Kultur

"Kulturzeit" vom 26.11.2025: Tirana - Künstler erobern die Villa eines Diktators

Die Themen der Sendung: Villa von Enver Hoxha, "Sarajevo-Safari", Rente und Gerechtigkeit - Gespräch mit Christoph Maier, Kunstfälscher Robert Driessen, Fotograf Misan Harriman.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 26.11.2026

Die Themen der Kulturzeit:

Künstler erobern die Villa des Diktators Enver Hoxha in Tirana

Mitten in Albaniens Hauptstadt Tirana steht ein Haus, das einst ein ganzes Land in Angst versetzte. Die Villa von Enver Hoxha (1908-1985) – jahrzehntelang Symbol eines der härtesten kommunistischen Regime Europas – war nicht einfach nur ein Wohnsitz. Sie war der Ort, an dem Macht inszeniert, Loyalität belohnt und Abweichung bestraft wurde. Heute ist das Haus ein stiller Zeuge dieser Vergangenheit. Statt der kalten Blicke der Parteifunktionäre durchziehen nun Licht, Musik und Stimmen von Künstlerinnen und Künstlern die Räume. Die Villa ist zu einer Künstlerresidenz geworden. Alle drei Monate bewohnen und bespielen neue Künstler das einstige Haus des Grauens. Die Villa von Enver Hoxha in Tirana – einst ein Haus der Angst, ist heute ein Ort der Begegnung geworden. Sie berührt ein zentrales Thema der Aufarbeitung autoritärer Vergangenheit und zeigt, wie Orte des Schreckens transformiert werden können, um Erinnerung, Aufklärung und vielleicht sogar Versöhnung zu ermöglichen.

"Menschen-Safaris" im Bosnien-Krieg

Während der fast vierjährigen Belagerung Sarajevos im Bosnien-Krieg Anfang und Mitte der 1990er-Jahre durch bosnische Serben, Einheiten der damaligen jugoslawischen Armee und Paramilitärs starben mehr als 10.000 Menschen. Viele wurden von Heckenschützen getötet, die von hohen Gebäuden oder umliegenden Bergen aus wahllos auf Menschen schossen. Erzählungen über einen angeblichen damaligen Abschuss-Tourismus kursieren in Sarajevo seit Jahren. Dabei sollen wohlhabende Männer aus Europa jeweils tausende US-Dollar bezahlt haben, um von serbischen Positionen aus Zivilisten in der damals belagerten Stadt Sarajevo zu erschießen. Das Geld soll an die bosnisch-serbische Armee geflossen sein und an die Unterstützer in Serbien, die die mutmaßlichen Kriegstouristen von dort in die entsprechenden Stellungen brachten. Im Jahr 2022 drehte der slowenische Regisseur Miran Zupanic einen Dokumentarfilm zu dem Thema, unter dem Titel "Sarajevo Safari".

In Italien findet die Affäre rund um die sogenannten Menschen-Safaris im belagerten Sarajevo seit einigen Wochen ein großes Medienecho. Nach einer Anzeige des Schriftstellers Ezio Gavazzeni hatte die Mailänder Staatsanwaltschaft Medienberichten zufolge Ermittlungen wegen des Verdachts des mehrfachen Mordes aus niedrigen Beweggründen gegen unbekannte Täter aufgenommen. Gavazzeni behauptet, Dutzende oder Hunderte wohlhabende Bürger aus dem Westen, vor allem aus Italien, hätten damals gegen Zahlung von viel Geld Kurztrips nach Sarajevo unternommen, um dort regelrecht Jagd auf Kinder, Frauen und Männer in den Straßen zu machen. Er behauptet zudem, einige Namen der mutmaßlichen italienischen Beteiligten zu kennen. Und der kroatische Journalist Domagoj Margetic hat der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge bei der Staatsanwaltschaft in Mailand Anzeige gegen Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic erstattet. Margetic wirft Vucic eine Beteiligung an den "Menschen-Safaris" vor. Vucic weist die Vorwürfe zurück.

Rente und Generationengerechtigkeit – Gespräch mit Christoph Maier

Das neue Rentenpaket der Koalition sorgt aktuell für einen parteiinternen Generationenkonflikt innerhalb von CDU und CSU. Die Junge Union und 18 Unionsabgeordnete stemmen sich gegen das Rentenpaket der Bundesregierung. Kanzler Friedrich Merz (CDU) will es noch 2025 durchbringen. Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union machen die Rebellen deutlich: Das Bündel reicht nicht. Politik auf Kosten der Jüngeren, so ihr Vorwurf. Sie könnten das Rentenpaket stoppen, die Koalition sprengen. Wir sprechen mit Christoph Maier von der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen in Stuttgart.

Der Kunstfälscher Robert Driessen

Der Kunstfälscher Robert Driessen hat in 15 Jahren mehr Giacometti-Skulpturen hergestellt als der Künstler Alberto Giacometti (1901-1966) in seinem ganzen Leben. Einer seiner "Giacomettis" sei für 52 Millionen verkauft worden. So brüstet sich Driessen unverhohlen in der ARD-Doku-Serie "Millionen Fake". Sie rekonstruiert mit den echten Akteuren dieses Falles einen der spektakulärsten Kunstfälscher-Krimis Europas. Regisseur Stefano Strocchi, der sich auf True-Crime-Kunstfälle spezialisiert hat, konnte den in Thailand lebenden Fälscher sowie den Kunsthändler, einen selbsternannten Grafen, vor die Kamera holen und hat so einen Einblick bekommen über die zuweilen absurden Abgründe des Kunstmarktes.

Fotograf Misan Harriman

Der Fotograf, Aktivist und Oscar-nominierte Filmemacher Misan Harriman ist einer der angesehensten visuellen Geschichtenerzähler unserer Zeit. Harriman hat schon viele High-Profile Promis wie Meghan Markle und Prince Harry, Tom Cruise, Angeline Jolie, Jay-Z, Giorgio Armani und Rhianna für Magazine wie "Vogue UK", "Vanity Fair" und "Harpers Bazaar" fotografiert und er ist der erste Schwarze in der 104-jährigen Geschichte der britischen "Vogue", der 2021 das Cover der legendaeren Septemberausgabe fotografiert hat. Aber er ist vor allem bekannt für seine Reportage-Fotografie bei großen Demonstrationen wie den Black Lives Matter Protesten in den USA und den Pro-Gaza Demos in England. Seine monochromen Bilder stellen dabei eine neue Generation von Demonstranten vor, die Smartphones zur Organisation von Bewegungen und soziale Medien zur Dokumentation von Ungerechtigkeiten nutzen. Aus Anlass der Veröffentlichung des Dokumentarfilms "Shoot The People", für den Harriman zwei Jahre lang von Kamerateams auf verschiedenen Protesten, bei der Oscar Verleihung, aber auch in seinem privaten Umfeld begleitet wurde, treffen wir uns mit dem Fotografen in seinem Studio in London.

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