Wissen

Indigene gegen Greenwashing

Wirtschaftlich gedachter Klimaschutz und CO₂-Handel im Regenwald hat Folgen: Wie Carbon-Credit-Projekte indigene Territorien und ihre Existenz bedrohen.

Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 06.11.2030

Der größte Regenwald der Welt, der Amazonas, gilt als entscheidender Faktor im globalen Kampf gegen die Klimakrise. Gleichzeitig wird er zunehmend zum Schauplatz finanzieller Interessen: Immer mehr Projekte versprechen Einkommen aus dem Handel mit CO₂-Zertifikaten, einem System, das Klimaschutz in handelbare Zahlen verwandeln soll.

Jennifer Müller hat für die NANO‑Doku‑Reihe „Green Warriors – Retter des Regenwaldes“ in der Folge „Indigene vs. Carbon Cowboys“ indigene Gemeinschaften begleitet, die um ihr Land, ihre Rechte und ihre Zukunft kämpfen, weil der Regenwald im Amazonas durch den Handel mit CO₂‑Zertifikaten zur globalen Handelsware wird.

CO₂‑Zertifikate – Hoffnung für den Regenwald oder Green Washing?

Wer Bäume pflanzt oder Waldzerstörung verhindert, kann mit CO₂‑Zertifikaten sogenannte Emissionsgutschriften erzeugen, die an Unternehmen verkauft werden. Diese dürfen dann einen Teil ihrer Emissionen „kompensieren“. In Brasilien weckt das große Hoffnung: Milliarden könnten über den CO₂‑Markt in den Schutz des Amazonas fließen. Doch die Realität ist oft komplizierter.

Bedroht durch CO₂ Handel, Landraub und illegale Abholzung

Im brasilianischen Amazonas leben indigene Völker wie die Ka’apor, die ihr Territorium selbst verteidigen. Sie schützen den Regenwald mit Drohnen, melden Eindringlinge und riskieren dabei ihr Leben. Immer wieder kommt es zu Angriffen, Landraub und sogar Morden, verursacht durch illegale Viehzucht, Holzfällung oder Minenbau. Gleichzeitig drängen CO₂‑Zertifikate‑Händler in ihre Gebiete, versprechen Wohlstand und Klimaschutz, bringen aber undurchsichtige Verträge in englischer Sprache mit, die nur wenige Indigene lesen können.  Leider wird trotz aller Versprechen oft weiter abgeholzt.

Projekte im Amazonas zeigen, dass echter Klimaschutz mehr ist als CO₂ Handel

In São Paulo stellt das Aufforstungsprojekt Re.green gerodete Flächen, mit einer großen Vielfalt heimischer Baumarten, wieder her. In Baumschulen ziehen Forstwissenschaftler*innen und Umweltexpert:innen junge Pflanzen, die später den Wald widerstandsfähiger machen sollen. Ziel ist ein gesunder und effizienter Wald voller Artenvielfalt, der möglichst viel CO₂ speichern kann und dabei nicht nur Zahlen in einem Zertifikat erzeugt. Unterstützt wird das Projekt von der brasilianischen Regierung, aber auch von internationalen Unternehmen wie Microsoft oder Nestlé.

Warum der CO₂ Markt im Amazonas noch immer kein gerechter Klimaschutz ist

Trotz positiver Beispiele bleibt die große Herausforderung: Aufforstung muss wirtschaftlich attraktiver werden als die Zerstörung des Regenwaldes. Für viele Landbewohner lohnt es sich finanziell kaum, den Wald zu bewahren. Zudem fehlt es an Kontrolle und Transparenz. Studien zeigen, dass bis zu 90 Prozent der CO₂‑Zertifikate keine echte Klimawirkung haben. Noch dazu ist kein einziges Projekt in indigenen Territorien bisher erfolgreich abgeschlossen worden. Obwohl das neue Ministerium für Indigene Völker Beratung und Unterstützung bietet, bleibt die Praxis gefährlich. Invasionen und Gewalt gehören weiterhin zum Alltag der Ka‘apor. Damit CO₂‑Zertifikate wirklich zum Klimaschutz beitragen, müssen sie fair, überprüfbar und sozial gerecht sein, sonst bleibt der Traum vom „grünen Handel“ nur ein weiteres leeres Versprechen.

Diese Reportage ist, neben den Folgen „Ranger gegen die Gold-Mafia“, „Cash durch Naturschutz“ und „Brandbekämpfer in Brasilien“, Teil der vierteiligen NANO Doku Staffel „Green Warriors – Retter des Regenwaldes“, die zeigt, wie Menschen in Südamerika um ihre Umwelt kämpfen.

Meine Merkliste

Alle Inhalte auf Ihrer Merkliste sind noch mindestens 3 Tage verfügbar.

Sie haben derzeit keine Videos in Ihrer Merkliste

Sie können ein Video der Merkliste hinzufügen, indem Sie das "+" am Teaser oder Beitrag anwählen.

Live

Statische Headline

1h 7min

3sat Logo

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutz-Einstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktivert, welcher dies verhindert. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der 3sat Mediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

3sat Logo

Offensichtlich ist in deinem Browser das Plugin "I don't care about Cookies" aktiviert. Eigentlich würden wir dir an dieser Stelle gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Dies wird durch das Plugin verhindert. Falls du die Webseite sehen und nutzen möchtest, prüfe, ob das Plugin in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.