Kultur
Zum Tod von Eugen Gomringer
Der Dichter Eugen Gomringer ist im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Bamberg gestorben. Der Sohn eines Schweizers und einer Bolivianerin gilt als Mitbegründer oder gar Vater der konkreten Poesie.
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 25.08.2027
Eugen Gomringer kam 1925 in Bolivien zur Welt, wuchs in der Schweiz auf, aber verbrachte den Großteil seines Lebens in Deutschland. Sein erster Gedichtband erschien 1953 - dreisprachig: "konstellationen constellations constelaciones".Vor fünf Jahren - kurz vor seinem 95. Geburtstag - sagte Gomringer über seine damaligen Arbeiten: "Ich habe mir gedacht: Man müsste doch auch mit Worten so einfache Werke schaffen können". Konkrete Kunst sei für ihn damals das ästhetische Kapitel einer neuen literarischen Weltbewegung gewesen.
Im Januar feierte Gomringer seinen 100. Geburtstag mit zahlreichen Gästen im oberfränkischen Rehau. In der Stadt, in der er lange gelebt hat, wurde anlässlich des Ehrentags eine ihm gewidmete Ausstellung eröffnet.
Eugen Gomringer zum 100. Geburtstag
Zum 100. Geburtstag des bolivianisch-schweizerischen Schriftstellers Eugen Gomringer hat seine Tochter Nora eines seiner Gedichte animiert.
Streit um "avenidas"-Gedicht in Berlin
Gomringer hatte keine Berührungsängste mit der Wirtschaft. Der Posten des Kulturbeauftragten des Selber Porzellanherstellers Rosenthal führte die Familie nach Oberfranken. Von 1977 bis 1990 lehrte er als Professor für Theorie der Ästhetik in Düsseldorf. Sein bekanntestes Gedicht "avenidas" stand lange an einer Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin, bis Studentinnen die Zeilen als diskriminierend auffassten. Denn im letzten Satz heißt es übersetzt: "Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer". Damit würden Frauen, so die Kritikerinnen, zum Objekt männlicher Bewunderung degradiert. In Rehau sah man das anders - dort war es seit 2018 an einer Hauswand zu lesen.
Am 21. August ist Gomringer im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Bamberg gestorben, wie sein Sohn Stefan Gomringer am 22. August mitteilte.