Zwei Geschäftsleute im Anzug gehen nebeneinander auf den Eingang eines Bürogebäudes zu

Gesellschaft

"Mehr Chancengleichheit im Lobbyismus"

Lobbyismus hat keinen guten Ruf. Der Lobbyinsider Jan Christian Sahl erzählt im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin makro, wie das Geschäft am Ende wirklich funktioniert.

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makro: Sie sind Lobbyinsider. Wie funktioniert das Geschäft? Zählt Geld? Sind es Kontakte? Wie laufen die Mechanismen des Lobbyismus?

Jan Christian Sahl: Ohne Geld geht es nicht - aber nicht, um Politiker zu bezahlen, sondern um ein halbwegs professionelles Büro in Berlin mit 2-3 Mitarbeitern und etwas Budget aufzubauen. Unter 200.000 Euro im Jahr geht das nicht seriös. Und dann entwickeln sich im zweiten Schritt die Kontakte, die Zugänge zu den Entscheidern. Am Ende brauchen Sie aber überzeugende Argumente. Geld und Kontakte alleine führen nicht zum Erfolg.

makro: Offenbar sehen Sie Defizite oder Unzulänglichkeiten im klassischen Lobbyismus - und haben mit welobby einen Alternativentwurf gegründet. Was war das Motiv?

Sahl: Es gibt in Berlin ca. 6000 Lobbyisten, davon arbeitet die große Mehrheit für die Wirtschaft. Ich habe welobby gegründet, um die Seite, die strukturell unterrepräsentiert ist, zu stärken. Mir ist wichtig, dass in einer Demokratie alle Stimmen gehört werden - auch und vor allem die Gruppen, die keine 200.000 Euro jährlich aufbringen können.

Zur Person

  • Der Lobbyinsider Jan Christian Sahl

    Rechtsanwalt und Lobbyinsider

makro: Politik braucht kompetente Beratung, nicht zuletzt aus der Wirtschaft. Hier setzt Lobbyismus an. Doch wo verläuft die Grenze zu unlauterer Einflussnahme? Ist die klar zu ziehen?

Sahl: Die bestehenden Regeln, wie z.B. über die Strafbarkeit der Abgeordnetenbestechung, Nebeneinkünfte der MdB oder die 18 Monate Wartezeit beim Wechsel in die Wirtschaft finde ich insgesamt schon ganz gut. Wichtiger für mich ist: Je mehr unterschiedliche Seiten zu einem Thema angehört werden, desto weniger unlauter wird es. Wir brauchen mehr Chancengleichheit im Lobbyismus, es sollten immer alle Betroffenen mit am Tisch sitzen.

makro: Die Politik legt wegen der Corona-Pandemie gigantische Hilfsprogramme auf. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass durch geschicktes Lobbying große Beträge in unsinnige Projekte fließen?

Sahl: Wenn Sie die "Bazooka" auspacken, kann es schon mal passieren, dass man nicht alles zielgenau trifft. Dass die Politik beim Lockdown im Frühjahr klotzen und nicht kleckern wollte, finde ich richtig. Genauso richtig ist es aber, jetzt verstärkt Kriterien zu entwickeln, was mit Steuergeld gefördert werden soll - und was nicht.

Das Interview führte Carsten Meyer.

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