Dokumentation

Schakale unter uns

In vielen Kulturen wurden Schakale als unreine Aasfresser und Schädlinge gejagt, in anderen, etwa dem alten Ägypten, als Gottheiten verehrt. Heute kennt man Schakale vor allem von Naturfilmen aus der afrikanischen Steppenlandschaft.

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 28.09.2024

Oftmals werden sie auch nur als vermeintlich feige Aasfresser, die Löwen ihre frisch erlegte Beute streitig machen wollen, dargestellt. Dass Schakale seit kurzem auch in Europa heimisch sind, ist jedoch weitgehend unbekannt. Heute melden Wildbiologen und Jäger bereits Sichtungen von Goldschakalen in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Schweden und in Finnland. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise sind die scheuen Raubtiere bis heute kaum erforscht.

Wir begleiten eine junge Wissenschafterin, die von den sagenumwobenen Säugetieren fasziniert ist. Sie führt uns zu den Goldschakalen unter anderem nach Ägypten und in den griechischen Karst, wo Schakale zur Küste ziehen, um Krabben zu jagen. Es ist die spannende Geschichte eines heimlichen Einwanderers, dessen Erforschung gerade erst begonnen hat.

In Ägypten verehrt

Schakal beim Grabplündern, Ägypten
Schakal beim Grabplündern, Ägypten
Quelle: ORF/IN-Film


Schakale werden in vielen Kulturen als unreine Aasfresser und Schädlinge angesehen und gejagt. Im alten Ägypten hingegen wurde der Goldschakal als heiliges Wesen verehrt - so wurde der Totengott Anubis mit einem Schakalkopf dargestellt. Filmemacherin Waltraud Paschinger begleitet die österreichische Veterinärmedizinerin Elisabeth Schönthal bei ihren Forschungsreisen. Die Schakalexpertin ist von den sagenumwobenen Säugetieren seit ihrer Kindheit fasziniert. Sie fährt zu den Goldschakalen nach Ägypten und in den griechischen Karst, wo Schakale zur Küste wandern, um bei Ebbe am Strand Krabben zu erbeuten.

Heimlicher Einwanderer mit schlechtem Ruf

Die ersten schriftlichen Hinweise auf die Existenz von Schakalen außerhalb von Afrika stammen aus dem 13. Jahrhundert aus Osteuropa. Im Gegensatz zu Ägypten hatte der Schakal dort einen sehr schlechten Ruf. In den alten Berichten wird er als hinterlistiger Dieb und Plünderer sowie als Vorbote des Bösen beschrieben. Heute melden Wildbiologen und Jäger Sichtungen von Goldschakalen in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Schweden und Finnland. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise sind die scheuen Raubtiere bis heute jedoch kaum erforscht. Weitere Schauplätze sind der ungarische Rohrwald am Klein-Plattensee, das rumänische Donaudelta, österreichische Hochalmen und die Wälder Kroatiens, wo die anpassungsfähigen Schakale ihren Lebensraum mit Wölfen und Bären teilen. Es ist die spannende Geschichte eines heimlichen Einwanderers, dessen Erforschung gerade erst begonnen hat.

Meisterdiebe auf vier Pfoten

ein goldschakal
Ein Goldschakal
Quelle: ORF/IN-Film

Um den Goldschakal ranken sich viele Mythen und Legenden, denn bis heute ist nicht geklärt, wie er von Afrika nach Europa gekommen ist. So erzählt eine Geschichte aus dem Donaudelta, dass die Schakale von Piraten freigesetzt worden seien, die jahrelang vergeblich versucht hatten, die Küstenbewohner zu bestehlen. Die Einheimischen versteckten ihre wenigen Habseligkeiten so gut im Schilf, dass die Piraten jedes Mal leer ausgingen. Um sich an der Bevölkerung zu rächen, setzten die Piraten daher angeblich Schakale im Donaudelta aus - ihrer Meinung nach die "besten Diebe der Welt". Von ihren diebischen Fähigkeiten konnte sich auch das Filmteam überzeugen. "Bei Dreharbeiten in Ungarn schlich sich ein junger Schakal von hinten an das Team heran", erzählt die Regisseurin Waltraud Paschinger. "Er schnappte sich ein Päckchen Reinigungstücher und verschwand damit blitzschnell im hohen Gras."

Enorme Anpassungsfähigkeit

Schakale sind enorm anpassungsfähig. Ihr exzellenter Geruchssinn führt sie dorthin, wo sie leichte Beute vorfinden: in die Nähe der Zivilisation. Neue Untersuchungen zeigen, dass Schakale es leichter haben als andere Wildtiere, sich in der Nähe von Menschen aufzuhalten. Dank ihrer scharfen Sinne wittern sie Gefahren frühzeitig und gehen ihnen unbeschadet aus dem Weg. Als Meister der Anpassungsfähigkeit lernen Schakale schnell, die Futterquellen der modernen Gesellschaft zu nutzen - etwa Mistkübel, Komposthaufen oder Obstgärten. So wurde im Jahr 2005 in der Nähe von Wien ein Goldschakal beobachtet, wie er genüsslich reife Weintrauben verspeiste. Beinahe eine Woche lang kostete er sich Abend für Abend durch die Rebsorten, ehe er wieder verschwand. Der Schakal ist ein Allesfresser - neben Fleisch kann seine Nahrung fast zur Hälfte aus Früchten bestehen. Aber auch Kartoffelchips und Süßigkeiten werden nicht verschmäht, wie ein Bericht aus Slowenien zeigt - dort soll ein Schakal die Vorräte in einer Jagdhütte geplündert haben.

Sie finden uns - wenn sie wollen!

Schakaljunges
Schakaljunges - gut versteckt in einem hohlen Baum
Quelle: ORF/IN-Film

Aufgrund ihres rötlichbraunen Fells, ihres dunklen Rückens und ihrer spitzen Schnauze werden Goldschakale oft für hochgewachsene Füchse oder junge Wölfe gehalten. So gibt es bis heute kaum verlässliche Zahlen über Schakale, und auch die Informationen über ihre tatsächliche Verbreitung sind nur vage. Das scheue Tier ist nicht leicht zu beobachten, daher greifen Forscher zu einer ungewöhnlichen Methode: Während der Paarungszeit der Schakale spielen sie über Tonband und Megafon das charakteristische Schakalgeheul ab und zählen, wie viele Tiere darauf antworten. Mit dieser Technik wurde zum Beispiel im Donaudelta eine unerwartet hohe Anzahl von Schakalen registriert. Offenbar leben sehr viel mehr dieser Tiere in Europa als bisher angenommen. Dennoch bekommt man die Schakale kaum zu Gesicht. Diese Erfahrung muss auch eine junge Kollegin von Elisabeth Schönthal machen. Tagelang folgt sie der Schakalforscherin durch Steppe und Schilfwald, aber so leicht lassen sich die vorsichtigen Tiere nicht ausmachen. "Nicht wir finden Schakale" sagt ein Sprichwort aus dem Donaudelta. "Sie finden uns - wenn sie wollen."

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