Gesellschaft

37°: Unser Wunschkind und der Krieg

In Deutschland ist Leihmutterschaft verboten, in der Ukraine boomt das Geschäft mit dem Babyglück. Doch jetzt herrscht Krieg. Eine Gefahr für Wunscheltern, Leihmütter und die Babys.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 13.09.2025
Ton
UT
AD

Sven und Doreen aus Sachsen wünschen sich seit zehn Jahren ein Kind, ihre letzte Hoffnung ist eine ukrainische Leihmutter. Doch als die hochschwanger auf die Geburt wartet, beginnt der Krieg. "37°" begleitet das Paar in die Ukraine zu Kind und Leihmutter.

Jedes zehnte deutsche Paar zwischen 25 und 59 Jahren ist laut Bundesfamilienministerium ungewollt kinderlos. Für sie bleibt nach deutschem Recht nur eine Adoption oder ein Pflegekind. Aber Sven (38) und Doreen (36) aus dem Erzgebirge wollen das nicht akzeptieren. Trotz sechs künstlicher Befruchtungen in Deutschland konnte Doreen selbst nicht schwanger werden. Die Ukraine sei "ihre letzte Hoffnung auf ein eigenes Kind" gewesen, sagen die beiden. Dort ist Leihmutterschaft im Gegensatz zu Deutschland erlaubt.

Rund 45.000 Euro kostet eine Leihmutterschaft in der Ukraine, im Gegensatz zu den USA, wo eine Fruchtbarkeitsklinik bis zu 150.000 Euro fordern kann. In einer Kiewer Klinik wurden Svens Samen und Doreens Eizelle erfolgreich vereinigt und in den Uterus von Leihmüttern eingesetzt. Drei Kinder sterben noch vor der Geburt, eines kurz danach. "Viele haben gefragt, warum gebt ihr nicht auf? Aber wir konnten nicht. Wir haben uns so sehr ein Kind gewünscht!", erzählt Doreen.

Im Herbst wird die ukrainische Leihmutter Anna schwanger. Diesmal scheint alles gut zu werden. Das Wunschkind, ein Mädchen, wird geboren und ist gesund. Doch im Februar beginnt der Krieg.

"37°" begleitet Sven und Doreen auf ihrer Reise zu Tochter Lena in die Zentralukraine. Der Film beobachtet Ängste, Erwartungen und Vorfreude der Wunscheltern, hinterfragt aber auch das "Geschäftsmodell Leihmutterschaft". Die Reise ist nicht ungefährlich. Doch das deutsche Paar will sein Kind so schnell wie möglich nach Deutschland holen. Während eines Bombenalarms treffen Sven und Doreen ihre Tochter das erste Mal in der Geburtsklinik. "In dem Moment haben wir gewusst, es hat sich alles gelohnt! Wir können der Leihmutter gar nicht sagen, wie dankbar wir ihr sind."

Ihre Leihmutter Anna erzählt, dass die lange Trennung von ihren eigenen Kindern das Schwerste an der Schwangerschaft gewesen sei. Auch andere Leihmütter berichten in der "37°"-Reportage von ihren Erfahrungen. Für Viktoria war die Geburt während der russischen Raketenangriffe in Kiew traumatisch, vor allem, weil sie mit dem Kind deutscher Wunscheltern noch sieben Tage zusammen sein musste. Vier Wochen habe sie geweint, nachdem die deutschen Wunscheltern den Jungen abgeholt hatten.

Leihmutter Olena trägt dagegen schon zum zweiten Mal ein Kind für deutsche Wunscheltern aus. "Mir macht es einfach Freude, Paaren, die kinderlos sind, ein Baby zu schenken. Und ich kann damit meiner eigenen Familie helfen und uns etwas aufbauen." Der Durchschnittsverdienst der Ukrainer ist 350 Euro im Monat. Eine Leihmutter verdient 15.000 Euro. Deshalb will Olena auch ein drittes Mal Leihmutter werden. Selbst wenn dann immer noch Krieg herrschen würde.

Sven und Doreen bleiben mit Lena schließlich über vier Wochen in der Ukraine. Damit Lena als ihre Tochter anerkannt wird, müssen sie genetische Tests und andere Unterlagen zusammentragen. In Kiew warten sie wochenlang auf einen Termin bei der deutschen Botschaft, um einen Pass für ihr Baby zu erhalten, obwohl 18 Kilometer entfernt Bomben einschlagen.

In der "37°"-Reportage wird klar: Noch immer sind durch den ungeklärten rechtlichen Status der Leihmutterschaft in Deutschland viele Fragen offen. Das bringt Probleme für die deutschen Wunscheltern, die ukrainischen Leihmütter, aber vor allem auch für die Wunschkinder, die im Krieg geboren werden.

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