Gesellschaft

Billige Lebensmittel: "Eine Frage der Rahmenbedingungen"

Intensivlandwirtschaft, Massentierhaltung, Ausbeutung - Lebensmittel sind oft deshalb so billig, weil den wahren Preis ihrer Produktion andere zahlen, sagt Umwelthistoriker Frank Uekötter.

Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 23.03.2026

makro: Dass billige Lebensmittel nicht den wahren Preis ihrer Herstellung abbilden, weiß irgendwie jeder. Aber wo liegt das Hauptproblem? Ist es der Geiz der Verbraucher oder die Macht von Lebensmittelmultis und Handelsketten?

Frank Uekötter: Wenn es ums Essen geht, ist es Volkssport, auf andere zu zeigen: Konsumenten klagen über arrogante Großkonzerne, Supermärkte verweisen auf die Schnäppchenjäger, Bauern lamentieren über Naturschützer und so weiter.

Aber auf Dauer kommt man eher weiter, wenn man miteinander redet. Es gibt Anliegen, bei denen verschiedene Lager an einem Strang ziehen können. Wenn es zum Beispiel um die Macht großer Konzerne geht, weisen die Interessen von Konsumenten, Politikern und Bauern in die gleiche Richtung.

Zur Person

  • Der Umwelthistoriker Frank Uekötter blickt in die Kamera

    Umwelthistoriker

makro: Etliche Kosten für die Umwelt sind in unseren Lebensmittelpreisen nicht enthalten. Welche Aspekte sind besonders problematisch? Und wie könnte man sie mit einbeziehen?

Uekötter: Gute Landwirtschaft ist ein klassischer Mehrkampf. Es geht um Überdüngung und die Belastung des Grundwassers, um Pestizide und andere Chemikalien, um das Wohl der Nutztiere und nicht zuletzt um das Landschaftsbild - unsere Agrarlandschaften sind auch Erholungsräume. Wenn man immer nur auf einen Aspekt schaut, landet man leicht in einer Monomanie des Geistes. Monokultur ist auch dann eine schlechte Idee, wenn sie im Kopf stattfindet.

makro: Wie wird sich der Klimawandel auf Nahrungsmittelpreise auswirken? Werden wir uns auch in Zukunft an den wahren Kosten vorbeimogeln können?

Uekötter: Beim Klimawandel schauen sich gerade alle Agrarexperten nervös um. Es wird ja nicht einfach nur wärmer, es wird viele Veränderungen geben - und manche Überraschung. Bei den wahren Kosten haben wir es dagegen selbst in der Hand. Das ist eine Frage der Rahmenbedingungen und des Gestaltungswillens. Wenn wir lediglich Krisenmanagement betreiben, sind wir auf längere Sicht alle Verlierer.

makro: Frage an den Historiker: Lebensmittel als Billigware wären ohne industrialisierte Massenproduktion nicht denkbar. Die geht aber nicht weg. Gibt es überhaupt einen Ausweg aus der Immer-mehr-immer-billiger-Logik?

Uekötter: Die industrieförmige Landwirtschaft entstand in den Wirtschaftswunderjahren, und man sollte sie genauso betrachten wie das Wirtschaftswunder selbst: nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern nüchtern bleiben und genau hinschauen, wer in welcher Beziehung gewinnt und verliert.

Agrarproduktion hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert, und High-Tech eröffnet auch Chancen für bessere, umweltverträglichere Produktion. Ob diese Chancen genutzt werden, liegt an den Konsumenten und der Politik.

Das Interview führte Carsten Meyer.

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