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Tinder, Grindr & Co.: Wie Kapitalismus die Liebe zerstört
Alle elf Minuten verliebt sich angeblich ein Single dank einer Dating-Plattform. Apps und Social Media-Kanäle wirken sich auf unsere (Liebes-) Beziehungen tiefgreifend aus.
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Grossflächig plakatiert, im linearen Fernsehen beworben – an Dating-Plattformen ist dieser Tage kein Vorbeikommen mehr. Für Junge, für Ältere, für Homo- und Heterosexuelle, für Menschen mit akademischer Bildung, für Menschen mit kinky Vorlieben.
Apps und Social Media-Kanäle wirken sich aus auf die Beziehungen der Menschen - und eben auch die Liebesbeziehungen. Sie scheinen von Freiheit geprägt, doch diese Freiheit kann auch einschränken, so Erich Fromm.
Die Soziologin Eva Illouz beschäftigt sich in ihrem Buch „Warum Liebe endet“ mit dem, was heutige Beziehungen ausmacht. Unter anderem konstatiert sie eine „negative Freiheit“ - handeln, ohne zu wissen, was man wirklich will. Marktmechanismen haben sich ausgewirkt auf die Bewertungen der Attraktivität anderer Menschen. Nicht nur der Körper, auch Konsumgüter gehören dazu und ein bestimmter „Look“. Beziehungen verflüchtigen sich, werden unverbindlicher, werden schneller aufgegeben - Gelegenheitssex ist da besser als nichts.
Die „negative Wahl“ wird oft getroffen, weil die noch besser ist als nichts - oder niemand. Aber sind 111 Match-Punkte wirklich besser als 102?