Kultur

Die Ära Erdoğan am Ende? - Die Türkei zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Das Erdbeben und die bevorstehenden Wahlen überschatten auch die Kulturszene der Türkei. Wird kurz vor dem 100. Geburtstag der Türkischen Republik die Allmacht des Autokraten Erdoḡan gebrochen?

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 06.05.2024

Ein Film von Jutta Louise Oechler

Am 14. Mai 2023 wählt die Türkei ihren Präsidenten und das Parlament. Siegt in Zeiten von Erdbeben-Katastrophe und Wirtschaftskrise der Wunsch nach einem starken Mann an der Spitze? Oder werden Verzweiflung und Wut über mehr als 50.000 Tote Erdoḡan die Macht kosten? Wie ist die Stimmung im Land kurz vor den Wahlen, wo so viele durch das Beben alles verloren haben, vor Gericht stehen oder inhaftiert sind?

Die Repression im Land ist stärker denn je – und doch gibt es immer noch viele Kulturschaffende, Journalisten und Menschenrechtler, die ihren Mut nicht verlieren. Wie können sie noch arbeiten? Wie ein Publikum finden, wenn viele Menschen sich kaum noch Brot leisten können?

Besuch im Gefängnis

Seitliche Perspektive auf eine Frau im Auto. Durchs Fenster sieht man den Wachturm eines Gefängnisses.
Başak Demirtaş reist jede Woche 3500 Kilometer um ihren Mann Selahattin für eine Stunde im Gefängnis zu sehen.

Im Gefängnis von Edirne sitzt seit 6 ½ Jahren der wohl berühmteste Gefangene des Landes, der kurdische Politiker Selahattin Demirtaş, ehemaliger Vorsitzender der überwiegend kurdischen Partei HDP.  Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, ihn sofort freizulassen, wird ignoriert. Aus seiner Zelle heraus hat der charismatische Hoffnungsträger fünf literarische Bücher geschrieben. Mit „Kaltfront“ erscheint am 28.Juni sein zweiter Erzählband auf Deutsch. Der Film begleitet seine Frau, Başak Demirtaş zu einem Gefängnisbesuch.

Das gezeichnete Portrait eines Mannes
Osman Kavala sitzt wegen eines angeblichen „Umsturzversuches“ im Rahmen der Gezi-Proteste im Gefängnis.

Auch der Kulturförderer Osman Kavala ist seit 5 1/2 Jahren ein politischer Gefangener. Der weltläufige, stille Philanthrop setzt sich für eine Zivilgesellschaft ein, die die kulturelle Vielfalt der Türkei anerkennt und Minderheiten wie Kurden, Armeniern, Griechen, Juden und Aleviten gleiche Rechte einräumt. Seine Frau und seine engste Mitarbeiterin hoffen, dass die Opposition siegt und das kafkaeske Urteil lebenslanger Haft für Kavala aufgehoben wird.

Auch sie saß bereits im Gefängnis: Oya Baydar, die starke alte Dame der türkischen Literatur. Früher dachte sie einmal, man könne sich mit Erdoḡan arrangieren. Heute sagt sie: Die Bedeutung der kurdischen Frage habe sie viel zu spät begriffen. Ohne die Lösung des Kurdenkonflikts seien Frieden und echte Demokratie in der Türkei nicht möglich.

Sinnloser Tod tausender Menschen

Mann vor einem Trümmerhaufen mit türkischer Flagge
Der Schauspieler und Sänger Barış Atay im Erdbebengebiet.

Genau dafür kämpft er: Der Schauspieler und Sänger Barış Atay sitzt für die Arbeiterpartei TIP im Parlament. Sein Wahlkreis Hatay gehört zu der Region, die am schlimmsten von dem Jahrhundertbeben in Mitleidenschaft gezogen ist. Atay war nach dem Erdbeben sofort vor Ort und wirft der Regierung wegen laxer Bauvorschriften, Korruption und zu später Hilfe den sinnlosen Tod tausender Menschen vor. Kritik und Unrecht im Land bekommen viele Bürger gar nicht mit, denn fast alle TV-Sender und Zeitungen sind gleichgeschaltet, nur im Internet halten sich noch oppositionelle Medien. Mit dem sogenannten Desinformationsgesetz ist eine Verschärfung eingetreten, mit der nicht nur Journalisten eingeschüchtert werden sollen. Wie schaffen es unabhängige Medien, sich im Netz zu halten? Und was ist 10 Jahre nach den Gezi Park-Protesten in Istanbul noch übrig von der einstigen Aufbruchstimmung?

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