Kultur
Sardinien, Italien - Die Geheimnisse der Nuraghen
Über 7000 Rundtürme aus tonnenschweren Steinbrocken sind über ganz Sardinien verstreut. Oft sind nur noch die Stümpfe dieser megalithischen Bauten vorhanden, die "Nuraghe" genannt werden.
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Sie sind geheimnisvolle Zeugen, die einer der größten frühgeschichtlichen Inselkulturen des Mittelmeerraumes ihren Namen gaben, der Nuraghenkultur. Von der Religiosität der Nuragher erzählen Wasserheiligtümer wie das von Santa Cristina.
Die alten Sarden haben keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Ungeklärt ist, ob sie überhaupt eine Schrift benutzten. So bleibt vieles im Dunkeln, darunter auch das Rätsel um die Nuraghi-Turmbauten.
Die meisten von ihnen befinden sich im Inselinnern. Dort besetzen sie in strategisch günstiger Lage die Spitzen von Hügeln, oft sind mehrere Türme in Sichtweite aufgereiht. So spricht vieles dafür, dass sie vor allem der Verteidigung dienten, Schutz boten vor Seeräubern und anderen Eindringlingen. Einige bildeten dorfartige Siedlungen, etwa der Komplex Su Nuraxi, der zum UNESCO-Welterbe erklärte wurde. Neben der Burg befanden sich etwa 150 auf Steinfundamenten errichtete Hütten.
Von der Religiosität der Nuragher erzählen Wasserheiligtümer wie das von Santa Cristina. Eine präzis ausgeführte Treppe führt unter die Erde in einen ebenso perfekt gearbeiteten Brunnenraum. Beeindruckend ist auch die Deckenkonstruktion in Form einer umgekehrten Treppe. Dort wurden vermutlich Reinigungs- und Fruchtbarkeitsrituale veranstaltet. Und wie Grabungen der Archäologen nahelegen, auch Bronzestatuetten als Votivgaben geopfert, um die Gunst der Götter zu gewinnen.
Wie die Nuraghi stellt auch der "Cantu a Tenore", eine Art historischer Chor und Sardiniens immaterielles Kulturerbe, die Wissenschaftler vor Rätsel. Manche vermuten die Wurzeln des archaischen Gesangs in der Nuraghenkultur. Sicher ist, dass der "Cantu a tenore" tief in der Welt der sardischen Hirten verwurzelt ist. In ihm spiegeln sich die Einsamkeit der Hirten in den Bergen und ihr enger Kontakt mit der Natur wider.