Kultur

"Kulturzeit" vom 24.10.2025: Medienmacht im Osten: Holger Friedrichs Vision für den Lokaljournalismus

Die Themen der Sendung: Holger Friedrichs Vision für den Lokaljournalismus im Osten, Roman "Oststolz" von Alexander Prinz, Kunst und Leben im Plattenbau, Jens Harders Graphic Novel "Gamma...visions",Trump und der "East Wing" des Weißen Hauses.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 08.02.2026

Die Themen der Sendung:

Mit Ostalgie voran? Holger Friedrich und der Lokaljournalismus

Während überall der Niedergang der regionalen Presse zu beobachten ist, hat Holger Friedrich, Verleger u.a. der Berliner Zeitung, scheinbar gegen den Trend verkündet, künftig den Osten Deutschlands flächendeckend mit Nachrichten versorgen zu wollen. Geplant sind digitale Regionalausgaben in den Hauptstädten der ostdeutschen Bundesländer. Die Anbindung an die Berliner Zeitung soll eng sein, ergänzt durch Bürgerreporter. Mittelfristig soll auch eine gedruckte Wochenendausgabe erscheinen. Das Projekt richtet sich auch gegen die Konkurrenz von Madsack und Funke, die bisher die meisten ostdeutschen Zeitungen übernommen haben.

Es ist damit auch ein Vorstoß gegen die Dominanz westdeutscher Verlage in der ostdeutschen Presselandschaft. Erklärtes Ziel von Holger Friedrich ist es, der "Abwertung ostdeutscher Perspektiven" entgegenzuwirken. Gleichzeitig denkt Friedrich aber bereits über einen Verkauf seines Berliner Verlages nach, den er seit 2019 hält und inzwischen als saniert betrachtet. Ziel sei es, das Paket aus Berliner Zeitung und den Neugründungen als "Ostdeutsche Allgemeine" an Investoren oder als eine Art Volksaktie zu übergeben. Kulturzeit spricht mit Holger Friedrich sowie weiteren Verlegern und Journalisten.

"Oststolz". Ein Aufruf an die Nachwendegeneration

Alexander Prinz, besser bekannt unter seinem YouTube-Namen "Der Dunkle Parabelritter", gehört seit Jahren zu den einflussreichsten Stimmen im deutschsprachigen Netz. Von seinen Anfängen als Metal-Influencer, der sich mit Festivalberichten und Albumrezensionen einen Namen machte, hat er sich längst zu einem gesellschaftspolitischen Kommentator entwickelt. Am 1. September 2025 ist sein neues Buch "Oststolz - Appell eines Nachwendekinds" erschienen. Darin erzählt der Autor seine Kindheit und Jugend im ländlichen Sachsen-Anhalt – in einem 800-Seelen-Dorf, geprägt von der Wendezeit, sozialen Brüchen und dem Gefühl des Abgehängtseins.

Doch "Oststolz" ist weit mehr als eine persönliche Rückschau. Prinz beschreibt die "unsichtbare Mauer" zwischen Ost und West, die auch mehr als dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung in Form von niedrigeren Löhnen, fehlendem Vermögen und fehlender Anerkennung ostdeutscher Biografien spürbar bleibt. Mit klaren Worten analysiert er die gesellschaftlichen Unterschiede und wirbt für einen neuen, selbstbewussten Blick auf die eigene Herkunft. Sein zentrales Anliegen ist ein leidenschaftlicher Aufruf an die Nachwendegeneration: den Osten nicht als Schwäche, sondern als Stärke zu begreifen. "Seid stolz auf eure Ost-Biografie, bleibt hier und gestaltet mit, bevor es andere tun".

Ausstellung "Wohnkomplex – Kunst und Leben im Plattenbau"

Zwischen Utopie und Verfall: Der Berliner Maler Christian Thoelke malt die Spuren einer verschwundenen Gesellschaft – eine verlassene Kaufhalle, besprühte Fassaden, einen Himmel, der noch einmal aufglimmt. Seine Bilder erzählen von den Nachbeben des Umbruchs, vom großen Versprechen des gleichwertigen Wohnens und von der Stille danach. Im Potsdamer Kunsthaus DAS MINSK zeigt die Ausstellung "Wohnkomplex – Kunst und Leben im Plattenbau", kuratiert von Kito Nedo, wie Künstlerinnen und Künstler seit den 1970er Jahren auf die Architektur der Gleichheit blicken. Zwischen Dokumentation und Poesie entfalten sich Geschichten über Alltag, Erinnerung und Identität im Osten – von den geometrisch gezogenen Arbeiter-Wohnstätten Uwe Pfeiffers in Halle-Neustadt über die gekritzelten Kindheitserinnerungen von Sabine Moritz bis zu Thoelkes melancholisch glühenden, langsam überwuchernden Utopien aus Beton.

Die Ausstellung ist vielschichtig, offen, ein Kaleidoskop aus Erinnerungen und Perspektiven. Kito Nedo interessiert sich für die Alltagsarchitektur – nicht die großen Repräsentationsbauten, sondern jene Häuser, in denen Millionen lebten und leben. Sie erzählen, wie Ideologie sich im Beton niederschlug, aber auch, wie Menschen darin ihren eigenen Raum schufen. Für Nedo ist die Schau hochaktuell: In Zeiten von Wohnungsknappheit und sozialer Spaltung wirft sie die Frage auf, ob man aus der Geschichte der industriellen Bauweise lernen kann – wie man ökonomisch, solidarisch und dennoch menschlich baut.

Comic "Gamma…visions" zur Menschheitsgeschichte

Das Buch "Gamma...visions" ist nach dem Band "Alpha" und zwei Bänden "Beta" der Abschluss einer monumentalen Reihe über die Evolutionsgeschichte, an der der Comic-Künstler Jens Harder insgesamt zwanzig Jahren gearbeitet hat. Es ist der wahnwitzige Versuch, die Geschichte des Menschen in Vergangenheit, Gegenwart - und nun abschließend in der Zukunft darzustellen.

Wie wird es auf unserem Planeten weitergehen angesichts von Klimawandel und Artensterben? Welche Rolle wird Technologie dabei spielen? All diesen und noch mehr Fragen geht Jens Harder im vierten und letzten Band seiner großen Erzählung nach. Grafisch opulent ist das Buch auch inhaltlich eine überbordende Reise und Auseinandersetzung mit Literatur, Philosophie und Naturgeschichte.

Donald Trump: Abriss des geschichtsträchtigen "East Wing"

Der amtierende Präsident Donald Trump möchte im Weißen Haus einen Ballsaal errichten. Mehr als 8.000 Quadratmeter soll das Gebäude umfassen und wäre damit fast doppelt so groß wie das Weiße Haus selbst. Doch wo ist Platz für ein so gigantisches Bauprojekt auf dem historischen Gelände eines der berühmtesten Wahrzeichen der Welt? Ohne öffentliche Mitbestimmung oder Genehmigung der zuständigen Behörde National Capital Planning Commission (NCPC) ließ der Präsident in dieser Woche den kompletten Ostflügel abreißen. Theodore Roosevelt ließ den ersten "East Wing" bauen.

Es folgten weitere Präsidenten und mit ihnen Ausbauten und Umgestaltungen. Doch der Abriss eines ganzen historischen Gebäudekomplexes ist ein bisher ungekannter Vorgang. Auch die Finanzierung des auf 250 Millionen US-Dollar kalkulierten Neubaus wirft Fragen auf. Sollte das Projekt aus privaten Spenden finanziert werden, wie Trump ankündigt, würde das ein US-Gesetz unterlaufen, nach denen öffentliche Gebäude nur mit Zustimmung des Kongresses finanziert werden dürfen. Größenwahn oder mutiger Neubau? In jedem Fall schafft Donald Trump schon mal Fakten und der "East Wing" ist in seiner historischen Form für immer verloren.

Meine Merkliste

Alle Inhalte auf Ihrer Merkliste sind noch mindestens 3 Tage verfügbar.

Sie haben derzeit keine Videos in Ihrer Merkliste

Sie können ein Video der Merkliste hinzufügen, indem Sie das "+" am Teaser oder Beitrag anwählen.

Live

Statische Headline

1h 7min

3sat Logo

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutz-Einstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktivert, welcher dies verhindert. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der 3sat Mediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

3sat Logo

Offensichtlich ist in deinem Browser das Plugin "I don't care about Cookies" aktiviert. Eigentlich würden wir dir an dieser Stelle gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Dies wird durch das Plugin verhindert. Falls du die Webseite sehen und nutzen möchtest, prüfe, ob das Plugin in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.