Gesellschaft
Krisendiplomatie - Macht und Ohnmacht in Corona-Zeiten
Das Coronavirus sorgt für die dritte schwere Wirtschaftskrise des noch jungen Jahrhunderts. Die internationale Krisendiplomatie brummt. Eine Analyse.
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Das Coronavirus sorgt für die dritte schwere Wirtschaftskrise des noch jungen Jahrhunderts. Die internationale Krisendiplomatie brummt.
Die größten Wirtschaftsnationen der Welt rückten ein Stück weit zusammen. Denn es sind dringend Antworten gesucht auf eine Krise, wie sie die meisten unserer Zeitgenossen noch nicht erlebt haben.
Das Jahrhundert ist gerade mal 20 Jahre jung und durchlebt bereits die dritte schwere Wirtschaftskrise - nach dem Schock infolge des 11. September und der Finanzkrise von 2008.
Können die G20 an China und den USA wirklich scheitern?
Und jetzt aktuell ängstigt uns der Absturz der Wirtschaft fast noch mehr als das Coronavirus selbst. Immerhin konnten sich die G20 am Donnerstag zu einer gemeinsamen Erklärung durchringen.
Aber die Rückkehr zu einer schlagkräftigen G20, wie wir sie nach 2008 erlebt haben, ist nicht zu erkennen. Dafür ist die Rivalität zwischen den USA und China zu groß.
Chinas Wirtschaft ist angeschlagen
Nach der Finanzkrise 2008 funktionierte die internationale Zusammenarbeit besser. China war der Motor, der die Weltkonjunktur wieder anschieben konnte.
Das wird dieses Mal nicht funktionieren. China ist selbst angeschlagen. Schon lange vor dem Corona-Ausbruch musste sich das Reich der Mitte von seinen beeindruckenden Wachstumszahlen verabschieden, zudem ist der Finanzsektor instabil.
Die Pandemie betrifft die gesamte Wirtschaft
Die Corona-Krise hat im Kern nichts Ökonomisches, die Konjunktur war robust, niemand hat sich verspekuliert. Und trotzdem betrifft sie alle Wirtschaftsbereiche.
Mit dem Shutdown geht weitgehend ein Produktionsstillstand einher. Das ist aber nur der erste Schritt.
Die Kredite von heute werden morgen Schulden sein
Wenn das Schlimmste in der Gesundheitskrise hinter uns liegen wird, werden wir uns mit den Unternehmenspleiten und den vielen Arbeitslosen beschäftigen müssen. Natürlich tut die Politik jetzt alles, um genau diese Pleiten abzuwenden.
Aber zu den großen Schwächen der Weltwirtschaft, die schon lange vor Corona bestanden, gehört die hohe Verschuldung der Unternehmen. Und die Kredite von heute werden neue Schulden von morgen sein.
Nicht nur die Staaten, auch die Notenbanken greifen ein. Allerdings verpufft im ersten Schritt das billige Geld, das sie bereit stellen. Denn wer investiert schon in Zeiten von Shutdown und Produktionsstopp?
Gesundheitssysteme stehen auf dem Prüfstand
Hier zeigt sich, dass Corona keine ursächlich ökonomische Krise ist. Die klassischen Rettungsmechanismen wirken nur begrenzt. Vielen Kranken werden nun leider die Schwächen in unseren Gesundheitssystemen zum Verhängnis.
In Großbritannien steht der National Health Service (NHS) regelrecht vor dem Kollaps.
Auch wenn es heute keinem Corona-Kranken mehr zu Gute kommt: Langfristig gehen die öffentlichen Gesundheitssysteme vielleicht gestärkt aus dieser Krise hervor. Vorausgesetzt, das kurzfristige ökonomische Effizienzdenken zieht künftig den Kürzeren.
Ein Kommentar von Eva Schmidt, Redakteurin und Moderatorin des 3sat-Wirtschaftsmagazins makro.