Dokumentation
Wildes Nairobi - Wo Leoparden durch Gärten schleichen
Mit rund drei Millionen Einwohnern ist Nairobi eine der größten Städte am afrikanischen Kontinent, doch die Metropole breitet sich mitten in der Savanne aus - und die Wildnis reicht weit in die bunte Hauptstadt Kenias hinein.
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Die Parkanlagen Nairobis werden von Affenbanden kontrolliert, die Becken der Kläranlage von Krokodilen und Nilpferden, und die Marabus sind die Herren der städtischen Müllhalde. Die Wildnis breitet sich mitten in der Stadt Nairobi aus: Nur wenige Meter neben der Landebahn des Flughafens betritt man den Nairobi Nationalpark. Entlang der Autobahn, nur getrennt durch einen Maschendrahtzaun, spazieren Löwen, Hyänen, Giraffen und Nashörner durchs Gras, während auf den Alleebäumen im Zentrum der Stadt hunderte Marabus ihre Brutplätze gefunden haben. Doch die extreme Nähe der Wildtiere zum Leben in der Stadt birgt auch Konflikte - und immer öfter bleiben dabei die Tiere auf der Strecke.
Quelle: ORF/Udo Maurer
Eine Stadt für Tier und Mensch: Nairobi ist Lebensraum für Millionen Menschen, aber auch für Tausende wilde Tiere. In keiner anderen Stadt der Welt sind sich Mensch und Tier so nah, nirgendwo sonst ist das Reich der wilden Tiere mit der Zivilisation derart eng verflochten: Leoparden dringen bis ins Zentrum vor, Löwen stolzieren zwischen Reihenhäusern auf und ab, Hyänen wildern in den Ziegenställen am Stadtrand. Die "Universum"-Dokumentation "Wildes Nairobi" von Udo Maurer unternimmt eine packende Expedition in den Großstadtdschungel der kenianischen Hauptstadt.
In Nairobi ist das alte, wunderbare Afrika, dessen Bild aus Filmen weit verbreitet ist, dem 21. Jahrhundert näher als in anderen Großstädten. Unmittelbar vor den Toren der Stadt liegt der Nairobi-Nationalpark. Ein Zaun soll die Wildtiere vor den Stadtbewohnern und die Stadtbewohner vor den Wildtieren schützen. Doch dieser Zaun ist löchrig. Daher haben die Ranger des Kenya Wildlife Service auch alle Hände voll zu tun, eine gefährliche Situation nach der anderen zu verhindern.
Quelle: ORF/Udo Maurer
Auseinandersetzungen zwischen Tieren und Menschen bleiben nicht aus. Dabei geht es nicht nur um Konkurrenz, meist geht es um existenzielle Fragen: Ein Löwe, der die einzige Kuh eines Bauern reißt bringt ihn um seine Existenz. Es gibt aber auch Wildtiere, die sich mit der Großstadt und ihren Bewohnern arrangieren ein verblüffendes Beispiel dafür sind die Marabus: Sie nisten in der Innenstadt, auch auf Verkehrsinseln, und suchen ihr Futter auf der benachbarten Dandora-Deponie, einer der größten Müllhalden Afrikas. Hier versammeln sie sich zu Hunderten, um gemeinsam mit arbeits- und mittellosen Menschen nach Verwertbarem zu suchen. Das erzeugt eine unwirkliche Harmonie inmitten des Elends. Eine Frau, die seit Jahren ihr Auskommen auf dieser Müllhalde finden muss, beschreibt das ungewöhnliche Miteinander: "Die Marabus umzingeln uns und freuen sich über die Dinge, die wir aus dem Müll hervorholen. Wir erlauben ihnen, sich Fleisch und Brot zu nehmen. Und dann essen wir gemeinsam."
Die Millionenstadt Nairobi und ihr Umland laufen allerdings Gefahr, dass die afrikanische Wildnis zu einem Zoo verkommt. Der Grund dafür ist der direkt ans Stadtgebiet angrenzende Nairobi-Nationalpark. Er bezieht seine Vitalität von einem offenen Korridor, der zu den anderen großen Schutzgebieten Kenias führt. Über diesen Korridor spielt sich ein reger Austausch ab, ein Kommen und Gehen der großen Herden. Vor allem während der Trockenzeit, wenn es für die Tiere darum geht, die letzten offenen Wasserstellen zu finden, herrscht hier reges Treiben. Der Korridor ist die Garantie dafür, dass die Tiere "wild" und "natürlich" in "Freiheit" existieren können.
Wird der Nationalpark zum Zoo?
Quelle: ORF/Udo Maurer
Doch wie lange wird es diesen Durchlass noch geben? Nairobi wächst unaufhörlich, die Stadt dehnt sich bis in die Wildnis aus. Die Gefahr besteht, dass der Nationalpark vom Rest Kenias abgeschnürt wird. Die Wanderungen der Tiere würden dann unterbunden werden. Was übrig bliebe, wäre gewissermaßen ein Zoo: Die Tiere wären Kulissen, die den Besuchern das heile Afrika zu verkaufen hätten. Diese Gefahr vor Augen, versucht ein privater Landbesitzer, den Korridor zu erhalten. Der in Kenia geborene Sandy Simpson ist zwar kein Tierforscher, aber er weiß, was zu tun ist. Er setzt alle Hebel in Bewegung, um passende Grundstücke zu erwerben und Landbesitzer von seiner Initiative zu überzeugen. Er tut alles, um die Massai auf seine Seite zu ziehen, deren Rinderherden den Konflikt zwischen Wildnis und Stadt noch anheizen.
Regisseur Udo Maurer ist mit dem Kenya Wildlife Service auf Patrouille gefahren und hat die bizarre Schönheit des Nairobi National Parks vor dem Hintergrund der Wolkenkratzer-Skyline erlebt.