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China first
China dringt als Wirtschaftsmacht auf der "Neuen Seidenstraße" nach Westen vor und droht, Europa in vielen Technologiefeldern abzuhängen. Wie steht es wirklich um die Entwicklung des Landes?
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2019
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 06.06.2029
China gewann unter Xi Jinping, seit 2013 Staatspräsident, international an Bedeutung. Wie es im Land tatsächlich aussieht, wissen kaum die Chinesen selbst. Worin liegen die Gründe des Erfolges bei gleichzeitiger Abschottung?
In der Präambel der chinesischen Verfassung heißt es: "Die Volksmassen aller Nationalitäten Chinas haben gemeinsam eine glanzvolle Kultur geschaffen und besitzen eine ruhmreiche revolutionäre Tradition." Das lässt eigentlich keinen Zweifel zu an der These "China first". Staatspräsident Xi Jinping formulierte sogar einen "Chinese Dream": Er sieht China auf einem Weg, der nicht nur ökonomisch, sondern auch in Sachen Kultur und Gesellschaft den westlichen Demokratien überlegen ist.
Die Bezeichnung "Neue Seidenstraße" für die neuen Handelswege kommt nicht von ungefähr, klingt sie doch nach glanzvollen Zeiten der Antike, als über die Handelswege nicht nur Tee und Seide nach Westen transportiert wurden, sondern auch ein geistiger Austausch stattfand. All das soll wieder so sein, scheint es.
Europa hat darauf noch keine Antwort. Kann das funktionieren, eine kapitalistische, gleichzeitig aber autokratische Gesellschaft? Deren Regime die amerikanischen Digitalkonzerne der sozialen Netzwerke aus dem Land geworfen, selbst aber beispielsweise mit "wechat" ein soziales Netzwerk entwickelt hat, das Chatprogramm, mobiles Bezahlinstrument und Überwachungsgerät in einem ist?
China und der Westen können viel voneinander lernen – wenn die Mauern in den Köpfen verschwinden.“ Prof. Dr. Xuewu Gu, Politikwissenschaftler
Die Entwicklung künstlicher Intelligenz in China ist weit vorangeschritten, Europa bleibt außen vor. China will auf diesem Gebiet global führend werden, und das schon bis 2030. Allein in Shanghai sollen 15 Milliarden Dollar investiert werden. Dass dabei Überwachung und soziale Kontrolle der Bevölkerung in einem Maße vorangetrieben werden, das für westeuropäische und besonders deutsche Vorstellungen unfassbar ist, stellt in China kein Problem dar.
Gibt es eine geistige Tradition, eine Denkform, die sich über Jahrhunderte gehalten hat und nun dafür sorgt, dass China erneut aufsteigt? Kritiker sagen nein, Kreativität brauche Freiheit. Staatliche Repression Andersdenkender oder der Umgang mit Minderheiten im eigenen Land lassen Zweifel daran aufkommen, dass das chinesische Modell langfristig von Erfolg gekrönt sein wird.
Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über die Gründe der aktuellen Entwicklungen Chinas und die Frage, wie die Zukunft des Landes aussehen kann.
Gäste bei Gert Scobel
Prof. Dr. Xuewu Gu ist Politikwissenschaftler, Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen der Universität Bonn und Direktor des Center for Global Studies.
Kai Strittmatter ist Sinologe, Journalist und Autor, langjähriger Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Peking und Autor des Buches "Die Neuerfindung der Diktatur".
Kristin Shi-Kupfer leitet den Forschungsbereich Politik, Gesellschaft und Medien am merics - Mercator Institute for China Studies in Berlin. Sie ist ebenso Mitglied der Expertengruppe der Deutsch-Chinesischen Plattform Innovation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.