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Gesellschaft

Hype um LSD-Microdosing – Aufputschmittel, - Hirndoping und Selbstmedikation

Der Konsum von LSD in Kleinstmengen soll glücklich, kreativ und ausgeglichen machen. In der Schweiz ist "Microdosing" jedoch verboten.

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Trotzdem nutzen Studierende den Hype als illegales Hirndoping, als Selbsttherapie bei depressiven Verstimmungen oder zur Entspannung. Reporter Samuel Konrad will wissen, was hinter dem Hype steckt, und startet seine Spurensuche in der Züricher Partyszene.

Schnell wird klar, dass die "Microdosing"-Selbstversuche zur Leistungssteigerung oft auch im Alltag stattfinden: Die Psychologiestudentin Rea (Name geändert) verwendet die Substanz zum Lernen, die 43-jährige Kulturredakteurin Sarah (Name geändert) zur Entspannung. "Die Neugier zur Substanz und Praxis war riesig", erzählt Sarah, "gerade bei meinen Kolleginnen – notabene alles Frauen über 40. Weil 'Microdosing' so harmlos erscheint."

"Wer einmal hinter den Vorhang geschaut hat, kann Mühe haben, sich wieder im Alltag zurechtzufinden," sagt hingegen Felix Scholkmann. Der Neurowissenschaftler hat als Proband an einer LSD-Studie in Basel teilgenommen und beschreibt Nahtod-ähnliche Erlebnisse bei Makrodosen: "Ich war der Fötus in der Plaznta. Ich musste entscheiden, ob ich kämpfe oder loslasse." Seine Erfahrungen mit den hohen Dosierungen zeigen das Potenzial, aber auch Gefahren der Substanz auf. LSD, das hatte bereits sein Entdecker Albert Hofmann (1906-2008) 1943 am eigenen Leib erfahren, kann verstörend wirken und die Psyche belasten. Davor warnt auch die Fachstelle "Sucht Schweiz".

Die 38-jährige Anna (Name geändert) mikrodosiert bereits seit zwei Jahren regelmäßig: "Wenn im Winter das Tageslicht zur Mangelware wird, ist es einfach schön, mit angenehmeren Gefühlen durch den Tag zu gehen." Die Baslerin glaubt an die Wirkung der Praxis, aber auch, dass "Microdosing" psychisch abhängig machen kann: "Wir sind ja alle auf der Suche nach dem Glück. Ich glaube sogar, wir sind alle süchtig nach Glück und Wohlbefinden."

Den Mikrodosen werden unter anderem aktivierende, leistungsfördernde, kreativitätsanregende, antidepressive und angstlösende Eigenschaften zugeschrieben. Halluzinationen treten beim Konsum von fünf bis 20 Mikrogramm LSD keine auf. In der Schweiz sind Halluzinogene jedoch auch in Kleinstmengen verboten.

Hochschulen und Forschungseinrichtungen erhielten in den letzten Jahren Sonderbewilligungen zu Forschungszwecken. Gleiches gilt für ausgewählte Fachpersonen, die LSD bei Psychotherapien erfolgreich gegen Depressionen, Angstzustände oder zwanghafte Störungen einsetzen. "Die Substanz ermöglicht neue Denkmuster und deblockiert", sagt Psychiater Daniele Zullino vom Universitätsspital Genf. Er hat bereits über 100 Personen mit Makrodosierungen, also mit hohen Dosierungen, therapiert.

Eine entsprechende Anleitung für den durch LSD-unterstützten Alltag hatte der amerikanische Psychologe James Fadiman mit seinem Buch  "The Psychedelic Explorer's Guide" 2011 geliefert und im leistungsorientierten Silicon Valley damit einen veritablen "Microdosing"-Boom ausgelöst.

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