Gesellschaft

Social Business - Schöne neue Wirtschaftswelt?

Gemeinsinn vor Profit: Kleine Unternehmen versuchen, soziale und wirtschaftliche Ziele zu verbinden. Ist das der Kapitalismus der Zukunft?

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2021
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 10.08.2026

Es gibt ihn, den Traum vom anderen, guten Kapitalismus, in dem es nicht nur um Profit geht, sonder auch um das Gute in der Welt. Gerade junge Leute erwarten heute mehr Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung von Unternehmen. Und tatsächlich, es gibt sie: Geschätzt existieren in Deutschland bereits rund 80.000 sogenannte Sozialunternehmen.

Das wirtschaftliche Ziel dem sozialen Zweck unterordnen, ohne dabei das unternehmerische Denken aus den Augen zu verlieren: Das macht ein Social Business aus. Doch selten ist der Weg in die Rentabilität leicht.

Banker mit Mission

Diese Erfahrung teilt man auch in Hamburg bei der Tomorrow Bank. Verglichen mit dem Frankfurter Bankenviertel ist der Sitz des Start-ups in einem Hamburger Hinterhof eher bescheiden. Nach Geldinstitut sieht es hier nicht aus. Trotzdem sind die drei Gründer Michael Schweikart, Jakob Berndt und Inas Nureldin für viele Millionen Euro Kundengelder verantwortlich, und das mit einem klaren Versprechen:

"Ich glaube, das Wichtigste ist erstmal, dass wir dafür sorgen, dass das Geld eine positive Wirkung erzeugt", sagt Michael Schweikart. Zumal vielen gar nicht bewusst sei, ergänzt er, dass ihr Geld überhaupt eine Wirkung habe.

Gutes Gewissen vor Gewinnstreben

Die Mission bei Tomorrow: Gutes Gewissen vor Gewinnstreben. Und nebenbei das Banking von morgen aufzubauen. Filialen gibt es keine, nur eine App. Die soll den Kunden ihre Bankgeschäfte möglichst einfach machen und gleichsam für Transparenz sorgen, was mit ihrem Geld passiert, wie es arbeitet und wohin es fließt. Tomorrow versteht sich als Social Business. Es verbindet Eigenschaften von Wirtschaftsunternehmen mit Ideen von Non-Profit-Organisationen.

Karin Kreutzer, Professorin für Social Business an der EBS Universität, beobachtet die Szene vonseiten der Wissenschaft. Von Sozialunternehmern ist sie durchaus fasziniert, weil diese es schaffen, das Soziale und das Unternehmerische zu vereinen. "Stellen Sie sich vor: ein Mittelding aus Steve Jobs und Greta Thunberg. Wenn man diese beiden Seiten zusammendenkt, dann haben Sie den typischen Sozialunternehmer!"

Das Ende der reinen Lehre

In wenigen Jahren will Tomorrow rentabel sein und damit finanziell auf eigenen Füßen stehen. Florian Henle und Simon Stadler ist das bereits gelungen. Sie haben vor zehn Jahren den Energieversorger Polarstern gegründet und gelten in der Social-Business-Branche als Vorbilder.

Die pure Betriebswirtschaftslehre, sagt Betriebswirt Florian Henle, habe ausgedient: "Rein auf die Finanzkennzahlen zu achten - ich glaube, des überholt sich so langsam. Und das ist tatsächlich gut."

Das Wasserkraftwerk Feldkirchen bei Rosenheim liefert die Energie für die Polarstern-Kunden. Das Versprechen: 100 Prozent Ökostrom aus deutscher Wasserkraft. Soweit der "Business"-Teil des Social Business.

Die Firma als Mittel zum Zweck

Für den "Social"-Aspekt fördert Polarstern mit einem Teil seiner Einnahmen sogenannte Mieterstrom-Projekte. Gemeint sind Solar-Anlagen auf Mehrfamilienhäusern, die gemeinschaftlich von den Mietern genutzt werden. Außerdem lassen Henle und Stadler ihre Firma regelmäßig nach den Kriterien der Gemeinwohlökonomie bilanzieren. Da geht es beispielsweise um den Umgang mit Mitarbeitern.

Der, sagt Karin Kreutzer, die Social-Business-Professorin von der EBS, sei ein klarer Pluspunkt beim Werben um Personal. "Die Sozialunternehmen sind ein sehr, sehr attraktiver Arbeitgeber." Das beobachte man sowohl bei Studentinnen und Studenten als auch bei Leuten, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hätten und einen Job suchten, so Kreutzer.

Das kapitalistische Rad neu erfinden können auch Sozialunternehmen nicht. Aber helfen, dass es endlich rund läuft mit mehr "Social" im "Business", das können sie schon.

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