Kultur
2016: Ein Eingang für die Ewigkeit
Seit der Wende existiert die Idee, neben den fünf weltberühmten Häusern auf der Museumsinsel etwas Neues entstehen zu lassen: Ein modernes Eingangsgebäude. Doch wie das UNESCO-Welterbe modernisieren ohne den Charme der Historie zu zerstören?
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 03.12.2026
„Architektur muss eine Vision haben, wie die Gesellschaft sein soll“ sagt David Chipperfield. Der britische Stararchitekt baut gerade an einem neuen Berliner Wahrzeichen: Der James-Simon-Galerie.
Seit der Wende existiert die Idee, neben den fünf weltberühmten Häusern auf der Museumsinsel etwas Neues entstehen zu lassen: Ein modernes Eingangsgebäude. Doch wie das Unesco-Welterbe modernisieren - ohne den Charme der Historie zu zerstören?
Mehrere Wettbewerbe gab es, immer wieder finanzielle Engpässe und Planungsstopps, ein Volksbegehren gegen den modernen Bau und schließlich auch noch eine extrem schwierige Baustelle. Aber David Chipperfield und sein Team haben durchgehalten - 23 Jahre lang. 1993, als alles begann, war er noch ein Newcomer heute ist er einer der Toparchitekten weltweit!
Sein neues Eingangsgebäude soll in Zukunft Millionen Besucher aufnehmen und zu den fünf historischen Gebäuden führen. Ein Neubau mit zentralen Servicebereichen, Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen, großer Terrasse und neuem Hof. Ein Gebäude mit einer eigenen Formensprache, das - so David Chipperfield - die Außenwirkung der Insel verändern wird:
Das Eingangsgebäude wird als neues Element auf der Museumsinsel eine physische Präsenz besitzen. Das ist ziemlich aufregend – und beängstigend, denn es bringt eine Veränderung des Ortes mit sich. David Chipperfield
ZDF-Autorin Carola Wedel hat David Chipperfield über viele Jahre mit der Kamera begleitet und auch in seinem Londoner Hauptquartier besucht. 400 Mitarbeiter entwickeln gemeinsam mit ihm weltweit spektakuläre Projekte. Niemand hat so viele Museen gebaut wie er: in Anchorage ebenso wie in Langhziou, in Essen und in St. Louis, Missouri. Besonders gefeiert: das Turner Contemporary im englischen Margate sowie das Jumex in Mexico City. Unverwechselbar ist auch das Literaturarchiv Marbach. Und sein Meisterwerk: die Sanierung und der behutsame Wiederaufbau des Neuen Museums auf der Museumsinsel. Überall hat David Chipperfield gelernt, wie man vorsichtig die Menschen vor Ort an moderne Architektur heranführen muss:
"Ich war sehr überrascht", bekennt er, "als ich am Anfang meiner Karriere lernen musste: Ein Architekt muss sich vor allem um die Realitäten vor Ort kümmern. Im Studium hatte ich gedacht: Ein Architekt leistet etwas Nützliches für die Gesellschaft, aber dann stellte ich fest: Die Gesellschaft hält uns überhaupt nicht für nützlich. Im Gegenteil, oft hasst sie, was wir tun."
Geduldig und immer wieder die eigenen Ideen überprüfend - das macht Chipperfields Arbeitsweise aus. Und vielleicht auch seinen Erfolg. Mit imposanten Kolonaden und einer großen Freitreppe zum Verweilen wird die Museumsinsel zukünftig die Besucher nicht nur begrüßen, sondern auch einladen Platz zu nehmen, um das Wechselspiel zwischen Alt und Neu, zwischen Moderne und Klassik auf sich wirken zu lassen.