Gesellschaft
37°: Zwischen Frust und Hoffnung
Sie arbeiten dort, wo keiner gern hingeht. Angestellte im Jobcenter oder im Sozialamt entscheiden über Sozialleistungen. Oftmals aber auch über die schwierigen Schicksale ihrer Kunden.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2020
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 25.02.2025
- Ton
- UT
- AD
Meist sind Sachbearbeiter, Fallmanager oder Sozialarbeiter der letzte Halt für Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und Unterstützung brauchen. Sie sind Verwalter von Amts wegen, aber auch Problemlöser, Tröster und Motivatoren.
Das Ziel für die Mitarbeiter ist vom Gesetz vorgegeben: ihren Kunden ein Leben in "Würde" zu ermöglichen. Und das ist herausfordernd. Wer "zum Amt" geht, ist im Regelfall im unteren Drittel der Gesellschaft angekommen.
Über fünf Millionen Menschen in Deutschland sind momentan auf Leistungen nach SGB II angewiesen, besser bekannt als Hartz IV, weitere 1,1 Millionen auf Grundsicherung, also auf die Leistungen der Sozialämter. Zum Umgang mit diesen "Leistungsempfängern" sind die Meinungen in der Öffentlichkeit gespalten. "Fördern!", sagen die einen, die an Unterstützung und Weiterbildung denken. "Fordern!", die anderen, die Steuergelder nicht für "Faulpelze" ausgeben wollen, die das Sozialsystem ausnutzen.
Die Leistungen der Jobcenter und Sozialämter unterscheiden sich. Doch gemeinsam ist ihnen, dass ihre Mitarbeiter mit Menschen konfrontiert sind, die unterschiedliche soziale Probleme haben. Sie sollen Langzeitarbeitslose wieder fit für den Arbeitsmarkt machen, Menschen vor der Obdachlosigkeit bewahren, staatliche Zuwendungen gerecht verteilen.
Eine Mammutaufgabe für die Mitarbeiter in den 430 Jobcentern und über 420 Sozialämtern in Deutschland. Wie erleben sie ihre Kunden? Wie nahe gehen ihnen die Schicksale der Hilfe suchenden Menschen? Wo stoßen sie an ihre Grenzen? Die "37°-Reportage gibt Einblicke in den konfliktreichen Alltag einer Sachbearbeiterin, eines Fallmanagers sowie einer Sozialarbeiterin.
"Es ist ein Irrglaube, zu sagen: Die sind alle faul." Thomas M. (52) arbeitet im Jobcenter Bochum als Fallmanager. Er betreut Kunden mit "multiplen Vermittlungshemmnissen". Das heißt Menschen, die lange arbeitslos, psychisch krank, verschuldet, vorbestraft und oft mehreres gleichzeitig sind. Sein Ziel ist es, seine Kunden über maximal zwei Jahre wieder arbeitsfähig zu machen. Dafür braucht er Verständnis, Geduld und gute Kenntnisse im Dschungel der Hilfsangebote im sozialen System. Er definiert Erfolg in kleinen Schritten und versucht, Sanktionen zu vermeiden. Doch die sind manchmal notwendig. "Wenn jemand dreimal nicht zu einem vereinbarten Termin kommt, dann machen wir auch schon mal Hausbesuche."
"Ich kann mich gut in die Kunden hineinversetzen, denn ich war früher selbst Hartz-IV-Empfängerin." Melanie O. (42) ist heute Sachbearbeiterin in der Leistungsabteilung des Jobcenters Berlin Mitte. Die alleinerziehende Mutter hat sich hochgearbeitet. Zu ihr kommen die Kunden, wenn Leistungen nach SGB II nicht oder nicht vollständig gezahlt werden. Oftmals bekommt sie dann Frust und auch Aggressionen ab, denn mit etwas über 400 Euro monatlich kommen viele nicht aus. Durch ihre engagierte Art gelingt es Melanie meistens, die Kunden zu beruhigen, sie kann aber auch durchgreifen. Die 41-Jährige lebt voll und ganz für ihren Job und will sich innerhalb des Jobcenters noch weiterentwickeln. Wird ihr ein Aufstieg gelingen?
"Wenn das soziale System bei Einzelfällen nicht greift, dann komme auch ich an meine Grenzen." Katrin M. (38) hat im Sozialamt Magdeburg eigentlich nur eine Aufgabe: Menschen vor Obdachlosigkeit zu bewahren. Doch das ist eine komplexe Herausforderung. Denn zu ihr kommen Menschen, denen durch Mietschulden eine Wohnungsräumung droht. Sie ist aber auch mit psychischen Erkrankungen, schwierigen Familiensystemen und tragischen Geschichten ihrer Klienten konfrontiert. Mit Pragmatismus und Wertschätzung versucht sie zu helfen, wo sie kann. Nicht immer ist sie erfolgreich. Wie geht sie mit den Problemen um?