Kultur

"Kulturzeit" vom 06.11.2023: Bilder des Terrors: Wie viel darf man zeigen?

Die Themen der Sendung: Kriegsbilder, wie sich Europa durch seine Grenzpolitik verändert - Gespräch mit Frank Wolff, Margot Friedländer, Büchnerpreis an Lutz Seiler, Kinobus in Frankreich und 100 Jahre Loriot.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 06.11.2024

Die Themen der Sendung:

Krieg der Bilder - Wie umgehen mit der Terror-Propaganda der Hamas im Netz?

Die unerträglichen, von der Hamas selbst gedrehten Videos ihres Terrorüberfalls auf Israel, millionenfach verbreitet über Social Media, sind in der Welt. Sollen, müssen klassische Medien, auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen sie zeigen, dient das der Aufklärung über ein unsagbares Verbrechen, wie die Fotos, die US-Bildreporter nach der Befreiung in den deutschen Konzentrationslagern gemacht haben? Und jenseits vom "Krieg der Bilder", der jeden Krieg begleitet: Wir wirken Bilder vom Krieg, zumal jene seriöser Fotojournalist*innen, was können sie bewirken? Gibt es Grenzen des Zeigbaren? Was ist mit der Würde der Opfer? Unterschiedliche Positionen vertreten dazu die Fotoreporterin Johanna-Maria Fritz, die Kunsthistorikern Charlotte Klonk, die zur Bildergeschichte des Terrors forscht, und der Journalist Deniz Yücel, der fordert: "Wir müssen uns diesen Bildern aussetzen, um die Dimension des Geschehenen zu begreifen."

Wie sich Europa durch seine Grenzpolitik verändert - Gespräch mit Frank Wolff

Eine internationale Wissenschaftlergruppe befasst sich an der Universität Bielefeld mit den Auswirkungen einer restriktiven Grenzpolitik der Europäischen Union auf die Gesellschaften der Mitgliedsländer. Auftakt des zehnmonatigen Projekts "Internalisierung von Grenzen: Die sozialen und normativen Folgen der europäischen Grenzpolitik" ist eine Tagung, die vom 8. bis 10. November am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung stattfindet. 30 Forschende aus zwölf Ländern sind an dem Vorhaben beteiligt. Grundlage des Forschungsprojektes ist demnach die These, dass die "harsche Grenzpolitik" nicht nur schlecht zum liberalen Selbstverständnis der EU, den europäischen Werten oder menschenrechtlichen Normen passe. Sie wirke auch zurück auf die Gesellschaften, die sich abschotten. "Wir möchten erforschen, wie die gewalthafte Verhinderung von Migration Europa sozial und normativ verändert", sagt der Historiker Frank Wolff aus dem Leitungsteam des Projekts. Als Kennzeichen der Abschottung Europas nennen die Wissenschaftler biometrische Überwachung, Grenztruppen, direkte Gewalt, Lager und eine "Kriminalisierung humanitärer Hilfe". Man werde untersuchen, wie sich diese Entwicklungen auf das rechtliche, moralische und soziale Gefüge der beteiligten Gesellschaften auswirkten. Wir sprechen mit Frank Wolff über sein Projekt.

Margot Friedländer zum 102. Geburtstag

Ein ZDF-Dokudrama widmet sich der Lebensgeschichte der 102-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Ihre persönlichen Schilderungen bilden den Leitfaden des Films.

1943 taucht die damals 21-Jährige vor der Gestapo unter, versteckt sich in Berlin und ist auf das Wohl und die Gnade ihrer Helfer angewiesen, die ihre Situation oft auch ausnutzen. Sie färbt sich die Haare, lässt sogar ihre Nase operieren, um unerkannt zu bleiben. 15 Monate lang gelingt es Margot Bendheim - so ihr Mädchenname - sich als "jüdische Illegale" in Berlin vor der Gestapo zu verstecken.

Am 5. November 1921 in Berlin geboren, hat Margot nach der Schule eine Schneiderlehre gemacht, später am Theater beim Jüdischen Kulturbund in Berlin als Statistin gearbeitet und Kostüme für die Bühne genäht. Sie liebt das Theater - die zunehmend lebensbedrohliche Situation für Jüdinnen und Juden in Deutschland durch das NS-Regime blendet sie weitgehend aus. Die Bemühungen ihrer Familie, der Verfolgung durch Migration ins Ausland zu entgehen, schlagen fehl.

Nach der Trennung ihrer Eltern 1937, lebt Margot mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Ralph zusammen in einer sogenannten Judenwohnung. Ab 1941 muss Margot Zwangsarbeit leisten und ihre geliebte Arbeit beim Jüdischen Kulturbund aufgeben. Im Januar 1943 plant Margots Mutter die Flucht mit ihren Kindern zu Verwandten nach Oberschlesien. Doch kurz davor wird Ralph von der Gestapo verhaftet. Die Mutter entschließt sich, ihrem Sohn freiwillig zu folgen – sie werden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Margot bleibt allein zurück. Die Mutter hinterlässt ihr neben einer Bernsteinkette, einem Adressbuch und der Handtasche die wichtige Botschaft: "Versuche, dein Leben zu machen."

Büchnerpreis an Lutz Seiler

Der Schriftsteller Lutz Seiler hat am 4. November in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis 2023 erhalten. Der 1963 im thüringischen Gera geborene Autor habe als Romancier und als Dichter zu seiner eigenen, unverwechselbaren Stimme gefunden, "melancholisch, dringlich, aufrichtig, voll von wunderbaren Echos aus einer langen literarischen Tradition", begründete die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung die Wahl. Zu Seilers größten Erfolgen zählen die Romane "Kruso" (2014) und "Stern 111" (2020). Der mit 50.000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als bedeutendste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum. Lutz Seiler habe mit klangvollen Gedichtbänden begonnen und von dort zum Erzählen gefunden, hob die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hervor. Er sei aber stets "ein so klarer wie rätselhafter, dunkel leuchtender Lyriker" geblieben, zuletzt mit "schrift für blinde riesen". Seine Essays und Poetikvorlesungen wiederum zeugten von "argumentierender Präzision".

Kinobus in Frankreich

Ein LKW, der in kürzester Zeit in einen kompletten Kinosaal umgewandelt werden kann, fährt in Zentralfrankreich von Dorf zu Dorf, um aktuelle Filme zu zeigen, und fördert so Zusammensein und Kultur in strukturschwachen Regionen.

100 Jahre Loriot

Ob "Die Nudel", "Herren im Bad" oder "Weihnachten bei Hoppenstedts": Die Sketche und Filme von Loriot begeistern auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, und Zitate wie "Früher war mehr Lametta" sind längst in den kollektiven Sprachgebrauch übergegangen. Warum sind seine Arbeiten so beliebt? Was sagen sie über Deutschland aus? Und wie gesellschaftskritisch sind sie eigentlich? Die Dokumentation "Loriot 100" von André Schäfer erzählt die Geschichte Loriots und ergründet, wie sein Humor unser Land verändert hat. Der Film mit Hape Kerkeling, Mirja Boes, Helge Schneider und vielen anderen wird am 6. November um 20.15 Uhr im Ersten gesendet.

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