Goldbarren, aufeinandergestapelt

Gesellschaft

Gold erlebt den perfekten Sturm

Gold gilt als Gegenentwurf zur modernen Finanzwelt, in der Geld aus dem Nichts entsteht. Sehr viel Geld. Kein Wunder also, dass das Edelmetall in Corona-Zeiten auf Rekordkurs ist.

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Von Carsten Meyer

Der Goldpreis verharrt auf seinem Rekordhoch knapp unter 2000 Dollar, während Marktteilnehmer das jüngste Statement der amerikanischen Notenbank "Fed" verdauen. Nach der Juli-Sitzung verkündete Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochabend, den Leitzins nahe null zu belassen und auch weiterhin alles zu tun, um der Wirtschaft aus der schwersten Krise "in unseren Lebzeiten" zu helfen.

Er denkt "nicht einmal darüber nach, darüber nachzudenken, darüber nachzudenken, die Zinsen zu erhöhen". Mit anderen Worten: Die Politik des billigen Geldes bleibt auf unabsehbare Zeit in Kraft.

Der Einfluss der Fed

Die Politik der amerikanischen Notenbank spielt seit Jahrzehnten eine Schlüsselrolle für die Entwicklung des Goldpreises. Die jüngste Rallye nahm Mitte 2019 in Anfang - Gold stand bei knapp 1300 Dollar -, als die Fed ihre Bereitschaft signalisierte, die Zinsen zu senken, also die geldpolitischen Zügel zu lockern.

Seither geht es aufwärts beim Gold - unterbrochen nur von einem kurzen, heftigen Einbruch von 15% als die Corona-Pandemie über die Welt und die Finanzmärkte hereinbrach. Anleger sahen sich gezwungen, Goldbestände zu liquidieren, um anderweitige Verluste auszugleichen.

"Der Goldpreis sollte nach dem Versprechen der Fed, die Finanzspritzen beizubehalten, weiter steigen", resümiert Edward Moya, Chef-Analyst bei Oanda.

Pandemie-Billionen treiben Gold

Mit insgesamt 11 Billionen Dollar - der größte Batzen davon kommt von der Fed - haben sich Notenbanken und Regierungen rund um den Globus gegen die Corona-Pandemie geworfen. Mit guten Absichten, aber unklarem Nutzen und unbekannten Nebenwirkungen. "Solange das weitergeht, werden Investoren Gold kaufen," glaubt Nitesh Shah Research-Director bei WisdomTree in London.

Das Worst-Case-Szenario lautet Stagflation - eine Wirtschaft, die nicht auf die Beine kommt, bei gleichzeitiger Inflation. Das perfekte Argument für Gold. An weiteren Argumenten herrscht kein Mangel: negative reale Zinsen, ein schwächelnder Dollar und nicht zuletzt ein Wiederaufflammen des Konfliktes zwischen den USA und China.

Wie geht es weiter?

Was die Prognosen für den Goldpreis angeht, sind sich die Experten bemerkenswert einig. Citigroup hält den aktuellen Preiszyklus für "einzigartig" und erwartet eine länger anhaltende Hochpreisphase. Goldman Sachs spricht von Gold als der "ultimativen Reservewährung" und postuliert einen Anstieg auf 2300 Dollar innerhalb eines Jahres. Bank of America bekräftigt die Prognose aus dem April: 3000 Dollar pro Unze innerhalb von 18 Monaten.

Nur JPMorgan warnt vor zuviel Euphorie. "Ein letztes Hurrah" werde es wahrscheinlich noch geben, "bevor der Goldpreis zum Jahresende nach unten dreht".

Der Rekordpreis ist relativ

Ein Argument immerhin haben die Gold-Bullen auf ihrer Seite. Ja, das Edelmetall notiert auf Rekordhoch, aber irgendwie auch nicht. Zwar kostete die Feinunze noch nie so viel wie heute, doch berücksichtigt man die Inflation, misst also mit realer Kaufkraft, so sind die 1981 Dollar dieser Tage einiges weniger als die 1921 Dollar vom vorherigen Höchststand 2011. Und sehr viel weniger als die 873 Dollar beim Ölpreisschock 1980.

Paradox, aber Fakt: Zwar war Gold noch nie so teuer, aber es war schon einmal mehr wert!

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