Kultur
"Kulturzeit" vom 16.06.2025: Pronatalismus in den USA: Mit Babys die Welt retten?
Die Themen der Sendung vom 16.06.2025: Pronatalismus in den USA, KI und die Zukunft der Demokratie, ein neuer Theaterort für Naumburg, Roman "Tausendmal so viel Geld wie jetzt", der Brandner Kaspar in München.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 16.06.2026
Die Themen der Sendung:
Die US-amerikanische Familie und das Konzept des Pronatalismus
Es gibt die Bestrebungen rechtskonservativer Thinktanks um Donald Trump, die Familienpolitik der USA so aufzusetzen, dass Frauen künftig viele Babys bekommen sollen, sehr viele Babys. "Pronatalism" nennen sie es. Da ist die Rede von einer Muttermedaille ab dem sechsten Kind, von einer Prämie von 5000 US-Dollar pro geborenem Kind, von Steuervorteilen für (heterosexuelle) Ehepaare mit Kindern, von der Vergabe von Fulbright-Stipendien an Verheiratete mit Kindern. Medial inszeniert wird das Ganze schon durch die Auftritte von Elon Musk und J.D. Vance, derzeit bei offiziellen Anlässen mit ihren Kindern, wie beispielsweise beim Besuch bei Papst Franziskus kurz vor dessen Schlaganfall. Tradwive-Influencerinnen wie die Mormonin und achtfache Mutter Hannah Neeleman tragen dazu bei, die Idee salonfähig zu machen - ihre süßen Kinder und niedlichen Farmtiere in Utah scheinen so harmlos. Die Konsequenzen, sollte dies umgesetzt werden, indes sind immens. Frauen mit so vielen Kindern würden vermutlich nie wieder arbeiten, und das Bild der arbeitenden Frau an sich nähme großen Schaden. Auf Social Media sprechen Kritikerinnen bereits von "'The Handmaid’s Tale' come true". Natürlich spielen auch weitere Themen mit hinein: White Supremacy, das Verbot der Abtreibung und letztendlich die Bestimmung des weiblichen Körpers durch mächtige weiße Männer. Die ganze Idee, was Familie ist, wird reduziert auf das klassische Modell Vater, Mutter, Kind. Alle anderen Familienformen finden nicht statt, es gibt sie aber.
Außer Kontrolle? KI und die Zukunft der Demokratie
Viele dachten, dass es viel früher passiert: Der Showdown zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump und seinem ehemaligen Berater Elon Musk. Aber dass der Machkampf der beiden Ego-Titanen ausgerechnet im Streit um den Big Beautiful Bill Act eskaliert, das Haushaltsgesetz, das Trump demnächst durch den Senat bringen will, erstaunt. Enthält er doch ein großes Geschenk, von dem die Tech-Community seit Jahren träumt: Ein Moratorium, das zehn Jahre lang den US-Bundesstaaten verbieten will, Künstliche Intelligenz zu regulieren und zu kontrollieren. Eine Idee, die der KI-Ethiker Rainer Mühlhoff für brandgefährlich für die Zukunft der Demokratie hält.
Ein neuer Theaterort für Naumburg
Die Stadt Naumburg an der Saale platzt in diesen Tagen vor Stolz. In Zeiten, in denen es aus der Kultur- und Theaterlandschaft von schlechten Nachrichten nur so hagelt, ist in Naumburg ein kleines Wunder geschehen. Das kleinste Stadttheater Deutschlands hat eine neue, moderne Spielstätte im Alten Schlachthof erhalten. Alles begann mit dem Vermächtnis einer anonymen Dame. Über eine Anwaltskanzlei verfügte sie, dass Naumburg eine Millionen Euro ihres Erbes zukommen soll. Einzige Bedingung: Das Geld muss für Kultur und Denkmalschutz eingesetzt werden. Der Stadt gelang es daraufhin, weiteres Fördergeld zu generieren. Mit viel Gemeinschaftssinn, Teamwork, Empathie für das Projekt und Liebe zur eigenen Stadt schafften es die Naumburger, für nur 4,8 Millionen und in weniger als drei Jahren den Alten Schlachthof zu einem fulminanten Theater umzubauen. Ein außergewöhnlicher, seltener Ort für eine kleine Stadt wie das sachsen-anhaltische Naumburg.
Juan S. Guses Roman "Tausendmal so viel Geld wie jetzt"
Basti arbeitet als Gärtner für 10,50 Euro pro Stunde auf dem Friedhof. Ob es ihm darum geht, nicht die Bodenhaftung zu verlieren, oder um seine Liebe zu Pflanzen, bleibt offen – was aber klar ist: Geld spielt keine Rolle, denn er besitzt Krypto-Tokens im Wert von 20 Millionen Euro. Auch Arne sieht man seinen Reichtum nicht an, wenn er mit seinem Hund im VW-Bus unterwegs ist. Für seinen neuen Roman "Tausendmal so viel Geld wie jetzt" hat Autor und Soziologe Juan S. Guse vier Männer getroffen, die etwas gemeinsam haben: Sie stammen nicht aus der Finanzbranche, und sind doch mit Kryptodeals zu Reichtum gekommen. Guse taucht ein in eine Welt, in der freiheitliche Utopien auf toxische Männlichkeit treffen und Tech-Libertarismus auf den Moment knallt, an dem man wirklich frei sein könnte – nur um am Ende nicht zu wissen, was man mit dem Geld anstellen soll.
"Gschichtn vom Brander Kaspar" in München
Der Brandner Kaspar ist wieder da! Der Mann, der den Tod beim Karteln reinlegt. Nach der legendären Inszenierung von 1975 mit fast 1000 Aufführungen in 25 Jahren hat Franz Xaver Kroetz nun eine neue Fassung von Kobells Mundartgeschichte geschrieben. Es wird markiger und zugleich etwas tiefsinniger, bleibt aber bayrisch und lustig. Das Volksstück mit Günther-Maria Halmer in der Titelrolle, hat am Münchner Residenztheater Premiere gefeiert.