Gesellschaft
Precht: Zeitenwende? - Die Welt nach dem Kriegsschock Richard David Precht im Gespräch mit Ivan Krastev
Fällt Europa nach dem Angriff auf die Ukraine in eine Epoche zurück, die überwunden schien? Darüber spricht Richard David Precht mit dem Politologen und Politikberater Ivan Krastev.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2022
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 15.05.2027
- Ton
- UT
Die Welt vor dem 24. Februar 2022 schien endlich akzeptiert zu haben, welche unaufschiebbaren Aufgaben anstehen: Klimarettung, soziale Gleichheit, eine nachhaltigere und humanere Wirtschaft. Dann kam der Krieg. Stehen wir vor einer globalen Zeitenwende?
Der russische Präsident sei besessen vom Bild eines scheinheiligen, selbstgerechten Westens, so erklärt Ivan Krastev die Psyche Putins. War die Sowjetunion noch eine Großmacht, die an eine strahlende Zukunft glaubte und glauben machte, so sieht sich Putin als Herrscher eines geschrumpften und bedeutungslosen Reiches, "ein alternder Herrscher im Kampf gegen die Zeit", so Krastev. Und Putin kämpft auch gegen die Demografie. "Russland fehlt nicht Land, Russland fehlen Menschen. (…) Und das heißt: Aus Ukrainern und Belarussen Russen zu machen, darauf kommt es an."
Wir würden immer noch versuchen, die Ereignisse aus der Perspektive eines kalten Krieges zu sehen. "Aber in Wahrheit ist es ein typischer Krieg des 21. Jahrhunderts, weil diese Kriege sich um die Identität drehen werden. Alle Kriege im 21. Jahrhundert werden global sein und gleichzeitig auf bestimmte Weise Bürgerkriege."
Angesichts der Grausamkeit des Krieges zeigt sich mittlerweile auch in Deutschland eine große Mehrheit davon überzeugt, dass man sich dem Aggressor auf militärischer Ebene entgegenstellen muss. Ein Pulverfass mitten in Europa. Eine fundamentale Bedrohung der Demokratie. Welche Szenarien einer neuen politischen Weltordnung sind nach diesem Ereignis denkbar?
Der Osteuropa-Experte Ivan Krastev leitet das Centre for Liberal Strategies in Sofia und ist Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien – sein Schwerpunktthema dort: "Die Zukunft der Demokratie".