Herstellung von Nickel: Das flüssige Metall wird in Form gegossen

Gesellschaft

Rohstoffmärkte: "Inflationärer Schock"

Russlands Krieg führt zu Verwerfungen an den Rohstoffmärkten. Nicht nur bei Öl und Gas, auch bei Metallen. Die Folgen lassen sich schwer beziffern. Klar ist nur: Alles wird teurer.

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Von Carsten Meyer

Die Abhängigkeit der Welt, insbesondere Europas, von russischen Energierohstoffen ist immens. Die bisher verhängten Sanktionen, freiwillige Boycotte vieler Unternehmen und ihr Rückzug aus dem Russlandgeschäft treiben die Preise für Öl, Gas und Kohle in ungekannte Höhen.

Aber nicht nur im Energiesektor. Denn Russland ist auch bei fast allen anderen Rohstoffen einer der wichtigsten Produzenten. Von Eisenerz über Gold bis Mais - überall macht sich der De-facto-Ausschluss Russlands aus dem internationalen Handel bemerkbar.

Dabei treffen die akuten, kriegsbedingten Verwerfungen auf eine ohnehin schon angespannte Situation an den Rohstoffmärkten. Seit spätestens der Corona-Pandemie steigen die Preise für praktisch alles. Goldman Sachs sprach schon im vergangenen Jahr von einem Rohstoff-Superzyklus.

Aluminium, Kupfer, Palladium

Der Preis für Aluminium ist auf ein Rekordhoch gestiegen. Auch Kupfer ist an der London Metal Exchange, dem wichtigsten Handelsplatz, so teuer wie nie zuvor. Das wiederum kann zu einem Gegenwind im Kampf gegen den Klimawandel führen. Denn die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist im wesentlichen ihre Elektrifizierung. Kupfer als elektrischer Leiter spielt hier eine zentrale Rolle.

Am höchsten ist die Abhängigkeit von Russland bei dem Edelmetall Palladium: 40% der weltweiten Förderung stammen aus Putins Reich. Palladium wird vor allem in Autokatalysatoren eingesetzt. Seit Dezember, also seit der Aufmarsch russischer Truppen rund um die Ukraine in die heiße Phase ging, stieg Palladium von rund 1600 Dollar pro Unze (gut 32 Gramm) auf mehr als 3000 Dollar.

Chaos am Nickel-Markt

Die größten Verwerfungen aber gibt es aktuell bei Nickel. Am Montag schoss das Metall an der London Metal Exchange um 90 Prozent auf 55.000 Dollar pro Tonne in die Höhe. Damit war der bisherige Rekord von 51.800 Dollar aus dem Jahr 2007 eingestellt. Am Dienstag ging es gleich so weiter auf zeitweise über 100.000 Dollar. Da keine vernünftige Preisbildung mehr stattfinden kann, wurde der Handel bis voraussichtlich Freitag eingestellt.

Zwar werden die meisten Rohstofflieferungen über längerfristige Verträge bzw. Termingeschäfte, also über im Vorhinein festgelegte Preise abgewickelt und nicht über den Spotmarkt. Gleichwohl sickert die akute Teuerung mit der Zeit in den Wirtschaftskreislauf. Gut 70% der weltweiten Nickelproduktion geht in die Herstellung von Edelstahl, etwa 7% in Batterien.

Werden E-Autos jetzt teurer?

Aus Russland stammen lediglich 6% der Nickelförderung (das wichtigste Herkunftsland ist Indonesien). Allerdings steht MMC Norilsk Nickel, der größte Produzent des Landes, für 17% der weltweiten Förderung des hochreinen "Class 1"-Nickels, welches für Batterien besonders geeignet ist. Hier gibt es kaum Alternativen. Mit anderen Worten: Es könnte Bremsspuren beim Umstieg auf E-Autos geben.

Anders als bei Gas, Öl und Kohle, die auch aus den USA, Nahost oder Australien bezogen werden können, ist es bei Metallen schwierig, auf die Schnelle andere Quellen aufzutun. Die Erschließung neuer Minen, sagen Experten, dauert rund zehn Jahre.

Wachstum runter, Inflation rauf

Und was bedeuten nun die Preiseskapaden an den Rohstoffmärkten für die Wirtschaft? Nichts Gutes, soviel ist klar. Der Internationale Währungsfonds warnt bereits vor "sehr ernsthaften" ökonomischen Konsequenzen.

Überall, auch in den großen Finanzinstituten, wird nun fieberhaft gerechnet, wie sich das konkret in Zahlen niederschlägt. Barclays und JPMorgan gehören zu jenen, die ihre globale Wachstumsprognose um 1% gesenkt und ihre Inflationserwartung um 1% erhöht haben.

"Steigende Rohstoffpreise und wachsende Risikoaversion wegen des Russisch-ukrainischen Krieges führen zu einem inflationären Schock", formuliert es Christian Keller von Barclays. "Während Europa am stärksten betroffen ist, die USA und Großbritannien eher mittelschwer, scheint China kaum beeinträchtigt."

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