Gesellschaft

Pionierinnen am Berg

Sie wollten einfach nur klettern. Im Fels, im Eis, auf Gipfel. Doch ihr Weg führte sie mitten hinein in gesellschaftliche Rollendebatten – und in die Geschichte des Schweizer Alpinismus.

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 31.12.2026

Der Dokumentarfilm «Pionierinnen am Berg» erzählt von Bergsteigerinnen und Kletterinnen, die sich in einer Männerdomäne behauptet haben. Er porträtiert Frauen, die nicht für Gleichstellung kämpften, sondern für ihre Leidenschaft – und dabei unbeabsichtigt zu Wegbereiterinnen wurden.

Eine von ihnen ist Nicole Niquille. 1986 wird sie als erste Frau in der Schweiz als Bergführerin patentiert. Der Beruf war bis dahin Männern vorbehalten. Erst ein Bundesgerichtsurteil öffnete Niquille die Tür. Sie reist mit dem Schweizer Ausnahmebergsteiger Erhard Loretan auf Expeditionen zum Everest und K2 und führt 10 Jahre lang Gäste in die Berge - bis ein Unfall beim Pilze sammeln ihr Leben radikal verändert. Seither ist sie gelähmt. Doch statt sich zurückzuziehen, macht sie das Wirtepatent, leitet ein Bergrestaurant im Rollstuhl, gründet eine Stiftung und baut ein Spital in Nepal. Heute sagt sie: Alles, was sie in den Bergen gelernt habe, habe ihr auch in dieser neuen Situation geholfen. Ihre Geschichte ist eine Geschichte von Resilienz – und von stiller Pionierarbeit.

Nina Caprez steht für eine jüngere Generation. Sie hat sich mit der Begehung schwierigster Mehrseillängenrouten einen Namen gemacht und lange die Frauenszene des Schweizer Klettersports dominiert. Nach der Geburt ihres ersten Kindes kehrt sie rasch in den Sport zurück – etwas, das für eine Frauengeneration vor ihr ein Ding der Unmöglichkeit war. Und sie schreibt an ihrer Klettergeschichte weiter: In den Gastlosen gelingt ihr die Route «Yeah Man» (8b+), die sie als erste Frau frei klettert. Nun ist sie erneut schwanger, im siebten Monat – und hängt lachend in einer 6er-Route, «immerhin im Nachstieg», wie sie betont. Für Caprez ist Familie kein Widerspruch zur Kletterkarriere. Ihre Geschichte zeigt, wie sich Rollenbilder verändern – und wie Frauen heute neue Wege gehen.

Rita Christen wiederum ist keine Pionierin im Fels, sondern im Verband. Sie steht als erste Frau dem Schweizer Bergführerverband vor – ein Club, der zu 97% aus Männern besteht. Ihre Wahl zur Präsidentin hat viele Reaktionen ausgelöst, vor allem bei jungen Frauen. Das habe sie überrascht, sagt sie – sie dachte, das Thema sei erledigt. Doch auch sie beobachtet, dass Frauen in gemischten Gruppen oft zurückstehen, wenn es um Führung geht. Das ärgert sie. «Mut in den Bergen reflektiert sich im Leben», meint sie. Und macht klar: Gleichstellung ist auch heute noch ein Thema. Aber lieber redet sie über Risiko und Abenteuer und überrascht mit Sätzen, die jedem Klischee zuwiderlaufen: «Es mag ja ein bisschen absurd klingen als Bergführerin, aber ich strenge mich eigentlich nicht so gerne an.»

Der Film blickt zurück – auf eine Zeit, in der Frauen belächelt, behindert oder schlicht ignoriert wurden. Gerade die Schweiz mit den grossen Bergen und dem kleinen Sinn für Gleichstellung hat ihnen viele Hindernisse in den Weg gelegt. So war der Schweizer Alpenclub SAC weltweit der einzige, der Frauen explizit ausschloss. Erst 1980 durften sie beitreten – neun Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts.

Doch «Pionierinnen am Berg» ist kein historischer Rückblick. Es ist ein Film über Leidenschaft, über Lebenswege, über Berge als Orte der Freiheit und der Selbstfindung. Er erzählt von inspirierenden Frauen, die nicht gefragt haben, ob sie dürfen – sondern einfach gegangen sind. Und dabei Spuren hinterlassen haben, denen heute viele folgen.

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