Film

Ab 18! - Hey Joe

Joe Boots scheint in seinem neuen Leben als Künstler in Detroit angekommen zu sein. Doch dann droht ihn ein Diebstahl aus der Bahn zu werfen.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar in
D / CH / A
Verfügbar bis:
bis 12.11.2023

Fortsetzung des erfolgreichen "Ab 18!"-Films "Joe Boots" (2017) über einen jungen US-Kriegsveteranen, der an den Folgen seines Einsatzes im Irak leidet und bis heute um seine mentale und wirtschaftliche Stabilisierung kämpfen muss.

Nach langem Ringen hat Joe vom US-Militär eine Invalidenrente zugesprochen bekommen und kann sich nun eine eigene Wohnung leisten. Er ist von Pittsburgh nach Detroit gezogen und als Künstler tätig - eine Entwicklung, die auch mit Erfahrungen zu tun hat, die er als Protagonist des Dokumentarfilms "Joe Boots" machen konnte: Nach der Tour mit dem Film hatte Joe ein "artist in residence"-Stipendium am Otto-Pankok-Museum in Hünxe, Deutschland, erhalten.

Das Material für seine Collagen stammt aus den vielen vom Verfall bedrohten Häusern, die nach dem Niedergang der Autoindustrie in Detroit leer stehen. Eines dieser Häuser will Joe kaufen, um dort gemeinsam mit Freunden ein Zentrum für Künstler aufzubauen. Zudem bereitet er eine erste eigene Ausstellung vor. Doch bei einem abendlichen Konzertbesuch wird ihm sein Auto gestohlen, in dem sich fast alle seine Kunstwerke befinden. Für Joe beginnt eine Odyssee auf der Suche nach seinem gestohlenen Van, die ihn psychisch an seine Belastungsgrenze bringt und seine posttraumatische Störung triggert.

Der deutsche Filmemacher Florian Baron hat seit den Dreharbeiten in 2016 zu seinem Film "Stress" über junge US-Kriegsveteranen Kontakt zu Joe Boots gehalten und ihn zusammen mit dem Kameramann Johannes Waltermann im November 2021 und Mai 2022 erneut in seinem Alltag begleitet.

Florian Baron, Jahrgang 1984, studierte an der Filmuniversität Potsdam Regie. Sein langer Debütfilm "Stress" wurde bei "DOK Leipzig" 2018 in der "Next Masters Competition" mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet. Für seinen Kurzfilm "Joe Boots" erhielt er unter anderem die "Große Klappe" der Duisburger Filmwoche 2017 sowie den Deutschen Menschenrechtsfilmpreis 2018. Florian Baron lebt und arbeitet in Berlin.

3sat zeigt "Hey Joe" von Florian Baron im Rahmen der Reihe "Ab 18!", in der Regisseurinnen und Regisseure mit außergewöhnlichen filmischen Handschriften Geschichten vom Erwachsenwerden erzählen.

Interview mit Regisseur Florian Baron

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Reihe "Ab 18!" wurdest du von 3sat gefragt, ob du ‎mit deinen Protagonisten aus dem Film "Joe Boots" (2018) noch einmal einen Film ‎machen möchtest. Was waren für dich die entscheidenden Faktoren, die dazu ‎führten, nach einer Recherche tatsächlich einen zweiten Film über Joe zu machen?

Porträtaufnahme von Florian Baron, der ein weißes Oberhemd trägt und mit verschränkten Armen in die Kamera schaut.
Florian Baron

Ich hatte erstmal Bedenken, ob es Sinn macht, einen weiteren Film mit Joe zu drehen. ‎Wir hatten die Geschichte über seine Zeit im Militär und seinen Heilungsprozess ja ‎bereits im ersten Film erzählt. Joe selbst war aber begeistert von der Idee, dass wir ihn ‎wieder besuchen und mit ihm drehen. Im November 2021 konnte ich zusammen mit ‎Johannes Waltermann (Kamera) nach Detroit reisen, um Joe wieder zu sehen und für ‎ein neues Projekt zu recherchieren. Nach dem Aufenthalt waren wir dann auch überzeugt, ‎dass es genug Neues in Joes Leben gibt, um wieder einen Film mit ihm zu machen.

Mit "Joe Boots" hat sich im Leben des Protagonisten einiges verändert. Inwiefern haben ‎die Produktion und Präsentation des Films mit diesen Veränderungen zu tun?

Wir konnten Joe tatsächlich zweimal nach Deutschland einladen: das erste Mal zur ‎Premiere von "Joe Boots". Der Film gewann auf dem Dokumentarfilmfestival für Kinder ‎und Jugendliche doxs! in Duisburg den Hauptpreis, die "Große Klappe!". Der Preis wurde ‎von einer Jugendjury verliehen, und da Joe zum Festival dabei war, gab es nach den ‎Screenings und der Preisverleihung sehr interessante Diskussionen und Begegnungen ‎mit den Schülern, die in der Jury saßen. Das ist auch den Lehrern und Schulleitern ‎aufgefallen, die zur Verleihung vor Ort waren. Gudrun Kannacher und Arndt van Huet ‎vom Gymnasium in den Filder Benden in Moers haben uns im Anschluss angesprochen. ‎Sie haben vorgeschlagen, für das nächste Jahr eine "Schultour" zu organisieren, damit ‎noch mehr Schüler den Film sehen und Joe begegnen können. Joe konnte also im ‎Sommer 2018 ein zweites Mal nach Deutschland kommen.

Die Screenings mit den ‎Schüler*innen gehörten für uns beide zu den beeindruckendsten Erlebnissen mit dem ‎Film. Es tat Joe gut, seine Geschichte mit den Schüler*innen zu teilen. Aus ‎den schlimmen Erfahrungen im Krieg und den Jahren danach konnte Joe mittlerweile ‎etwas Positives ziehen und so junge Menschen davor warnen, die gleichen Fehler wie er ‎zu machen. Neben der Schultour konnte Joe zwei Wochen in Deutschland als "Artist in ‎Residence" am Otto-Pankok-Museum in Hünxe verbringen. Das Werk von Otto Pankok, ‎selbst Veteran des Ersten Weltkriegs, hatte einen bleibenden Eindruck bei Joe hinterlassen.‎

Wie habt ihr über die Jahre Kontakt gehalten, und wie hat sich eure Beziehung zueinander ‎verändert?

Im Laufe der Schultour hat sich unsere Beziehung verändert, von Filmemacher und ‎Protagonist zu Freunden. Wir haben über die Jahre Kontakt gehalten, uns regelmäßig ‎geschrieben und telefoniert.

"Joe Boots" zeichnet sich durch Joes Geschichte und Persönlichkeit aus, aber auch durch ‎seine besondere filmische Form und Ästhetik. Welche Entscheidungen musstest du nun ‎bei der Gestaltung von "Hey Joe" treffen? Wie und warum unterscheidet sich dieser Film ‎von "Joe Boots"?

Wir wussten, dass wir Form und Ästhetik von "Joe Boots" nicht einfach wiederholen ‎können. Der erste Film lebt von Joes starker autobiografischer Erzählung. Bei "Hey Joe" ‎hatten wir den Ansatz, einen Gegenentwurf zum Interview-Setting zu finden und den ‎Film durch beobachtend-dokumentarische Aufnahmen stärker im Hier und Jetzt zu ‎verwurzeln. Joes Treffen mit zwei Kameraden aus seiner Zeit im Irak haben wir auch ‎nicht als Interview gedreht, sondern waren mit der Kamera dabei, während sich die Drei ‎unterhalten. In anderen beobachtenden Szenen wird im Laufe des Films auch klar, dass ‎Joe zwar große Fortschritte in seinem Heilungsprozess gemacht hat, dass sein Trauma ‎ihn aber bis heute begleitet und immer wieder getriggert werden kann.

Interview: Katya Mader

Stab

  • Regie - Florian Baron
  • Autor - Florian Baron
  • Kamera - Johannes Waltermann
Film -

Ab 18! - Joe Boots

Ein junger US-amerikanischer Kriegsveteran hat im Irak gekämpft und versucht nach seiner Rückkehr, mit seinem Trauma zurecht zu kommen.

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