Gesellschaft

Parfüm - Der große Duftraub?

Jährlich setzt die Parfümindustrie 47 Milliarden Euro um. Viele Kunden ahnen nicht, dass für hochwertige Parfüms seltene Pflanzen sterben. Sind Parfüms also schuld am Artensterben?

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 07.06.2027

Von Andrea Zimmermann

Im Nationalpark Phong Nha Ke Bang in Vietnam durchstreifen Forest Ranger die Wälder. Sie sind auf der Suche nach Pflanzenräubern, die illegal Adlerholzbäume schlagen. Das süßlich duftende Harz der Bäume ist auf dem internationalen Parfümmarkt begehrt. Ein Kilo des Holzes kostet auf dem Schwarzmarkt zwischen 30.000 und 100.000 Euro. Adlerholz, Oud oder Agarwood steht auf der CITES-Liste der gefährdeten Arten und ist inzwischen vom Aussterben bedroht.

Pham Ván Tán, Leiter der Forest Ranger, ist nicht ohne Grund besorgt: "Adlerholz bringt sehr viel Geld. Das liegt daran, dass sein Öl zur Herstellung von Parfüms und in der Aromatherapie verwendet wird. Die Profite sind enorm und deshalb gehen die Dufträuber jedes Risiko ein, um an Adlerholz aus der Wildnis zu gelangen."

Adlerholz darf legal nur mit einem Zertifikat exportiert werden. Zwar gibt es Adlerholz aus Plantagen, doch dies ist meist von minderer Qualität.

Schwindel bei Herkunfts-Zertifikaten

Anders als in der Mode- oder Lebensmittelindustrie spielt Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Düften noch keine große Rolle. Die großen Parfümhäuser wie Chanel, Dior oder Guerlain machen die Duftstofflieferanten für die legale Herkunft ihrer Rohstoffe verantwortlich; die Lieferanten wiederum verlassen sich auf die Zertifikate ihrer Zulieferer vor Ort.

Doch in vielen Ländern herrscht Korruption und Zertifikate lassen sich leicht fälschen. Konsumenten haben keine Möglichkeit zu kontrollieren, ob ihr Parfüm nachhaltig produziert wurde. Die großen Verlierer dieser Handelskette: gefährdete Pflanzen.

Schutz seltener Pflanzen

Sogar für Umweltschutzorganisationen ist es schwierig, gute Schutzprogramme für einzelne Pflanzen aufzubauen. Anastasiya Timoshyna, Expertin für nachhaltigen Handel der Umweltschutzorganisation TRAFFIC beklagt daher:

"Tiere genießen im Umweltschutz oft einen höheren Schutz als Pflanzen. Dieses Phänomen bezeichnen wir als Pflanzenblindheit. Wir wissen einfach zu wenig über bedrohte Pflanzen. Es gibt ungefähr 26.000 verschiedene Pflanzenarten, die in der Aromatherapie und in der Parfümindustrie genutzt werden. Viele dieser Pflanzen sind gefährdet."

Es geht auch anders

Die Parfümeurin Delphine Thierry lebt im südfranzösischen Stadt Grasse, dem Zentrum der europäischen Parfümindustrie. Früher arbeitete sie für einen renommierten Dufthersteller und verwendete dort Adlerholz, Vetiver und andere Rohstoffe gefährdeter Pflanzen. Seit ein paar Jahren ist sie unabhängige Parfümeurin und vertritt eine andere Philosophie.

"Heute vermeide ich es, Rohstoffe zu verwenden, die auf der CITES-Liste der gefährdeten Arten stehen", erzählt sie uns. "Wir Parfümeure sollten unbedingt Zugang zu den Informationen bekommen, woher unsere Rohstoffe kommen, damit wir das an die Käufer weitergeben können.

Duft aus dem Labor

Im Innovationszentrum von Givaudan, dem weltgrößten Duftstoffhersteller mit Sitz in der Schweiz, stellt die Chemikerin Corinne Baumgartner künstliche Riechstoffe her. Maiglöckchen, Wildrose und Lavendel sind kein Problem für Chemiker. Doch ausgerechnet einige der gefährdeten Pflanzen wie Vetiver oder Adlerholz lassen sich nicht künstlich herstellen:

"Wenn wir den Duft von Vetiver analysieren, dann finden wir eine riesige Menge an Duftkomponenten, die da zusammenkommen." Und sehr oft hätten gerade jene Moleküle eine große Wirkung, die nur in sehr geringen Mengen vorkommen, beschreibt Baumgartner das Dilemma. "Und diese Moleküle sind es, die es uns so schwer machen, sie 1:1 zu ersetzen."

So arbeiten die Dufthersteller weiter daran, die Düfte von gefährdeten Pflanzen im Labor nachzubauen. Es wäre ein wichtiger Beitrag für den Artenschutz.

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