Kultur

"Kulturzeit" vom 02.12.2025: Israels Geiseln: Volkshelden wider Willen?

Die Themen der Sendung: Israels Geiseln, Zentrum für Politische Schönheit, Petition für Auslandmandat in der Schweiz, Prekariat der Kulturschaffenden, Film "Sentimental Value".

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 02.03.2026

Die Themen der Sendung:

Israels Geiseln - Volkshelden wider Willen?

Es war eine nationale Katharsis, als die letzten der lebenden Geiseln der Hamas zurück nach Israel kamen. Das ganze Land hielt den Atem an. Für Israel ist es trotz aller Erleichterung, als würde es den 7. Oktober noch einmal erleben. Rom Braslavski, ein Rückkehrer, berichtet im israelischen Fernsehen von sadistischer Folter, von sexuellem Missbrauch. Er sei ein gebrochener Mensch, traue sich nicht vor die Haustür. Andrei Koslov, Künstler und ehemalige Geisel der Hamas, verarbeitet seine Traumata mithilfe von Kunst, wie er im "Kulturzeit"-Interview erzählt. Welche Bedeutung hat die Rückkehr der freigelassenen Geiseln für die israelische Gesellschaft? Wie ist der mediale Umgang damit zu bewerten? Darüber sprechen wir mit dem Ethiker Yechiel Michael Barilan und dem Trauma-Experten José Brunner.

Zentrum für Politische Schönheit errichtet "Walter Lübcke Memorial" vor CDU-Zentrale

Die Aktionskünstler des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) haben vor der CDU-Bundeszentrale in Berlin ein "Walter Lübcke Memorial" aufgestellt. Die lebensgroße Bronzefigur direkt gegenüber vom Konrad-Adenauer-Haus erinnert an den CDU-Regierungspräsidenten von Kassel, der 2019 von einem Anhänger der AfD ermordet worden war. Das Denkmal solle "ein Zeichen gegen die Annäherung der CDU an Rechtsextreme und politische Brandstifter" setzen, erklärten die Aktionskünstler. Das "Walter Lübcke Memorial" sei ein Ort gegen das Vergessen und gegen die Normalisierung der AfD", hieß es weiter. In der CDU mehrten sich die Stimmen, die die Brandmauer zur AfD einreißen wollten. Das Denkmal solle die CDU daran erinnern, was passiere, "wenn Konservative die Grenzen einreißen und den Faschisten die Hand reichen“. Walter Lübcke (1953-2019) stehe für Haltung und für die kompromisslose Verteidigung des Grundgesetzes gegen Hass, Entmenschlichung und Verrohung. "Er widersprach den extremistischen Ansichten der AfD öffentlich und grenzte sich von jeder Menschenfeindlichkeit ab. Dafür wurde er hingerichtet", hieß es. Nach Angaben des Zentrums fürpolitischeSchönheit wurde das Denkmalprojekt vom zuständigen Bezirksamt Berlin-Mitte für zwei Jahre genehmigt. Offiziell eröffnet werden soll es am 3. Dezember durch die Bezirksbürgermeisterin sowie weitere Politikerinnen und Politiker. Am 5. Dezember gebe es zudem eine Gedenkveranstaltung für Walter Lübcke. Als Hauptredner wird der Moderator und früheres CDU-Mitglied Michel Friedman angekündigt.

Film "Sentimental Value"

Eine Schauspielerin und ihre Schwester trauern um ihre geliebte Mutter, als ihr entfremdeter Vater plötzlich wieder in ihrem Leben auftaucht. In seiner Abwesenheit hat er ein Drehbuch geschrieben, und er möchte, dass seine Tochter die Hauptrolle spielt. Diese lehnt das Angebot allerdings ab, woraufhin er die Figur unverhofft mit einer jungen Hollywood-Aktrice besetzt. Während der Dreharbeiten in seinem Elternhaus in Norwegen versucht der Vater, die Bindung zu seinen Töchtern wieder herzustellen. "Dies ist die Geschichte von zwei Schwestern, die sich nicht wahrgenommen fühlen von ihrem Vater", sagt Regisseur Joachim Trier. "Es ist, denke ich, dieses kindliche Gefühl, verstanden und gesehen zu werden, wonach sich diese Erwachsenen noch immer sehnen und wofür sie noch immer kämpfen." "Sentimental Value" - ist - anders als der Titel vermuten lässt - nicht sentimental sondern ein zärtlicher Film über große Gefühle. Schicht für Schicht durchdringt die Handlung das Mauerwerk der Familien-Villa und das Leben der Bewohner, auf der Suche nach Sinnstiftung, Annäherung zwischen den Generationen. Auch eine Metapher für das, was möglich ist.

Petition für Auslandmandat der Schweiz

Schwere Zeiten für die Schweizer Radio und Fernsehgesellschaft SRG, die unter massivem Sparzwang steht. 900 Stellen sollen gestrichen werden. 2024 lag das Gesamtbudget der SRG bei etwa 1,6 Milliarden Franken. In den nächsten vier Jahren muss sie rund 270 Millionen Franken einsparen, das sind 17 Prozent des Gesamtbudgets. Die Gründe: Das öffentlich-rechtliche Medienhaus erwirtschaftet weniger Werbeeinnahmen. Aktuell zahlt jeder Haushalt 335 Franken, etwa 360 Euro, Medienabgabe pro Jahr an die Rundfunkgesellschaft. Nach Beschluss des Bundesrats wird diese von 2027 bis 2029 schrittweise auf 300 Franken pro Jahr gesenkt. Außerdem werden 80 Prozent der mehrwertsteuerpflichtigen Unternehmen von der Abgabe befreit.

Hinzu kommt ein weiterer Einschnitt, der aktuell zur Abstimmung im Parlament steht: Die Kürzung des Auslandmandats. Dieses regelt die Finanzierung des Auslandangebots der SRG, allen voran die Webseite swissinfo. Diese beinhaltet ein multimediales Angebot in zehn Sprachen, das die Auslandschweizer*innen über alle wichtigen Schweizer Themen informieren soll. Dazu gehören aber auch TV5Monde, der internationale Kanal für den französischsprachigen Raum, sowie 3sat, das Partnerprojekt zwischen deutschsprachiger Schweiz, Österreich und Deutschland. Aktuell finanzieren die SRG und der Bund das Auslandmandat anteilig mit jeweils 19 Millionen Franken. Doch der Bundesrat will seinen Anteil im Rahmen eines Entlastungspakets ab 2027 komplett streichen. Über die Streichung des Auslandmandats debattieren jetzt die Eidgenössischen Räte. Und während die Politik debattiert, hat ein Zusammenschluss aus verschiedenen Organisationen und Gewerkschaften eine Petition ins Leben gerufen. Sie wollen die staatliche Unterstützung des Auslandmandats retten. Denn gerade das spiele eine wichtige Rolle in der Berichterstattung und Kulturlandschaft

Das Prekariat der Kulturschaffenden

Österreich versteht sich als eine Kulturnation. In Umfragen zum "nationalen Stolz" führt die Kultur regelmäßig die Rangliste an. Rund 76.000 Unternehmen gehören heute zur österreichischen Kreativwirtschaft - von Theatern und Museen bis zu Verlagen, Designstudios und Musiklabels, mit einem Jahresumsatz von rund 33 Milliarden Euro. Doch der Glanz, den Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne oder vor der Kamera ausstrahlen, verdeckt oft ihre reale soziale Lage. Laut Gerhard Ruiss von der "IG Autorinnen Autoren" gehören Kunstschaffende zu den einkommensschwächsten Gruppen des Landes. In künstlerischen Berufen sind Vollzeitanstellungen mehr als selten. Der Alltag ist geprägt von projektweisen Anstellungen, wechselnden Jobs und Phasen ohne Einkommen. Hat man genug Anstellungszeiten gesammelt, besteht Anspruch auf Arbeitslosengeld - meist so gering, dass ein Zuverdienst bis zum nächsten Projekt für viele überlebensnotwendig ist. Eine neue Regelung trifft die Branche jetzt besonders hart: Ab Januar wird das Arbeitslosengeld neu geregelt. Man darf dann nur noch in Ausnahmefällen etwas dazuverdienen. Damit soll die Zahl der Vollbeschäftigen erhöht werden. Viele Kulturschaffende stellt das vor ein großes Problem. Kunst- und Kulturvertretungen sowie Kunst-Universitäten schlagen Alarm. In offenen Briefen warnen sie vor einer weiteren Verschärfung der sozialen Lage der Kulturschaffenden – auch in den sozialen Medien formiert sich Widerstand. Droht der Kulturnation ein Kahlschlag?

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