er Jahren schien, dass die Wahrhaftigkeit über die Lüge siegen könnte. Doch das war nur eine kurze trügerische Phase, die abgelöst wurde von einer chaotischen Zeit der wuchernden Kriminalität und der sich schamlos bereichernden Oligarchen. Und sie erzählt, wie Putin an die Macht kam und Russland zu einem autoritären Staat umbaute. Memorial wurde 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, Irina Scherbakowa hatte zu diesem Zeitpunkt schon Russland verlassen. "Wir haben versucht, die Katastrophe mit der Schreibmaschine aufzuhalten" zitiert sie Erich Kästner. "Aber unsere Warnungen verklangen wie die Prophezeiungen der Kassandra, dazu verdammt, ungehört zu bleiben." Irina Scherbakowa spricht über ihr neues Buch, das Leben im Exil und die Lage in Russland.

Spanien blickt zurück: Vor 50 Jahren starb Franco

Am 20. November 1975, starb der spanische Diktator Francisco Franco, der "Caudillo". Er war als Sieger aus dem Bürgerkrieg hervorgegangen, hatte das Land fast 40 Jahre lang mit eiserner Hand regiert. Nicht alle Spanier betrauerten damals das Ende seiner Herrschaft. Die republikanischen Verlierer des Bürgerkriegs und ihre Familien atmeten auf - der Diktator hatte Zehntausende von ihnen foltern, erschießen und in anonymen Massengräbern verscharren lassen. Wie blickt die spanische Gesellschaft heute auf ihre Geschichte? Der Franco-Biograf Julián Casanovas beklagt, dass historische Fakten bis heute nicht angemessen aufgearbeitet und bewertet wurden. Der Historiker Jaume Claret erklärt, wie besonders junge Anhänger der rechtsextremen VOX-Partei Francos Regime durch eine positive, nostalgische Brille betrachten. Wie lang ist Francos Schatten?

Zum Tod von Uwe Kier

Der deutsche Schauspieler Udo Kier ist im Alter von 81 Jahren im kalifornischen Palm Springs gestorben. Kier hat in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, darunter "Andy Warhols Frankenstein" (1973), "Die Geschichte der O" (1975), "Lili Marleen" (1981), "Breaking the Waves" (1996) sowie "Melancholia" (2011). Zuletzt war er in einer Nebenrolle im Film "The Secret Agent" zu sehen, der aktuell in den Kinos läuft. Kier ist einer der wenigen deutschen Schauspieler, die in der Traumfabrik und im internationalen Filmgeschäft über Jahrzehnte präsent waren. Dabei gab Kier oft den Bösewicht - nicht zuletzt wegen seines intensiven Blicks aus ungewöhnlich grünen Augen. 2012 spielte er in dem Trash-Spektakel "Iron Sky - Wir kommen in Frieden!" den Herrscher einer Nazi-Gemeinde, die auf der dunklen Seite des Mondes lebt

Kier wurde am 14. Oktober 1944 als Udo Kierspe in Köln-Mülheim geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde von seiner alleinerziehenden Mutter großgezogen. In seiner Jugend absolvierte der Rheinländer eine Lehre als Großhandelskaufmann in der Werkzeugbranche, jobbte eine Zeit lang beim Autobauer Ford am Fließband. Mit 19 Jahren machte er sich auf nach London und knüpfte erste Kontakte mit der Filmbranche. Schon seit 1991 lebte Kier in den USA. Einige Jahre pendelte er zwischen seinen Häusern in Los Angeles und Palm Springs, wo er in einer alten Bücherhalle wohnte. Zur Kunst-Szene hatte Kier seit jeher ein enges Verhältnis - schon früh freundete er sich mit namhaften Künstlern an. So wollte Andy Warhol (1928-1987) den jungen Mann mit dem diabolisch-stechenden Blick unbedingt für seine Horror-Persiflagen "Blut für Frankenstein" und "Blut für Dracula" gewinnen. Besonders eng war Kiers Kontakt zu Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, mit dem er unter anderem "Lili Marleen" oder "Berlin Alexanderplatz" drehte. Für Gus Van Sant stand er ebenfalls vor der Kamera. Der Schauspieler arbeitete auch mit weiteren deutschen Regisseuren zusammen, zum Beispiel mit Christoph Schlingensief oder Fatih Akin. Im Jahr 2020 wurde Kier auf dem "Walk of the Stars" in Palm Springs mit einer Sternenplakette verewigt. 2024 wurde UdoKier beim Braunschweig International Filmfestival ausgezeichnet. Er erhielt den mit 25.000 Euro höchstdotierten Preis des Festivals, "Die Europa", für herausragende darstellerische Leistungen in der europäischen Filmkultur.

"Wien Modern" Festival

"Wien Modern" ist eines der weltweit größten Festivals für Zeitgenössische Musik. 1988 von Claudio Abbado gegründet, wollte man damals die großen Meisterwerke des 20. Jahrhunderts in die Wiener Konzertsäle bringen. Darüber ist das Festival längst hinausgewachsen. Heute soll es ein Spiegel der gegenwärtigen Strömungen in der internationalen Musikszene sein. Und wie vielfältig die ist, kann man in zahlreichen Veranstaltung fast fünf Wochen lang in ganz Wien kennenlernen.

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