loewe in lionsrock

Dokumentation

Lionsrock - Die Heimkehr des Königs

Lionsrock - der Felsen der Löwen, ein umfassendes Schutzgebiet, in das Raubkatzen aus der gesamten Europäischen Union rückgeführt werden - ehemalige Zirkuslöwen, Großkatzen aus nicht artgerechter Haltung, Tiere aus konkursreifen Zoos.

Produktionsland und -jahr:
Datum:

Als im Februar 2008 rund um ein markantes Felsplateau des südafrikanischen Hochlands ein gigantisches Tierreservat abgegrenzt wird, kann niemand den großen Erfolg dieses einzigartigen Projekts absehen. Die Tiere kommen von Europa zurück in ein Umfeld aus Savanne und Hochland, reich an Wildlife, und sie erleben jene Freiheit, die auch ihren Vorfahren einst vergönnt war. Mit einer Ausnahme: Ohne Betreuung durch Menschen könnten sie hier nicht mehr existieren, nicht mehr überleben - denn eine Zirkus- oder Tiergartenkarriere bedeutet für Wildtiere das Ende der Eigenständigkeit.

loewenrudel in lionsrock
Bald erholen sich die ausgewilderten Tiere und bilden ein Rudel
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Es ist ein weltweit einzigartiges Refugium auf dem südafrikanischen Hochplateau - nur wenige Autostunden von Johannesburg entfernt: Rund 130 Löwen, die meisten von ihnen in europäischen Zoos und Zirkussen geboren, sind hierher in die afrikanische Savanne zurückgebracht worden und leben in ihren Familienverbänden rund um die markante Bergformation Lionsrock - dem "Felsen der Löwen". Die Zahl der hierher gebrachten Löwen steigt ständig - es ist ein internationales Projekt in bisher noch nie da gewesener Dimension, und die ersten Großkatzen, die sich schon seit 2008 in diesem Areal wieder frei fühlen dürfen, sind die Löwen aus dem früheren Safari-Park im niederösterreichischen Gänserndorf.

der riesige loewe kongo in narkose bei einer roentgenuntersuchung im veterinärzentrum von lionsrock.
Bevor 'Kongo' in die neue Umgebung entlassen wird, wird er gründlich untersucht.
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Die Dokumentation "Lionsrock - Die Heimkehr des Königs" von Thomas Rilk und Andreas Laschober begleitet die ungewöhnliche Herbergssuche eines Löwenrudels in Gefangenschaft - von Amsterdam im europäischen Norden zurück nach Bethlehem am südafrikanischen Jordan-Fluss ins Land ihrer Ahnen. Der Film erzählt die Geschichte von majestätischen Tieren, die ihre Würde zurückerhalten, und von engagierten Menschen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

Artgerechte Haltung von Großkatzen ist in Zirkuskäfigen und kleinen Zoos nicht möglich. Meist leben die Tiere in Gefangenschaft in viel zu kleinen Käfigen mit Gittern vor Augen sowie Beton unter den Pfoten. Nur selten wärmt die Sonne das Fell, die meisten haben niemals den Geruch der Savanne kennengelernt. Nach wie vor leben allein in Europa schätzungsweise 2.000 Großkatzen nicht in artgerechter Haltung. In einem groß angelegten Flugzeugtransport wurden im Juli 2014 erneut sechs Löwen von den Niederlanden nach Südafrika überstellt. Die "Universum"-Dokumentation dokumentiert die Vorbereitung und Abwicklung dieses aufwendigen Unternehmens und zeigt, wie die prachtvollen, aber durch die Gefangenschaft teils bereits verhaltensgestörten Tiere in ihrer neuen Heimat aufleben - in der Nachbarschaft einer äußerst vielfältigen und exotischen Tierwelt.

Aus Zuchtfarm wird Schutzzone

lionsrock - der felsen, der dem gebiet den namen gab
Lionsrock - der Felsen, der dem Gebiet den Namen gab
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Südafrika, Provinz Free State. 300 Kilometer südlich von Johannesburg liegt die kleine Stadt Bethlehem am Ufer des Flusses Jordan. Unweit von Bethlehem, am Fuße des markanten Felsens Lionsrock, endet im Jahr 2008 eine Herbergssuche der besonderen Art: Die österreichische Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" erwirbt das 1.250 Hektar große Grundstück einer Löwenfarm, die ihren Betrieb einstellen muss. Solche Zuchtfarmen dienen der Großwildjagd zur Beschaffung von Löwennachwuchs und sind in Südafrika noch immer legal. Mit dem Coup erreichen die Tierschützer aber zugleich die Schließung dieser Farm und gelangen in den Besitz eines Grundstücks, das künftig die neue Heimat europäischer Großkatzen sein kann. Es ist das Ende einer jahrelangen Suche nach einem geeigneten Platz für diese Tiere. Von nun an gehört dieses Land den Löwen, Leoparden oder Geparden, die vor allem in Europa aus schlechter Haltung befreit und in die Urheimat des Löwen gebracht werden.

Die ersten Löwen sind "Österreicher"

loewenrudel im lionsrock suedafrika
Entspannung pur!
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Die ersten Löwen kommen bereits 2008. Ein zehnköpfiges Rudel aus dem in Konkurs gegangenen Safaripark Gänserndorf bei Wien. Mit ihnen kommt auch ihre langjährige Betreuerin Hildegard Pirker. Die Löwen von Lionsrock werden ihr zur neuen Lebensaufgabe. Die Österreicherin bleibt bei "ihren" Löwen in Südafrika und trägt heute die Verantwortung für mehr als 130 Großkatzen: Löwen, Leoparden, Geparden, aber auch Tiger sind ihr überantwortet. Hildegard Pirkers Herz schlägt für diese Tiere: "Die Löwen aus dem Safaripark Gänserndorf sind mir natürlich besonders ans Herz gewachsen. Ich kenne die meisten von ihrer Geburt an. Von der professionellen Sicht sind mir aber alle Tiere gleich wichtig und bekommen die gleiche Aufmerksamkeit. Afrika ist der natürliche Lebensraum für Löwen und so war es auch naheliegend, hier in Südafrika am Fuß des Lionsrock dieses einzigartige Reservat zu gründen."

Die lange Reise nach Südafrika

maennlicher loewe in Lionsrock
Ein Reservat für die Könige unter den Tieren
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Ausgangspunkt der "Universum"-Dokumentation ist das Großkatzenasyl "Pantera" in den Niederlanden. Noch ahnen die sechs ausgewählten Löwen nicht, dass sie schon bald unter dem freien Himmel Afrikas Sonne und Wind im Fell spüren werden, noch kauern sie apathisch in ihren viel zu kleinen Käfigen. Der mächtige Rudelführer "Kongo" wurde in der Schweiz geboren und war bis vor kurzem Star in einer Zirkusarena, als Hauptakteur eines namhaften deutschen Tierdompteurs. Dann wurde er ausgemustert und abgeschoben. Noch nie kam ein größerer Löwe nach Lionsrock. Mit seinen zwei Schwestern "Nora" und "Neira" wird er sich dort ein großes Gehege teilen. Auch die Zirkuslöwen "Simba" und "Pregan", in einem deutschen Zoo geboren, werden in Afrika zusammenbleiben können. Nur eine kleine Löwin aus Rumänien muss für immer allein leben. Sie ist durch die Fehlernährung in der Gefangenschaft körperlich beeinträchtigt - andere Löwen würden die Artgenossin gnadenlos töten. Es sind dramatische Bilder von ängstlichen, aggressiven Tieren, die im holländischen Tierasyl auf die große Reise vorbereitet werden. Das hochspezialisierte Betreuerteam arbeitet extrem konzentriert, jeder Fehler kann tödlich sein - für die Tiere wie für das Team. Ein Tierarzt betäubt die aufgeregten Großkatzen, ein letzter Medizincheck erfolgt.

gnus im suedafrikanischen winter
Gnus im südafrikanischen Winter.
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Unweit der südafrikanischen Stadt Bethlehem überragt der 2.000 Meter hohe Lionsrock die hügelige Savannenlandschaft. Die Fauna Südafrikas ist hier artenreich und üppig vertreten. Doch wenn bei uns Hochsommer ist, herrscht in Südafrika Winter - und Winter bedeutet in dieser Region Südafrikas strengen Nachtfrost, Raureif und Eis auf den Teichen. Mitten in der winterlichen Savanne brütet der Vogel Strauß. Stundenlang verharrt er bewegungslos auf seinem Gelege, die Federn von Raureif überzogen: Für die Jungen ein harter Start ins Leben - viele sterben an der Kälte oder fallen Raubtieren zum Opfer. Die etwas höheren Tagestemperaturen lassen das Eis schmelzen. Dann kommen auch die Erdhörnchen aus ihren Bauen, wärmen sich in der Mittagssonne und graben nach Futter. Leuchtend bunt gefärbte Webervögel flechten derweil an den Teichufern ihre Nester in die langen Äste der Weiden, und Süßwasserkrabben jagen auf beinahe 2.000 Metern Seehöhe am Grund der vielen Teiche. Auf den ersten Blick dominieren allerdings die großen Tiere: Blessböcke, Zebras, Impalas, Kuhantilopen, Springböcke und die riesigen Strauße. Ganz bewusst und auf Anraten der Tierschutz-Experten erfolgt die Heimkehr der Löwen im afrikanischen Winter. Hitze soll die Katzen auf ihrer langen Reise nicht zusätzlich belasten. Die Ankunft "Kongos" und der fünf anderen Löwen sowie die ersten Schritte im neuen Freilandgehege sind die emotionalen Höhepunkte dieser "Universum"-Folge: Als der Schieber von "Kongos" Transportbox hochgeht, setzt der Löwe an, um kraftvoll herauszuspringen, hält aber gleich wieder inne, um mit offenem Maul all die unbekannten Gerüche einzuziehen, die diese Landschaft bietet - und die ihm fremd und neuartig sind.

Ganz in der Natur und doch geschützt

die vielen erdhoernchen haben den boden rund um den lionsrock weitgehend unterminiert
Die vielen Erdhörnchen haben den Boden rund um den Lionsrock weitgehend unterminiert
Quelle: ORF/Rilk Film/Andreas Laschober

Löwen - zwischen Natur und Hi-Tech: Geschützt durch einen Zaun, der das unübersehbar große Gelände umgibt, leben die Tiere ganz unabhängig vom Menschen. Die Löwen freilich brauchen eigene Gehege. Diese sind jeweils mehrere Hektar groß und ermöglichen ein Leben fast wie in freier Wildbahn - mit einer einzigen Ausnahme: Jagen können diese Löwen nicht. Sie wurden in Gefangenschaft geboren und haben nie das Jagen in der Gruppe erlernt, das für Löwen die einzige Möglichkeit ist, erfolgreich Antilopen, Gazellen oder auch Giraffen zu erlegen. Gefüttert werden sie mit dem Fleisch verendeter Rinder, das auf den riesigen Farmen Südafrikas reichlich anfällt. Löwenbabys gibt es in Lionsrock nicht, denn die Löwen hier sind kastriert oder vasektomiert. Löwennachwuchs gehört nicht zum Konzept von Lionsrock. Es gilt, notleidende Tiere zu retten und nicht, neue in die Welt zu setzen, denn das Jagen mitsamt den dazu gehörenden Strategien könnten sie nur von in der Wildnis aufgewachsenen Löwen lernen.

Trotz Prägung auf Menschen unberechenbar

Alle Löwen von Lionsrock wurden in Gefangenschaft geboren. Sie sind auf Menschen geprägt und würden bei einer Auswilderung wieder Menschen aufsuchen - mit unberechenbaren Folgen. Die gesicherten großen Freilandgehege sind daher unbedingt notwendig, denn trotz ihrer Vergangenheit in der Nähe des Menschen sind diese Löwen unberechenbare Wildtiere. Daher ist auch das ungesicherte Betreten der riesigen Gehege strikt verboten. So konnten auch die Filmaufnahmen nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden. Für die Kameraarbeit in den Gehegen musste ein kleiner Lastwagen umgebaut und mit einem schweren Stahlkäfig gesichert werden. Ein nach Maß geschweißter und mehrere hundert Kilo schwerer Gitterkäfig schützte nicht nur die Ladefläche als Arbeitsbereich des Filmteams, sondern auch die Fahrerkabine. Nur kleine Klappen in den Gitterwänden ermöglichten dem Kameramann die freie Sicht auf die Großkatzen, und nur so konnten die beeindruckenden Bilder dieser "Universum"-Dokumentation gemacht werden.

Produzent und Regisseur Thomas Rilk: "Es waren Dreharbeiten der Extreme, sowohl psychisch als auch physisch. Zuerst die erschütternden Haltungsbedingungen dieser wunderbaren Tiere in den Niederlanden. Dann die Dreharbeiten im südafrikanischen Winter bei Eis, Raureif und Temperaturen um die minus 15 Grad." Rilk weiter: "Österreich ist weltweit Vorreiter mit seinen Haltungsbedingungen und dem strengen Wildtierverbot in Zirkussen. Das sind Tierschutzrichtlinien, die nun zunehmend auch in anderen EU-Staaten Thema werden. Lionsrock wird in den kommenden Jahren wohl großen Zuwachs bekommen!"

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