Kultur
"Kulturzeit" vom 10.06.2025: Leid in Gaza: Israelis protestieren
Die Themen der Sendung: Israels Zivilgesellschaft protestiert, Eindrücke aus Israel - Gespräch mit Shai Hoffmann, Andreas Homoki, Hamburg Ballett feuert Volpi, Gülbin Ünlü.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 10.06.2026
Die Themen der Sendung:
Israels Zivilgesellschaft wacht auf
Die Reihe der stillen Demonstranten in Israel, die jeden Samstag am Rande der großen Antiregierungskundgebung Bilder von in Gaza getöteten Kinder in der Hand halten, will nicht aufhören. Unter ihnen Künstler wie Addam Yekutieli. Sie kommen mit einem Appell an ihr Land und ihre Regierung: Bewahrt die Menschlichkeit! Verschließt nicht die Augen vor dem Leid und der Trauer auch der anderen Seite - der palästinensischen Zivilisten in Gaza!
"Das Massaker des 7. Oktobers war ohne jeden Zweifel ein grauenhafter Einschnitt in unsere Gesellschaft", sagt Yekutieli, der unter dem Alias Know Hope arbeitet. "Es traf uns in unserer tiefsten rohen, unterbewussten Psyche. Das Problem ist, dass in diesem Krieg das Trauma als Waffe eingesetzt wurde. Die andere Seite wird schlicht dehumanisiert. Vielleicht kennen die Leute die Opferzahlen in Gaza, aber sie sagen sich: 'Na und? Es sind doch nur Palästinenser.' Unsere Aufgabe ist es jetzt, die humanistischen Werte hochzuhalten."
Es sind nicht nur Ultralinke, die ein Ende des Krieges in Gaza fordern. Immer mehr begreifen, dass Israel zum "Pariah" der Staatengemeinschaft wird, wie die Tageszeitung "Haaretz" neulich titelte. In einem Meinungsartikel schrieb dort der ehemalige Ministerpräsident Ehud Olmert: "Es gibt zu viele Fälle von der grausamen Erschießungen von Zivilisten, von Zerstörung von Eigentum und Häusern. Israelis begehen Kriegsverbrechen." Der ehemalige Armeechef Moshe Yaalon beschuldigt die Netanyahu-Regierung, ethnische Säuberung zu betreiben. Der neue Parteichef der Arbeiterpartei, der Ex-General Yair Golan, sorgte für einen Skandal, als er offen sagte, Israel würde als Hobby Kinder töten. Worte, die noch vor ein paar Wochen undenkbar gewesen wären.
120.000 Reservisten der Armee haben die Regierung zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Den Ball ins Rollen gebracht hat Uri Arad, ehemaliger Kampfpilot mit einem offenen Brief der Luftwaffenreservisten. "Die Regierung versucht uns Märchen zu erzählen, wie dass nur militärischer Druck unsere Geiseln in Gaza zurückbringen würde. 41 von ihnen sind bereits in der Geiselhaft gestorben", sagt er. "Beendet den Krieg und bringt die Geiseln nachhause!" Der offene Brief der Piloten war nur der erste. Es folgten Aufrufe der Fallschirmjäger, der Infanterie, der Ärzte und der Sanitäter.
Bringt Israels Kriegsführung das Land ins internationale Aus? Der Publizist Ben Dror Yamini sieht eine akute Gefahr. Doch Schuld daran, meint er, seien auch die internationalen Medien, die zunehmend Israel dämonisieren, während sie deren terroristische Gegner ignorieren. "Warum um Himmels willen, diese Doppelmoral?", klagt er an. "Warum erzählt Ihr nicht die wahre Geschichte der Hamas? Eine Organisation, die mit deutlichsten Worten zur Vernichtung von Juden aufruft, zur muslimischen Weltherrschaft. Die Hamas war der IS bevor es den IS gab. All das zeigt man in den internationalen Medien nicht. Das muss gesagt werden! Andererseits heißt das nicht, dass ihr ausländischen Journalisten nicht das Vorgehen der israelischen Regierung kritisieren sollt."
Eindrücke aus Israel - Gespräch mit Shai Hoffmann
Wir sprechen mit dem Schauspieler, Musiker, Sozialunternehmer und Aktivisten Shai Hoffmann über die Lage in Israel. Hoffmann ist deutscher Jude mit israelischen Wurzeln. Er engagiert sich für Demokratie und Toleranz, unter anderem ist er Initiator der "Israel-Palästina-Videos" und hostet den Podcast "Über Israel und Palästina sprechen".
Opernhaus Zürich: Andreas Homoki feiert seine letzte Inszenierung
13 Jahre lang prägte Andreas Homoki als Intendant die Geschichte des Opernhauses Zürich und inszenierte Publikums-Hits wie "Der fliegende Holländer", "Carmen" oder den "Ring des Nibelungen". Nun verabschiedet sich Homoki in den Ruhestand.
Hamburg Ballett: Aus für Ballettintendant Demis Volpi
Der Deutsch-Argentinier Demis Volpi ist nicht länger Intendant des Hamburg Balletts. Nach nur einem Jahr werde der Vertrag des 39-Jährigen vorzeitig aufgelöst, teilte die Kulturbehörde in Hamburg mit. Der Nachfolger von Ballett-Ikone John Neumeier stand zuletzt massiv in der Kritik. Unter anderem hatten ihm Tänzerinnen und Tänzern in einem Brief an Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) ein schlechtes Arbeitsklima und mangelnde Kompetenz vorgeworfen.
Ausstellung: "Gülbin Ünlü. Nostralgia"
Ein im wahrsten Sinn schwebendes Werk zwischen Funktion und Fiktion von Gülbin Ünlü ist im Haus der Kunst zu bewundern - noch bis zum 22. Februar 2026.