Zwei Geparden auf einer Erhebung, von denen nur die dunklen Umrisse vor einem gelb-orangefarbenen Himmel zu sehen sind.

Kultur

"Kulturzeit" vom 08.12.2025: Autokraten & Tech-Bosse - die neuen Raubtiere

Die Themen der Sendung: "Die Stunde der Raubtiere", Thomas Ostermeier über China, Ronya Othmanns Reise nach Syrien, Nachruf auf Frank O. Gehry, Stummfilm "Ein Walzertraum".

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Sendetermin
08.12.2025
19:21 - 20:00 Uhr

Die Themen der Sendung:

Giuliano da Empoli: "Die neuen Raubtiere"

Die Welt wird zunehmend beherrscht von Raubtieren – sagt der italo-schweizerische Politikberater, Schriftsteller und Star-Intellektuelle Giuliano da Empoli. Und meint damit: autokratische Staatenlenker, überreiche, nimmersatte Tech-Bosse und eine räuberische KI, die sich die Welt gerade Stück für Stück einverleiben. In seinem neuen Buch "Die Stunde der Raubtiere – Macht und Gewalt der neuen Fürsten" erzählt er von eigenen Beobachtungen, die er als Berater auf seinen "Pilgerreisen ins Herz der Macht" vom Weißen Haus über die Vereinten Nationen bis ins Ritz-Carlton in Riad gemacht hat. Und beschreibt, wie diese unheilvolle Allianz – die vom saudi-arabischen Machthaber Mohammed bin Salman über El Salvadors Präsident Nayib Bukele und den argentinischen Präsidenten Javier Milei bis zu US-Präsident Donald Trump und seinen Tech-Fürsten reicht – gerade dabei sei, eine Realität zu erschaffen, in der Regeln, Gesetze, die internationale Ordnung oder gar universelle Menschenrechte immer weniger wert sind. Die "Raubtiere", so da Empoli, zehren vom Chaos – es sei der Zustand, in dem sie am erfolgreichsten ihre Beute jagen. Denn im Chaos zählt das Recht des Stärkeren, ist der Angriff mehr wert als die Verteidigung. Und genau deshalb würden sie auch die liberale Demokratie und alles, was mit ihr einhergehe, verachten. Ihre Abschaffung sei ihr letztgültiges Ziel. Es ist ein dystopischer Blick auf unsere Gegenwart und ein noch schauderhafterer in eine möglicherweise transhumane, postdemokratische Zukunft, den Empoli in seinem kurzen, literarisch geschriebenen Text voller starker Bilder und Pointen beschreibt.

Thomas Ostermeier im Gespräch über seine China-Tournee

Nur wenige Tage, nachdem der erste geplante China-Besuch von Außenminister Johann Wadephul abgesagt worden ist, landete Thomas Ostermeier mit seinem Team der Schaubühne in Shanghai. Sieben Jahre lang war der Theaterregisseur nicht mehr dort. Damals stand sein Name auf einer schwarzen Liste. Nach dem Gastspiel von "Ein Volksfeind" in Peking hatte das Publikum offen über Repressionen und Umweltzerstörung gesprochen. Ein bisschen zu offen, zumindest für die chinesischen Behörden. Sie brachen das Gastspiel ab. Im November 2025 kam Ostermeier mit Shakespear und Lars Eidinger zurück. "Richard III." ist ein Stück über Macht, Verführung und Gewalt. Über einen Mann, der zum Herrscher wird, indem er tötet, lügt, manipuliert. Lars Eidinger spielt den König exzessiv, direkt und körperlich. Dass diese Inszenierung in China gezeigt werden darf, ist bemerkenswert. Vielleicht, weil der Name "Shakespeare" schützt, oder vielleicht weil es hier keine direkten Forderungen gibt, sondern vielmehr ein Bild gezeichnet wird. Ein Albtraum von Macht. Vielleicht auch, weil der Name Ostermeier inzwischen international bekannt ist. Wir sprechen mit dem Theaterregisseur über seine Erfahrungen in China.

Nach dem Fall Assads: Ronya Othmanns Reise nach Syrien

Am 8. Dezember 2024 wurde der syrische Diktator Baschar Al-Assad gestürzt. Viele Syrer, die vor dem Regime der Assad-Familie geflüchtet waren und im Exil lebten, konnten es kaum glauben – war das tatsächlich das Ende einer 54-jährigen Gewaltherrschaft? Der Beginn einer neuen Ära in Syrien? Die Schriftstellerin Ronya Othmann, in München geboren, wollte es genau wissen. Zusammen mit ihrem Vater, einem jesidischen Kurden, der 1980 nach Deutschland geflohen war, unternahm sie eine Reise in die alte Heimat der Familie. Sie besuchte Verwandte im Heimatdorf ihres Vaters, traf Menschen in der Hauptstadt Damaskus, im zerstörten Aleppo, im rebellischen As-Suweida. Sie sprach mit Juden, Jesiden, Sunniten, Alawiten. Ihre persönlichen Eindrücke hat sie in einem Buch festgehalten: "Rückkehr nach Syrien".

Zum Tod von Frank O. Gehry

Er schuf einige der fantasievollsten Gebäude der Gegenwart - jetzt ist der für seine expressive Formensprache bekannte US-Architekt Frank O. Gehry im Alter von 96 Jahren gestorben. Gehry sei am 5. Dezember in seinem Haus im kalifornischen Santa Monica einer kurzen Atemwegserkrankung erlegen, teilte die Büroleiterin von Gehry Partners LLP, Meaghan Lloyd, mit. Gehry baute unter anderem das Guggenheimmuseum in Bilbao und das Gebäude der DZ Bank am Pariser Platz in Berlin. Der 1929 in Kanada geborene Gehry erreichte einen Grad an weltweiter Anerkennung, der einem Architekten selten zuteil wird. Er wurde mit allen bedeutenden Preisen der Architektur ausgezeichnet, darunter mit der höchsten Auszeichnung der Branche, dem Pritzker-Preis, für sein "erfrischend originelles und durch und durch amerikanisches" Werk. Weitere Auszeichnungen sind die Goldmedaille des Royal Institute of British Architects, der Lifetime Achievement Award der Americans for the Arts und als Companion of the Order of Canada, der höchsten Auszeichnung seines Geburtslandes. Gehry arbeitete bis ins hohe Alter und schuf viel beachtete Gebäude, die Skylines auf der ganzen Welt prägten.

Stummfilm "Ein Walzertraum"

Ludwig Berger ist der wahrscheinlich bedeutendste Filmregisseur, den Mainz hervorgebracht hat - auch wenn ihn heute eher nur noch Spezialisten kennen. Von seiner ersten Inszenierung am Mainzer Theater kam er bis nach Hollywood - und bevor er 1969 in Schlangenbad starb, gehörte er noch zu den Gründern des "Kleinen Fensehspiels". Den Sprung nach Hollywood schaffte der stets musikorientierte Regisseur ausgerechnet mit einem international erfolgreichen Stummfilm über Musik: "Der Walzertraum". Der bis heute sehr amüsante Film etabliert alle Wien-Klischees - vom feschen Operettenmajor bis hin zur Weinseligkeit des Heurigen - und wurde zum großen Teil in Berlin gedreht. Der "Walzertraum" war lange verstümmelt - mit Hilfe von Arte und dem ZDF wurde er nicht nur glanzvoll restauriert, sondern auch mit einer komplett neuen Komposition versehen. Die Uraufführung fand am Mainzer Staatstheater statt - und schließt somit den Kreis zu Ludwig Bergers Anfänge an genau diesem Haus. Zu sehen ist "Ein Walzertraum" in der Arte-Mediathek.

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