Kultur
"Kulturzeit" vom 01.12.2025: Deutsche Unis und die Forschung für den Krieg
Die Themen der Sendung: Forschen für den Krieg, AfD-Jugendorganisation "Generation Deutschland" - Gespräch mit Bernhard Weidinger, Jüdisches Museum Basel, Nachruf auf Tom Stoppard, Bernd Römmelt "Maskenzauber und Dämonentanz".
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 01.01.2026
Die Themen der Sendung:
Forschen für den Krieg?
Bisher galten Wissenschaft und Forschung als unabhängig. Gerade was Verbindungen zu Rüstungsindustrie und Bundeswehr angeht, setzten viele Hochschulen und Universitäten auf einen Unvereinbarkeitskurs. Doch dies scheint sich zu ändern. Gerade erst hat der Präsident der Münchner Technischen Universität im Magazin "Der Spiegel" dafür plädiert, dass Forschung militärisch genutzt werden sollte. Soll Sie das? Darf an deutschen Universitäten für militärische Zwecke geforscht werden? Diese Frage sorgt seit Jahren für Diskussionen. In mehreren Bundesländern existieren sogenannte Zivilklauseln, die Hochschulen dazu verpflichten, ausschließlich zu friedlichen Zwecken zu forschen. Mehr als 70 Hochschulen haben an ihrem Campus militärische Forschung untersagt. Doch die Zeitenwende hat auch im universitären Bereich ihre Folgen und die Zivilklauseln werden als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Und müssen wir uns nicht auch besser verteidigen? Zu welchem Preis?
Der Präsident der Münchner Technischen Universität schreibt: "Ich hoffe, dass sich mehr Hochschulen ihrer Verantwortung bewusst werden und ihre Forschenden von den Fesseln der Zivilklauseln befreien. Wer unsere freiheitlich demokratische Grundordnung und den Frieden sichern will, muss sie verteidigen können. Und dazu braucht es die Wissenschaft." Seine Universität unterstützt derzeit 100 Start-Ups aus dem wissenschaftlich-militärischen Bereich, deren Forschungen und Produkte teilweise bereits kriegserprobt (Ukraine) sind oder werden. Der Freistaat Bayern hat ein Gesetz angestoßen, das verpflichtende Zivilklauseln an Hochschulen verbietet und ein Kooperationsgebot mit der Bundeswehr vorsieht. Seitdem wurden 26 neue Forschungsprojekte mit militärischer Beteiligung initiiert – eine Verdopplung bestehender Kooperationen. Wie frei darf Forschung sein – und welche Verantwortung tragen Universitäten.
Gründung der AFD-Jugendorganisation "Generation Deutschland" - Gespräch mit Bernhard Weidinger
Begleitet von massiven Protesten hat die AfD ihre neue Jugendorganisation "Generation Deutschland" gegründet. Zum Vorsitzenden wurde bei der Gründungsversammlung am 29. November in Gießen mit Jean-Pascal Hohm ein Rechtsaußen-Vertreter der Partei gewählt. Der 28-Jährige gehört dem als gesichert rechtsextremistisch eingestuften brandenburgischen Landesverband an und setzte es sich in seiner Bewerbungsrede zum Ziel, die deutsche Heimat "vor dem Niedergang zu bewahren". Hohm bekam bei der Abstimmung 90,4 Prozent der Stimmen - und großen Applaus nach der Wahl. Gegenkandidaten gab es nicht. Mit Hohm wählte die neue Nachwuchsorganisation einen Mann von ganz rechts an ihre Spitze: Im Einstufungsvermerk des brandenburgischen Verfassungsschutzes über den dortigen Landesverband taucht Hohm namentlich dutzendfach auf. Er wird in dem Papier mit migrationsfeindlichen und völkischen Thesen zitiert. "Wir werden entschlossen streiten für eine echte Migrationswende, die dafür sorgt, dass Deutschland die Heimat der Deutschen bleibt", sagte er beim Gründungstreffen der GenerationDeutschland.
Die "Generation Deutschland" tritt die Nachfolge der früheren AfD-Jugendorganisation Junge Alternative an. Diese war vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft worden und firmierte weitgehend eigenständig als eingetragener Verein. Somit hätte sie vom Bundesinnenministerium verboten werden können. Die Partei trennte sich im Frühjahr von ihr, die Junge Alternative löste sich darauf auf. Die "Generation Deutschland" ist nun als offizielle Jugendabteilung enger an die AfD angegliedert, was ein Verbot rechtlich schwieriger macht. Die neue Struktur gibt der AfD-Führung auch mehr Steuerungsmöglichkeiten in ihre eigene Nachwuchsorganisation.
Tausende Menschen kamen nach Gießen, um gegen die Neugründung zu protestieren. Während das Aktionsbündnis Widersetzen von mehr als 50.000 Protestteilnehmern sprach, gab die Polizei die Zahl mit mindestens 25.000 an. Die Proteste verliefen dabei teils friedlich, teils auch gewaltsam. Seit den frühen Morgenstunden hatte ein Teil der Demonstranten versucht, die Zufahrten zur Messehalle in Gießen, wo die Veranstaltung der AfD-Jugend stattfand, zu blockieren. Vereinzelt kam es einem Polizeisprecher zufolge zu Flaschen- und Steinwürfen auf Beamte. Aus einer Gruppe von 1500 Demonstranten sei auch mit Leuchtstoffmunition auf Polizeikräfte geschossen worden. Bei der Auflösung von Blockaden auf Zufahrtsstraßen setzte die Polizei teilweise Pfefferspray und Wasserwerfer ein. Wir sprechen mit dem Historiker Bernhard Weiginger aus Wien und fragen unter anderem, wie vernetzt die AfD-Jugend mit anderen jungen Rechten in Europa ist, zum Beispiel in Österreich.
Neu-Eröffnung des Jüdischen Museums in Basel
Das Jüdische Museum der Schweiz hat am 30. November am neuen Standort in der Vesalgasse in Basel wieder seine Tore geöffnet. Es befindet sich nun in einem aufwändig umgebauten Holzgebäude, das an das jüdische mittelalterliche Friedhofsareal grenzt. Die erste Sonderausstellung zeigt Kunstwerke aus der "Polish Village"-Serie des US-Künstlers Frank Stella, der auch das Frontispiz für das Gebäude geschaffen hat. Das Giebeldreieck beziehe sich auf das Dorf Jeziory im heutigen Weißrussland mit seiner Synagoge. Die Dauerausstellung im Jüdischen Museum zeigt die Geschichte des Judentums vom römischen Altertum bis in die Gegenwart in der Schweiz. Insgesamt stehen am neuen Standort 750 Quadratmeter für das Museum zur Verfügung. Das Jüdische Museum der Schweiz wurde 1966 als erstes seiner Art im deutschsprachigen Raum gegründet. Die Sammlung in Basel widmet sich der Geschichte und Kultur des Judentums mit Fokus auf die Schweiz und mit Verbindung zur weltweiten Diaspora.
Nachruf auf Tom Stoppard
Der britische Dramatiker und Drehbuchautor Tom Stoppard, der für das Drehbuch zum Film "Shakespeare In Love" mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, ist tot. Wie seine Agentur mitteilte, starb er im Alter von 88 Jahren friedlich und im Beisein seiner Familie in seinem Haus in Dorset im Südwesten Englands. Der 1937 in der Tschechoslowakei geborene Stoppard war vor der NS-Besatzung aus seiner Heimat geflohen. Nach der Schule arbeitete er erst als Journalist und begann dann Theaterstücke zu schreiben. Sechs Jahrzehnte lang schrieb er für Theater, Fernsehen, Radio und Film. Zu seinen bekanntesten Theaterstücken gehören "Rosencrantz and Guildenstern Are Dead", "Arcadia" und "Leopoldstadt". International bekannt wurde Stoppard aber vor allem mit seinen Drehbüchern. Für die Liebeskomödie "Shakespeare In Love", die bei der Oscar-Verleihung 1999 sieben Preise abräumte, erhielt er den Oscar für das beste Drehbuch. Bereits 1997 hatte ihn Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen.
Bernd Römmelt: "Maskenzauber und Dämonentanz"
Fellbuttnmandl brechen aus dem Wald bei Berchtesgaden und fallen über den Fotografen her. Kann schon passieren, selbst in der magischen staden Zeit, die jetzt beginnt - und die dauert vom Advent bis zum Fasching. Die Rituale sind Jahrhunderte alt und tief verwurzelt in der Bevölkerung des bergigen Raumes zwischen Bayern, Österreich, der Schweiz, Italien und Slowenien. Alpenbräuche zwischen Mystik und Tradition. Perchten, Krampus, Winterbräuche. Der Fotograf Bernd Römmelt hat gelebtes Brauchtum mit der Kamera dokumentiert und in einem herrlichen Bildband versammelt.